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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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als daß Romeo und Julia
    sterben. Ich habe eben Romeo überhaupt nicht mehr so gern gehabt, nachdem Mercutio von diesem
    andern umgebracht wurde - von Julias Vetter - wie hieß der nur?«
»Tybalt.«
»Stimmt. Tybalt«, sagte ich - ich vergesse seinen Namen immer wieder. »Daran war Romeo schuld.
    Diesen Mercutio hatte ich im ganzen Stück am liebsten. Ich weiß nicht. Alle diese Montagues und
    Capulets sind schon recht - besonders Julia -, aber Mercutio war - ich kann es nicht recht
    erklären. Er war klug und unterhaltend und so. Es macht mich immer verrückt, wenn jemand
    umgebracht wird - besonders, wenn er so klug und unterhaltend und so ist -, und wenn jemand
    anderer daran schuld ist. Romeo und Julia waren jedenfalls selber schuld.«
»In welcher Schule sind Sie, mein Lieber?« fragte sie.
Vermutlich wollte sie von diesem Romeo-und-Julia-Thema loskommen.
Ich antwortete, ich sei in Pencey, und sie hatte den Namen schon gehört. Das sei eine sehr gute
    Schule, sagte sie. Ich ließ es dabei. Dann sagte die andere, die Geschichtslehrerin, daß sie
    sich auf den Weg machen müßten. Ich nahm ihren Bestellzettel, aber sie wollten mich nicht
    bezahlen lassen.
Die mit der Brille nahm mir den Zettel wieder weg.
»Sie sind schon mehr als großzügig gewesen«, sagte sie. »Sie sind sehr lieb.« Sie war wirklich
    sympathisch. Sie erinnerte mich ein bißchen an Ernest Morrows Mutter, der ich im Zug begegnet
    war. Hauptsächlich, wenn sie lächelte. »Wir haben uns so gerne mit Ihnen unterhalten«, sagte
    sie.
Ich antwortete, ich hätte auch sehr gerne mit ihnen gesprochen. Das meinte ich ganz ehrlich. Es
    hätte mir vielleicht noch mehr Vergnügen gemacht, wenn ich bei dem ganzen Gespräch nicht
    gefürchtet hätte, daß sie plötzlich versuchen würden herauszufinden, ob ich katholisch sei.
    Katholiken wollen immer herausfinden, ob man katholisch ist. Ich erlebe das oft, weil mein
    Familienname irisch ist und die meisten Leute irischer Abstammung katholisch sind.
Tatsächlich war mein Vater früher katholisch. Er trat aus, als er meine Mutter heiratete. Aber
    auch wenn die Katholiken überhaupt nicht wissen, wie man heißt, wollen sie immer herausfinden,
    ob man katholisch ist. In Whooton lernte ich einen katholischen Schüler namens Louis Gorman
    kennen. Er war der erste, dem ich dort begegnete. Er und ich saßen am ersten Schultag vor dem
    verdammten Krankensaal, weil wir auf die obligatorische Untersuchung warten mußten, und dabei
    fingen wir an, über Tennis zu reden. Er interessierte sich sehr für Tennis und ich auch. Er
    sagte, er gehe jeden Sommer auf die Turniere in Forest Hills, und ich sagte, das täte ich auch,
    und dann redeten wir eine Weile über Tenniskanonen. Für sein Alter verstand er ziemlich viel
    davon. Dann fragte er mitten im Gespräch: »Hast du zufällig gesehen, wo hier die katholische
    Kirche ist?« An der Art, wie er fragte, merkte man deutlich, daß er nur herausfinden wollte, ob
    ich katholisch sei. Nur das. Er hatte keine Vorurteile oder so, aber er wollte es einfach
    wissen.
Er unterhielt sich gern über Tennis, aber er hätte sich noch lieber darüber unterhalten, wenn
    ich katholisch gewesen wäre. So etwas macht mich verrückt. Ich behaupte nicht, daß es unser
    Gespräch störte - das nicht -, aber es half dem Gespräch wahrhaftig auch nicht weiter. Deshalb
    war ich eben froh, daß diese beiden Nonnen nicht danach fragten, ob ich katholisch sei.
Es hätte unser Unterhaltung zwar nicht verdorben, aber wahrscheinlich wäre dann doch alles
    anders geworden. Ich werfe das den Katholiken nicht vor; das sicher nicht.
Vermutlich wäre ich genauso wie sie, wenn ich katholisch wäre. Es ist eigentlich dasselbe wie
    mit den Koffern, von denen ich vorhin geredet habe. Ich will damit nur sagen, daß es nicht
    gerade zu einem netten Gespräch beiträgt. Mehr meine ich nicht damit.
Als die beiden Nonnen gehen wollten, tat ich etwas Blödes und Peinliches. Ich rauchte gerade,
    und während ich aufstand und mich verabschiedete, blies ich ihnen aus Versehen Rauch ins
    Gesicht. Ich tat es absolut nicht absichtlich. Ich entschuldigte mich wahnsinnig, und sie
    reagierten sehr höflich und nett, aber es war doch sehr peinlich.
Als sie fort waren, tat es mir leid, daß ich ihnen nur zehn Dollar für ihre Sammlung gegeben
    hatte.
Aber ich hatte mich ja mit Sally Hayes für diese Matinee verabredet und mußte noch etwas Geld
    für die Karten und alles übrige behalten. Dieses verfluchte Geld. Es führt

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