Der Fälscher aus dem Jenseits
nicht glauben. Die Wirklichkeit sah bestimmt viel einfacher und sehr viel ernüchternder aus. Der Mann hatte nicht gelogen und die Anfrage an seine Vorgesetzten weitergeleitet, nur hielten ihn diese für unwürdig, zur Gegenspionage zu gehören. Michel de Rosier war niedergeschlagen und enttäuscht. Rosita teilte seine Frustration, denn er hatte ihr alles erzählt und seine unerschrockene junge Frau war fest entschlossen gewesen, alle Risiken mit ihm zu teilen.
So kann man sich denken, wie aufgeregt und erfreut er war, als sein Butler eines Tages im Salon erschien.
»Da ist ein Inspektor Bertino, der Sie sprechen möchte, Monsieur.«
Michel de Rosier sprang auf, um den Besucher zu begrüßen.
»Mein lieber Inspektor. Ich hatte gar nicht erwartet, Sie hier zu sehen.«
Inspektor Bertino sah mehr denn je wie ein Held in einem Krimi aus. Sein energisches Gesicht bekundete Entschlossenheit.
»Ich habe eine gute Nachricht für Sie, Herr Baron.«
»Sind Ihre Vorgesetzten einverstanden?«
»Die sind nicht nur einverstanden, sondern haben sogar bei einer besonders gefährlichen Mission an Sie gedacht.«
»Welche? Ich bin mit allem einverstanden.«
»Ein hoher Offizier gibt Ihnen später genauere Instruktionen.«
Obwohl Baron de Rosier vor Ungeduld platzte, hütete er sich, Fragen zu stellen, und ließ den Inspektor gehen, ohne dass dieser nähere Einzelheiten erzählt hatte. Eine weitere Woche verstrich, endlos, unerträglich, bis der Baron die Überraschung seines Lebens erlebte.
Ein Militärfahrzeug fuhr plötzlich in den Hof seines Stadthauses. Am Steuer saß ein einfacher Soldat, der einem Oberstleutnant in Paradeuniform die Wagentür öffnete. Michel de Rosier rannte die Treppe hinunter, um ihn zu begrüßen. Steif stellte sich der Offizier vor. Man spürte den Menschenführer, der Verantwortung gewohnt war.
»Oberstleutnant Berthier, stellvertretender Leiter der Abteilung Zentraleuropa.«
»Darf ich Sie in den Salon bitten, Herr Oberst?«
Bei einem Glas Kognak entspannte sich der Oberstleutnant ein wenig.
»Was ich Ihnen jetzt sage, ist natürlich streng vertraulich. Auf dem Schwarzmarkt wird ein Behälter mit sechzig Kilo uranhaltigem Sand angeboten, und die Russen stehen kurz davor, ihn zu kaufen. Sie werden mir beipflichten, dass dieser Kauf eine Katastrophe wäre.« Baron de Rosier zog ein erschrockenes Gesicht.
»Das muss um jeden Preis verhindert werden! Kann der französische Geheimdienst ihn nicht vorher kaufen?«
»Womit, mein Guter? Wir hängen von Politikern ab, die die Gefahr unterschätzen. Wir haben nur ein winziges Budget, in dem kein Heller für eine solche Transaktion übrig ist. Nein, nein, ein großzügiger Patriot müsste den Behälter kaufen. Leider ist er sehr teuer: 10 000 000.«
»Das ist kein Problem, Oberst. Das Geld steht Ihnen zur Verfügung.«
Der Offizier lächelte breit, was den Baron mit Genugtuung erfüllte.
»Ich wusste, dass man auf Sie zählen kann, Rosier. Bertino hat sich nicht getäuscht, Sie sind in Ordnung. Aber keine Sorge, Sie sollen das Geld nur vorstrecken. Die Spanier beteiligen sich an der Sache.«
Oberstleutnant Berthier ließ sich einen zweiten Kognak einschenken und senkte die Stimme, um die ganze Angelegenheit zu erklären. Francos Spanier, »unsere besten Verbündeten gegen die Roten«, seien bereit, 17 000 000 für den Behälter zu zahlen. Man müsste ihnen das Uran also nur überbringen. Danach bekäme Michel de Rosier seine 10 000 000 zurück und könnte den Gewinn der DST überlassen.
Kaum hatte er alles erklärt, holte der Baron ohne überflüssige Worte sein Scheckbuch und stellte die verlangte Summe aus, die tatsächlich beachtlich war, an die 150 000 Euro. Er lächelte schüchtern, als er dem stellvertretenden Abteilungsleiter für Zentraleuropa den Scheck überreichte.
»Kann mich meine Frau begleiten, Herr Oberst? Sie ist ganz erpicht darauf. Man kann ihr vertrauen.«
Der Offizier runzelte die Stirn. Mit der Bitte hatte er offenbar nicht gerechnet. Nachdem er jedoch einen Moment geschwiegen hatte, steckte er den Scheck mit einem zustimmenden Nicken ein.
»Ich vertraue Ihnen, Rosier. Das mit Ihrer Frau geht in Ordnung. Aber wenn Sie morgen die Ware in Empfang nehmen, müssen Sie allein sein. Mitternacht, Rue des Vinaigriers, Alfortville.«
Die Rue des Vinaigriers in Alfortville war eine stockdunkle Straße voller Schlaglöcher, die nur hier und da von einer Gaslaterne schwach beleuchtet wurde. Baron Michel de Rosier bemerkte einen
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