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Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer: Roman (German Edition)

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Capus
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Anschließend Spaziergang zum Hafenportal der Kriegsmarine. Vor dem Schlagbaum standen zwei Wachsoldaten. Als die d’Oriano sie ansprach, verwehrten sie ihr den Zutritt.
    Danach Rückkehr in die Pension »Talia«. Keine weiteren Vorkommnisse bis zum Abend. Um 22 Uhr 18 trat die d’Oriano erneut aus dem Haus, diesmal mit ihrer neuen Reisetasche, und begab sich auf direktem Weg zum Bahnhof Piazza Principe. In der Halle kaufte sie einen Fahrschein zweiter Klasse für den Nachtzug nach Neapel. Kurz vor der Abfahrt des Zuges warf sie in der Bahnhofshalle einen Brief ein, worauf die beiden Geheimpolizisten sich aufteilten. Der eine folgte ihr auf den Bahnsteig und setzte sich nach der Abfahrt des Zuges um 23 Uhr 14 zu ihr ins Abteil, während der andere den Briefkasten öffnete und den Brief behändigte. Der Brief steckte in einem rosa Umschlag und war an einen Emilio Brayda in Turin adressiert.

    Mein Liebster,

    ich warte ungeduldig auf Neuigkeiten von Dir, bitte lass recht bald von Dir hören. Du kennst mich doch und weißt, dass ich sonst unglücklich werde und immer gleich das Schlimmste denken muss.
    Wenn Du nur wüsstest, was für Ängste ich ausstehe! Bitte schreib mir, dass alles in Ordnung ist und dass Du mich nicht vergessen hast. Ich bete jeden Tag zur Heiligen Mutter Gottes für uns und hoffe inständig, dass sie meine Gebete erhört.
    Ich küsse und küsse und küsse Dich,

    Deine Antonia

    Der Geheimpolizist trug den Brief aufs Kommissariat und erhitzte ihn mittels eines handelsüblichen Bügeleisens, das dort zu diesem Zweck bereitlag, bis das Schreibpapier sich zu bräunen begann und zwischen den Zeilen des Liebesbriefs eine zweite, bisher unsichtbare Nachricht hell hervortrat, die mit Salzwasserlösung in Blockbuchstaben verfasst worden war und bis auf den heutigen Tag im italienischen Staatsarchiv in Rom eingesehen werden kann.

    Hafen von Genua STOP
    4 Schnellboote STOP
    Kreuzer Roma zu Flugzeugträger umgebaut STOP
    Alles sehr schwer zu erkennen STOP
    Weiterreise nach Neapel STOP FINAL .

    Die nächtliche Eisenbahnfahrt nach Neapel verlief ereignislos, der Zug traf am Montag Morgen, dem 15. Dezember 1941, um 10 Uhr 30 in Napoli Centrale ein. Als Laura d’Oriano sich auf dem Bahnhofplatz nach einem Taxi umsah, sprach ein Soldat sie an und lud sie zum Kaffeetrinken ein. Sie lehnte dankend ab, fragte aber den Soldaten, ob der Hafen für Zivilpersonen zugänglich sei. Als er ihr dazu keine Auskunft geben konnte, winkte sie ein Taxi herbei und stieg ein.
    Der Soldat wurde in der Folge polizeilich angehalten und zur Befragung aufs Bahnhofskommissariat gebracht. Dort konnte er glaubhaft darlegen, dass er die Frau nicht kenne und sie nur angesprochen habe, weil sie ihm wegen ihres blondierten Haars und der guten Kleidung aufgefallen sei.
    Das Taxi fuhr auf direktem Weg zur Pension »Lombardi« in der Via Angiporto, wo Laura ein Zimmer für unbestimmte Zeit bezog und die Miete für einen Monat im Voraus bezahlte. In den folgenden zwei Tagen bummelte sie wiederholt durch die Altstadt und spazierte am Hafen entlang, ohne mit jemandem in Verbindung zu treten.
    Am Abend des 16. Dezember ging sie ins Kino und kam mit einem Unteroffizier in Uniform ins Gespräch. Er beteuerte nachher in der polizeilichen Befragung ebenfalls, die Frau nie zuvor gesehen zu haben, auch habe er mit ihr nicht über militärische Belange gesprochen.
    Nach dem Kino ging Laura d’Oriano allein auf direktem Weg zurück in die Pension. Für den Rest der Nacht wurden keine weiteren Vorkommnisse registriert.
    Am frühen Morgen des 17. Dezember verließ sie noch vor Tagesanbruch überraschend die Pension, lief zum Hauptbahnhof und kaufte eine Fahrkarte für den Schnellzug um 07 Uhr 30 nach Rom. Kurz vor der Abfahrt warf sie wiederum einen Brief ein.

    Lieber Cousin,

    hier ein paar Zeilen, um Dir mitzuteilen, dass es meiner Frau jetzt besser geht. Wir haben schreckliche Ängste ausgestanden wegen dieser Krankheit, die nun Gott sei Dank vorbei ist, hoffentlich für immer. Vor allem Mama ist froh, nicht mehr solche Angst haben zu müssen.
    Wir hoffen, Dich bald wiederzusehen, dann erkläre ich Dir alles genauer. Und Du, wie geht es Dir? Ich hoffe, gut. Lass von Dir hören, wir freuen uns immer sehr über Nachrichten von Dir.
    Papa umarmt Dich, alle hier im Haus lassen Dich herzlich grüßen. Und ich entbiete Dir meinen kräftigen Handschlag. Auf bald!

    Bartoly

    Auch dieser Brief wurde mit einem Bügeleisen erwärmt und gebräunt. Zwischen den

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