Der Fälscher aus dem Jenseits
Ganze im Wert von mindestens 50 000 000 Franc oder 750 000 Euro. Er wirkte ganz ergriffen.
»Der General möchte Ihnen persönlich seine Dankbarkeit bezeugen.«
»Welcher General?«
»Mein Vorgesetzter natürlich, der große Boss der Abteilung Zentraleuropa.«
Die Begegnung mit diesem fand kurz darauf in einem Salon des Café de la Paix statt. Selbst in Zivil flößte der General, ein stattlicher Mann um die fünfzig mit angegrauten Schläfen und dem Bändchen der Ehrenlegion an der Brust, Achtung ein. Dabei war er derselbe Mann, der in der Villa am Mittelmeer als Rewlow verkleidet aufgetaucht war. Léon Masiglia hatte allerdings erst eine Weile warten müssen, bis sein blaues Auge, das er der Faust des Barons verdankte, verschwunden war. Er verbeugte sich, um Rosita die Hand zu küssen, und umarmte ihren Mann herzlich.
»General Combaluzier. Liebe Freunde, ich finde keine Worte, um Ihnen meinen Dank auszudrücken.«
Er klopfte auf das jungfräuliche Jackenrevers des Barons.
»Das sieht ja traurig aus! Darauf bringen wir ein bisschen Farbe.«
»Mein General.«
»Aber, aber! Für Weihnachten verspreche ich Ihnen die Ehrenlegion, mein Lieber.«
Wie es großen Schauspielern manchmal unterläuft, übertrieb Léon Masiglia seine Rolle etwas. Einen Orden zu versprechen war etwas Konkretes, was sein Opfer irgendwann alarmieren musste. Allerdings hatte der Betrug schon solche Ausmaße angenommen, dass er nicht mehr lange weitergehen konnte.
Zu Weihnachten stürzte sich Baron Michel de Rosier auf das Journal officiel, jedoch nur um festzustellen, dass er in der Liste derjenigen, denen die Ehrenlegion verliehen wurde, nicht vorkam. Schwer enttäuscht rief er das Verteidigungsministerium und die DST an. Doch hatte dort niemand je etwas von General Combaluzier, Oberstleutnant Berthier oder Inspektor Bertino gehört. Man riet ihm, Anzeige zu erstatten. Was er auch tat.
Die drei Komplizen hatten zwar eine überschäumende Fantasie bewiesen, ließen es jedoch an Vorsicht fehlen. Statt unterzutauchen, wurde der Pseudo-Oberstleutnant Berthier, César Carducci, schon am 1. Januar im Haus der Rosiers verhaftet. Als galanter Mann überbrachte er der Baronin kandierte Maronen. Auch die beiden anderen leisteten ihm bald Gesellschaft im Kittchen.
Léon Masiglia gestand bereitwillig, dass ihm sein Pseudonym Combaluzier erst kurz vor dem Treffen im Aufzug eingefallen war. Der Schmuck war längst verkauft und das Geld verprasst. Von den Millionen, die der Baron für das Vaterland gestiftet hatte, war praktisch nichts mehr übrig.
Blieb noch der eigentliche Gegenstand der ganzen Transaktion, nämlich die vier 6o-Liter-Behälter und der Metallzylinder, die im Keller des Privathauses deponiert waren. Um kein Risiko einzugehen, wurden die sperrigen Objekte von Spezialisten abgeholt und in einem Speziallastwagen zum Kontrollzentrum im Fort Châtillon gebracht. Sie enthielten nur feuchten Sand. Der Prozess gegen Sauveur Bertino, Léon Masiglia und César Carducci wurde einige Monate später vor der 13. Strafkammer von Paris eröffnet. Als guter Verlierer erkannte Baron Michel de Rosier seine eigene Naivität an, weigerte sich aber, die Angeklagten zu belasten.
»Das war alles allein meine Schuld. Ich war dumm, möchte aber nicht taktlos sein.«
Er lachte auch mit den anderen, als der Gerichtsvorsitzende ausrief: »Sand zu dem Preis! Schämen Sie sich nicht?« und Léon Masiglia, der den slawischen Akzent von Rewlow und den geschraubten Tonfall von Combaluzier abgelegt hatte, erwiderte mit einem ausgeprägten Marseiller Akzent: »Aber das war Sand aus Martigues, Herr Vorsitzender, der teuerste!«
SauveurBertino und César Carducci wurden zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, Léon Masiglia zu achtzehn Monaten. Die Geschichte der Uraniumbehälter endete in fröhlicher Stimmung und der Krieg mit den Russen fand nie statt. Was kann man mehr verlangen?
Zerstreute Möbelpacker
Frankreich, 1947. Paris war wie ausgestorben und viele Pariser nutzten das verlängerte Wochenende für einen Ausflug aufs Land, vor allem jene, die sich ein Auto leisten konnten.
Zu ihnen gehörte auch Monsieur Martin, ein leidenschaftlicher Kunstsammler, der trotz seiner jungen Jahre bereits Rentner und ein vom Glück verwöhnter Mann war. Monsieur Martin war also für ein paar Tage verreist und Madame Michalon, die liebenswürdige Concierge, nahm die Gelegenheit wahr, sich ein wenig aufzuspielen.
Plötzlich hielt ein Möbelwagen vor dem Vorgarten
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