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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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- das genügt schon, daß sie einen
    hört.
Nach ungefähr einer Stunde war ich endlich in Phoebes Zimmer angelangt. Sie war aber nicht
    da.
Das hatte ich ganz vergessen. Sie schläft nämlich in D.B.s Zimmer, wenn er in Hollywood oder
    sonst irgendwo ist, weil er das größte Zimmer von allen hat. Und auch, weil ein wahnsinnig
    großer Schreibtisch darin steht, den D.B. einer alten Alkoholikerin in Philadelphia abgekauft
    hat, und ein riesiges, ungefähr zehn Kilometer langes und zehn Kilometer breites Bett. Ich weiß
    nicht, wo er dieses Bett her hat. Jedenfalls schläft also Phoebe gern in D.B.s Zimmer, wenn er
    fort ist, und er erlaubt es ihr. Das muß man einfach gesehen haben, wie sie ihre Aufgaben an
    diesem verrückten Schreibtisch macht. Er ist fast so groß wie das Bett. Phoebe ist kaum mehr zu
    sehen, wenn sie an ihren Aufgaben sitzt. So etwas gefällt ihr. Ihr eigenes Zimmer hat sie nicht
    gern, weil es zu klein ist, sagt sie. Das haut mich jedesmal um. Für was braucht die gute alte
    Phoebe Platz?
Für nichts.
Ich schlich also geräuschlos in D.B.s Zimmer und drehte die Schreibtischlampe an. Phoebe wachte
    nicht auf. Ich betrachtete sie eine Weile. Sie lag da und schlief mit ihrem Kopf irgendwie auf
    einer Seite des Kissens. Den Mund hatte sie weit offen.
Wenn Erwachsene schlafen und den Mund offen haben, sehen sie häßlich aus, aber Kinder nicht.
    Bei Kindern ist es ganz in Ordnung. Das Kissen kann sogar voll Speichel sein, und doch sehen
    sie noch nett aus.
Ich ging leise im Zimmer herum und schaute mir alles an. Zur Abwechslung fühlte ich mich einmal
    wohl. Sogar das Gefühl, daß ich Lungenentzündung bekommen könnte, war weg. Ich fühlte mich
    einfach nur wohl. Phoebes Kleider waren auf dem Stuhl am Bett. Für ein Kind ist sie sehr
    ordentlich.
Ich meine, sie wirft ihre Sachen nicht einfach herum wie andere Kinder. Sie ist gar nicht
    schlampig.
Die Jacke von einem braunen Kostüm, das meine Mutter ihr in Kanada gekauft hatte, hing an der
    Stuhllehne. Ihre Bluse und das übrige Zeug lag auf dem Sitz. Schuhe und Socken waren am Boden
    unter dem Stuhl, schön nebeneinander. Ich hatte die Schuhe noch nicht gesehen. Sie waren
    neu.
Dunkelbraune Halbschuhe, ähnlich wie meine. Sie paßten fabelhaft zu dem Kostüm, das meine
    Mutter ihr in Kanada gekauft hatte. Meine Mutter zieht sie immer nett an, das muß man sagen.
    Für manche Sachen hat meine Mutter wirklich Geschmack. Sie eignet sich nicht zum Schlittschuhe
    kaufen oder so, aber Kleider kann sie kaufen. Ich meine, Phoebe hat immer irgend etwas Tolles
    an.
Die meisten Kinder werden schrecklich angezogen, auch wenn die Eltern wohlhabend sind. Ich
    wollte, jedermann könnte Phoebe in dem Kostüm sehen, das meine Mutter ihr in Kanada gekauft
    hatte. Ganz im Ernst.
Ich setzte mich an D.B.s Schreibtisch und schaute mir alles an, was darauf lag. Das meiste
    gehörte Phoebe, Schulsachen und so. Hauptsächlich Bücher. Zuoberst lag eines mit dem Titel Lerne spielend rechnen . Ich schlug es auf und sah mir die erste Seite an. Phoebe hatte
    hingeschrieben:
Phoebe Weatherfield Caulfield
4B-I
Das warf mich um. Ihr zweiter Name ist Josephine, um Himmels willen nicht Weatherfield. Aber
    sie hat ihn nicht gern.
Jedesmal, wenn ich sie sehe, hat sie sich einen neuen zweiten Namen zugelegt.
Unter dem Rechenbuch lag ein Geographiebuch und unter dem Geographiebuch ein Übungsbuch für
    Rechtschreibung. Sie ist in allen Fächern gut, aber am besten kann sie Rechtschreibung.
    Zuunterst waren ein paar Notizbücher. Sie hat gegen fünftausend Notizbücher. Sicher gibt es
    kein anderes Kind, das so viele hat. Ich nahm eines und las die erste Seite.
Darauf stand:
Bernice kommt in der Pause ich muß dir etwas sehr wichtiges sagen.
Sonst nichts. Auf der zweiten Seite:
Warum sind im Süden von Alaska so viele Konservenfabriken?
Weil es so viel Lachs gibt.
Warum gibt es so viele wertvolle Wälder?
weil das Klima dafür gut ist.
Was hat unsere Regierung getan, um den Eskimos in Alaska das Leben zu erleichtern?
für morgen nachsehen!!!
Phoebe Weatherfield Caulfield
Phoebe Weatherfield Caulfield
Phoebe Weatherfield Caulfield
Phoebe W. Caulfield
Phoebe Weatherfield Caulfield Esq.
Bitte an Shirley weitergeben!!!!
Shirley du hast gesagt du bist Schütze aber du bist nur Stier
bring die Schlittschuhe mit wenn du zu mir kommst
Ich saß an D.B.s Schreibtisch und las das Notizbuch. Ich brauchte nicht lange dazu, und ich
    könnte solches Zeug, so ein Kindernotizbuch, den ganzen Tag und

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