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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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oder Capitol
    oder wie diese blöden Löcher sonst noch heißen.
Alle waren fein angezogen, da es Sonntag war, und das machte es nur noch schlimmer. Das
    Schlimmste war aber, daß ihnen allen wirklich daran lag, ins Kino zu gehen. Ich konnte ihren
    Anblick nicht vertragen. Ich kann verstehen, daß jemand ins Kino geht, weil er nichts anderes
    zu tun hat, aber wenn die Leute wirklich darauf aus sind und sich sogar beeilen, um möglichst
    schnell hinzukommen, dann deprimiert mich das wahnsinnig. Besonders, wenn sie zu Hunderten
    Schlange stehen, den ganzen Häuserblock entlang, und mit dieser schrecklichen Geduld auf einen
    Platz warten. Ich konnte nicht schnell genug von dem verdammten Broadway wegkommen. Zum Glück
    fand ich schon im ersten Geschäft die Platte Little Shirley Beans. Ich mußte fünf Dollar dafür
    bezahlen, weil sie so schwer zu bekommen ist, aber das war mir gleichgültig. Ich war plötzlich
    ganz glücklich, Herr im Himmel. Ich konnte kaum abwarten, in den Park zu kommen, um Phoebe zu
    suchen und ihr die Platte zu geben.
Als ich aus dem Grammophongeschäft kam, ging ich in eine Telefonkabine. Ich dachte, ich könnte
    vielleicht Jane erwischen und fragen, ob sie schon Ferien habe. Aber leider nahm ihre Mutter
    das Telefon ab, so daß ich wieder einhängen mußte. Ich hatte keine Lust, mich mit ihr in ein
    endloses Gespräch zu verstricken. Ich reiße mich ohnedies nicht darum, mit diesen Müttern zu
    telefonieren.
Aber ich hätte sie wenigstens fragen sollen, ob Jane schon da sei. Daran wäre ich nicht
    gestorben.
Aber ich hatte keine Lust dazu. Man muß in der richtigen Stimmung dafür sein. Ich mußte noch
    diese elenden Karten kaufen und sah in einer Zeitung nach, was gespielt wurde. Da es Sonntag
    war, standen nur drei Theater zur Wahl. Ich kaufte also zwei Sperrsitze für I know My
    Love . Es war eine Wohltätigkeitsvorstellung, und ich selber brannte nicht darauf, dorthin
    zu gehen, aber ich wußte, daß die gute Sally Purzelbäume schlagen würde, weil die Lunts darin
    auftraten. Sie hatte eine Vorliebe für sogenannte geistreiche Theaterstücke, besonders mit den
    Lunts darin. Ich nicht. Mir gefallen Schauspiele überhaupt nie, falls das jemand interessiert.
    Sie sind weniger schlimm als Filme, aber hinreißend kann ich sie deshalb doch nicht finden.
    Erstens einmal kann ich die Schauspieler nicht ausstehen. Sie benehmen sich nie natürlich. Sie
    bilden es sich nur ein. Den Besten gelingt es zwar manchmal bis zu einem gewissen Grad, aber
    auch nicht so, daß man Freude daran haben könnte.
Und wenn ein Schauspieler wirklich gut ist, merkt man immer, daß er es selber weiß, und das
    verdirbt die Wirkung.
Zum Beispiel Laurence Olivier. Ich sah ihn als Hamlet. D.B. lud Phoebe und mich letztes Jahr
    dazu ein. Zuerst aßen wir auswärts zu Mittag, und dann gingen wir hin. D.B. hatte das Stück
    schon gesehen und erzählte beim Essen so davon, daß ich wirklich gespannt wurde. Aber dann
    gefiel es mir nicht. Ich sehe einfach nicht ein, was an Sir Laurence Olivier so fabelhaft sein
    soll.
Er hat eine tolle Stimme und sieht sehr gut aus, und man beobachtet ihn auch gern, wenn er
    herumgeht und sich duelliert oder was weiß ich, aber er spielte nicht im geringsten so, wie
    D.B. den Hamlet beschrieben hatte. Er war viel eher irgendein verdammter General als ein
    bedrückter, verzweifelter Mensch.
Das Beste im ganzen Film war die Stelle, wo Ophelias Bruder - der sich am Schluß mit Hamlet
    duelliert - fortgeht und von seinem Vater einen Haufen guter Ratschläge bekommt.
Während der Vater auf ihn einredete, machte Ophelia mit ihrem Bruder Unsinn, zog ihm den Dolch
    aus der Scheide und neckte ihn, und er versuchte die ganze Zeit, seinem Vater ernsthaft
    zuzuhören. Das war nett. Daran hatte ich wirklich Freude. Aber so etwas sieht man selten.
    Phoebe gefiel nur die Stelle, wo Hamlet seinem Hund den Kopf tätschelte.
Die fand sie komisch und schön, und das stimmte auch. Ich werde das Stück eben selber lesen
    müssen. Mein Fehler ist, daß ich das Zeug immer selber lesen muß. Wenn es ein Schauspieler
    darstellt, höre ich kaum zu. Ich warte dann nur darauf, daß er gleich wieder etwas Unechtes
    tut.
Als ich die Karten hatte, fuhr ich im Taxi zum Park. Ich hätte eigentlich mit der
    Untergrundbahn fahren sollen, weil mein Geld allmählich abnahm, aber ich wollte so rasch wie
    möglich von dem verdammten Broadway wegkommen.
Im Park war es abscheulich. Es war nicht sehr kalt, aber die Sonne kam immer

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