Der Fälscher aus dem Jenseits
schwarzen Wagen, der an einer finsteren Stelle parkte, und hielt neben ihm. Zwei Männer stiegen aus. Sie trugen Regenmäntel und tief in die Stirn gezogene Hüte. Dennoch erkannte er den Oberstleutnant und den Inspektor. Letzterer öffnete den Kofferraum seines Wagens.
»Wir dürfen keine Zeit verlieren!«
Baron de Rosier erkannte einen mit Blei und Isolierband umwickelten Metallzylinder mit einem Aufkleber: GEFAHR. NICHT ÖFFNEN. Er half Inspektor Bertino, ihn in den eigenen Kofferraum zu hieven. Als sie damit fertig waren, flüsterte Oberstleutnant Berthier: »Bringen Sie das Paket nach Saint-Jean-de-Luz. Dort erhalten Sie weitere Instruktionen.«
»Wann soll ich aufbrechen?«
»Gleich morgen Früh. Noch eines: Wenn Sie merken, dass Sie verfolgt werden, lassen Sie alles sausen und verstecken Sie sich in Ihrer Villa am Mittelmeer. Warten Sie dann dort.«
Michel de Rosier hätte noch gern ein, zwei Fragen gestellt, doch der Oberst und sein Stellvertreter waren schon wieder in den schwarzen Wagen gestiegen, der mit quietschenden Reifen anfuhr.
Daraufhin begann für Michel de Rosier und seine entzückende Frau Rosita ein unglaubliches Abenteuer. Da sie die Strahlung fürchteten, hatten sie sich für alle Fälle Jacken aus Asbest schneidern lassen, die ihnen ein, gelinde gesagt, unelegantes Aussehen verliehen. Zum Glück war es so kalt, dass sie ihre Mäntel anbehalten konnten.
Die Gefahr kam allerdings nicht von der Strahlung. Als sie sich Saint-Jean-de-Luz näherten, stellte Baron de Rosier fest, dass sie verfolgt wurden. Ein Wagen war ständig im Rückspiegel zu sehen. Sofort befolgte er seine Instruktionen und schlug den Weg an die Côte d’Azur ein. Sein geheimnisvoller Verfolger klebte bis zum Schluss an ihm.
Wie man ihm befohlen hatte, wartete er dort, den Behälter immer noch im Kofferraum. Doch statt des französischen Geheimdienstes nahmen ganz andere Leute Kontakt mit ihm auf. Einen Tag nach seiner Ankunft in der Villa klingelte es an der Tür. Als er aufmachte, stand er einem Individuum mit buschigem braunen Schnurrbart Auge in Auge gegenüber. Der Mann sprach mit starkem slawischen Akzent.
»Mein Name Rewlow. Ich kommen wegen Gegenstand in Auto.«
Der Baron erbleichte. Er wäre perplex gewesen, wenn man ihm verraten hätte, dass er den anderen schon einmal gesehen hatte. Allerdings hätte er schon ein außergewöhnlicher Physiognomiker sein müssen, um in dem russischen Spion den unbedeutenden Soldaten, der den Wagen des Obersts gefahren hatte, wiederzuerkennen. Léon Masiglia, der beide Rollen spielte, besaß eine echte Begabung für Verkleidungen. Der Baron packte ihn am Kragen der Jacke.
»Du Mistkerl! Wie kannst du es wagen?«
»Ich gebe dreißig Millionen, Herr Baron.«
Unter einem Hagel von Faustschlägen floh der falsche Rewlow so gut es ging. Am Abend erzählte der überglückliche Baron seine Heldentat Inspektor Bertino, der endlich angerufen hatte. Michel de Rosier fügte noch hinzu: »Ich hätte das Schwein abknallen sollen. Schließlich hatte ich einen Revolver.«
Auf einmal klang die Stimme des Agenten der DST am anderen Ende der Leitung erschrocken.
»Bloß nicht! Tun Sie so etwas nie. Das wäre gegen alle Instruktionen.«
Der Baron musste versprechen, nie wieder eine Waffe zu tragen. Anschließend beruhigte sich der Inspektor etwas.
»Kehren Sie mit dem Gegenstand nach Paris zurück. Sie erhalten dort weitere Instruktionen.«
In Paris bestanden die Instruktionen aus einem erneuten Besuch von Oberstleutnant Berthier. Dieser wirkte viel entspannter und herzlicher als beim ersten Mal.
»Meinen Glückwunsch, Rosier. Sie haben sich sehr gut gehalten. Aber ich sehe Ihre reizende Gattin nirgendwo.«
»Darf sie bei unserem Gespräch dabei sein?«
»Natürlich. Sie gehört jetzt zu uns.«
Schüchtern gesellte sich Rosita dazu. Danach erklärte der stellvertretende Leiter der Abteilung Zentraleuropa: »Wir haben noch drei andere Behälter und einen Zylinder mit schwerem Wasser gefunden. Die kosten fünfzig Millionen. Überflüssig zu sagen, dass die DST so eine Summe einfach nicht besitzt.«
Zum ersten Mal wirkte Michel de Rosier unsicher. »Aber ich habe nur noch zehn Millionen auf dem Konto. Ich wüsste nicht, woher ich den Rest nehmen sollte. Es sei denn Rosita...«
Letztere zögerte nicht einen Moment.
»Ich hole meinen Schmuck. Der ist mindestens vierzig Millionen wert.«
Kurz darauf hielt der Oberstleutnant den Scheck des Barons und Rositas Schmuck in Händen, das
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