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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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und alles war blutüberströmt,
    sogar mein Pyjama und mein Bademantel. Halb grauste es mir und halb faszinierte es mich. Ich
    sah sozusagen aus wie ein echter Kerl. Ich hatte erst ungefähr zweimal in meinem Leben
    eine Rauferei mitgemacht und beide Male verloren. So »echt« bin ich gar nicht. Ich bin
    Pazifist, falls das jemand interessiert.
Ich vermutete, daß Ackley wahrscheinlich den ganzen Lärm gehört hatte und wach war. Deshalb
    ging ich durch die Vorhänge zum Duschraum in sein Zimmer, nur um nachzusehen, was er
    machte.
Ich ging fast nie in sein Zimmer. Es war immer ein sonderbarer Gestank darin, weil er so
    unsauber war.

7. Kapitel
    Von unserem Zimmer fiel durch den Duschraum ein schwacher Lichtschimmer zu ihm hinein. Ich
    konnte erkennen, daß er im Bett lag. Ich wußte ganz genau, daß er hellwach war.
»Ackley?« sagte ich. »Bist du wach?«
»Ja.«
Es war ziemlich dunkel. Ich trat auf irgendeinen Schuh am Boden und wäre fast umgefallen.
    Ackley setzte sich im Bett auf und stützte sich auf den Arm. Sein Gesicht war dick mit weißer
    Salbe eingeschmiert, gegen die Pickel. Er sah im Dunkeln ganz gespenstisch aus. »Was machst
    du?« fragte ich.
»Was ich mache? Ich habe versucht zu schlafen, bis ihr mit dem Höllenspektakel angefangen habt.
    Wegen was habt ihr euch denn überhaupt geprügelt?«
»Wo ist der Schalter?« Ich konnte den Lichtschalter nicht finden. Ich tastete die ganze Wand
    ab.
»Warum mußt du Licht haben?... Dort neben deiner Hand.«
Endlich fand ich den Schalter. Ackley hielt sich die Hand über die Augen, weil es ihn
    blendete.
»Großer Gott!« sagte er dann. »Was ist denn mit dir passiert?« Er meinte das Blut und
    alles.
»Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit Stradlater«, sagte ich. Dann setzte ich mich auf
    den Boden. Die beiden hatten nie Stühle in ihrem Zimmer. Ich weiß nicht, was zum Kuckuck sie
    mit ihren Stühlen machten. »Hör mal«, fragte ich, »hättest du Lust auf ein bißchen Canasta?« Er
    spielte gern Canasta.
»Du blutest immer noch. Du solltest etwas drauftun.«
»Das hört von selber auf. Aber hättest du nicht Lust auf Canasta?«
»Canasta, Herr im Himmel! Weißt du vielleicht, wie spät es ist?«
»Es ist noch gar nicht so spät. Erst ungefähr elf, oder erst halb zwölf.«
» Erst !« sagte er. »Ich muß doch morgen früh aufstehn und in die Messe gehn, um Himmels
    willen. Ihr fangt da einfach einen Höllenlärm an, mitten in der verdammten - wegen was habt ihr
    euch denn überhaupt verprügelt?«
»Das ist eine lange Geschichte. Ich will dich nicht damit langweilen, Ackley. Ich habe nur dein
    Wohl im Auge«, sagte ich. Ich informierte ihn nie über meine Privatangelegenheiten.
Vor allem deshalb nicht, weil er sogar noch dümmer war als Stradlater. Im Vergleich zu ihm war
    Stradlater ein gottverdammtes Genie. »He«, sagte ich, »kann ich wohl heute nacht in Elys Bett
    schlafen? Er kommt doch erst morgen abend zurück, nicht?« Ich wußte ganz genau, daß Ely nicht
    vorher zurückkommen würde. Er fuhr fast jedes Wochenende nach Hause.
»Verdammt, ich weiß doch nicht, wann er zurückkommt«, sagte Ackley.
Junge, wie mich das ärgerte. »Was zum Teufel soll das heißen, daß du nicht weißt? Er kommt
    überhaupt nie vor Sonntagabend.«
»Nein, aber verflucht noch mal, ich kann deshalb doch nicht jedermann sagen, sie könnten in
    seinem verdammten Bett schlafen, wenn sie Lust dazu hätten.«
Das war mir zuviel. Ich streckte von meinem Sitzplatz am Boden den Arm aus und klopfte ihm auf
    die Schulter. »Du bist ein Prinz, Kleiner«, sagte ich. »Weißt du das?«
»Nein, im Ernst - ich kann doch nicht jedem sagen, er könne in Elys-«
»Du bist ein echter Prinz. Ein Gentleman und wahrer Studiosus, Kleiner.« Das stimmte ja
    sogar.
»Hast du zufällig Zigaretten da? Sag nein, sonst falle ich tot um.«
»Nein, ich habe tatsächlich keine. Aber wegen was habt ihr euch verprügelt?«
Ich gab keine Antwort. Ich stand nur auf, ging ans Fenster und schaute hinaus. Ich fühlte mich
    plötzlich so allein. Am liebsten wäre ich tot gewesen.
»Wegen was zum Teufel habt ihr euch geprügelt?« fragte Ackley zum fünfzigstenmal. Er war
    wirklich hartnäckig. »Wegen dir«, sagte ich.
»Um Himmels willen, wegen mir?«
»Jawohl. Ich habe deine verdammte Ehre verteidigt. Stradlater sagte, du wärst ein ekelhafter
    Mensch. Das konnte ich ihm nicht durchgehen lassen.«
Ackley wurde ganz aufgeregt. »Wirklich? Im Ernst? Hat er das wirklich gesagt?«
Ich sagte, es sei

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