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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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war also gut?« fragte ich.
»Glänzend, nur hatte Alice Schnupfen, und ihre Mutter fragte immer, ob sie sich grippig fühle.
    Mitten im Film. Immer mitten drin, wenn etwas Wichtiges kam, beugte sich die Mutter ganz über
    mich und fragte Alice, ob sie sich grippig fühle. Das ist mir auf die Nerven gegangen.«
Dann erzählte ich ihr von der Schallplatte. »Hör, ich hab dir eine Platte gekauft«, sagte ich.
    »Nur hab ich sie leider auf dem Heimweg zerbrochen.« Ich zog die Stücke aus der Manteltasche
    und zeigte sie ihr. »Das hat mich wahnsinnig geärgert«, sagte ich.
»Gib mir die Stücke«, sagte sie. »Ich heb sie auf.« Sie nahm sie mir aus der Hand und legte sie
    in die Nachttischschublade.
Sie kann mich einfach umwerfen.
»Kommt D.B. zu Weihnachten?« fragte ich.
»Möglicherweise, aber vielleicht auch nicht, hat Mutter gesagt. Es hängt von Verschiedenem ab.
    Vielleicht muß er in Hollywood bleiben und einen Film über Annapolis schreiben.«
»Über Annapolis , um Himmels willen!«
»Es ist eine Liebesgeschichte und so. Rate, wer drin spielen soll. Welcher Filmstar?
    Rate!«
»Das interessiert mich nicht, Annapolis , um Himmels willen. Lieber Gott, was weiß denn
    D.B. von Annapolis ? Was hat das denn mit dem zu tun, was er sonst schreibt?« sagte ich.
    So etwas macht mich verrückt. Dieses verdammte Hollywood. »Was hast du mit deinem Arm gemacht?«
    fragte ich.
Sie hatte ein großes Pflaster am Ellbogen. Das bemerkte ich deshalb, weil ihr Pyjama kurze
    Ärmel hatte.
»Dieser Curtis Weintraub aus meiner Klasse hat mir einen Stoß gegeben, als ich im Park die
    Treppe hinuntergegangen bin«, sagte sie. »Willst du's sehen?« Sie wollte schon das blöde
    Pflaster abreißen.
»Laß das Pflaster drauf. Warum hat er dich die Treppe hinuntergestoßen?«
»Weiß ich nicht. Er kann mich nicht leiden, glaub ich«, sagte Phoebe. »Eine andre und ich -
    Selma Atterbury - haben ihm Tinte auf die Windjacke geschmiert.«
»So etwas! Was bist du denn - ein Kind oder was zum Kuckuck?«
»Nein, aber immer, wenn ich im Park bin, läuft er mir überall nach. Die ganze Zeit läuft er
    hinter mir her. Er geht mir auf die Nerven.«
»Wahrscheinlich hat er dich gern! Das ist doch noch kein Grund, um ihm Tinte -«
»Ich will aber nicht, daß er mich gern hat.« Dann fing sie an, mich mit einem sonderbaren
    Ausdruck zu betrachten.
»Holden«, sagte sie, »wie kommt es, daß du nicht am Mittwoch kommst?«
»Was?«
Großer Gott, man muß sie jede Minute im Auge behalten.
Falls jemand denkt, daß sie nicht helle sei, so täuscht er sich gründlich.
»Warum kommst du nicht am Mittwoch?« fragte sie wieder. »Du bist doch nicht etwa geflogen oder
    was?«
»Ich habe dir's ja schon gesagt. Wir haben alle früher -«
»Doch, du bist geflogen! Doch, ich weiß!« sagte sie. Dann schlug sie mir mit der Faust aufs
    Bein.
Manchmal macht sie ordentlich von ihren Fäusten Gebrauch, wenn sie in der Stimmung dann
    ist.
»Doch, doch, ich weiß. O Holden!« Sie hielt sich die Hand vor den Mund. Sie kann oft wirklich
    sehr emotionell sein.
»Wer behauptet denn, daß ich geflogen bin? Kein Mensch hat so etwas-«
»Doch, du bist aber geflogen. Doch, doch!« sagte sie. Dann bearbeitete sie mich wieder mit
    ihrer Faust. Falls jemand denkt, das täte nicht weh, so ist er verrückt. »Dad bringt dich um!«
    sagte sie.
Dann warf sie sich auf den Bauch und zog sich das blöde Kissen übers Gesicht. Das tut sie oft.
    Sie benimmt sich manchmal richtig wie eine Irre.
»Hör jetzt auf damit«, sagte ich. »Kein Mensch bringt mich um. Niemand wird mir überhaupt nur-
    Komm, Phoebe, tu das blöde Kissen weg. Kein Mensch will mich umbringen.«
Sie wollte das Kissen aber nicht loslassen. Man kann nichts mit ihr machen, wenn sie etwas
    nicht will. Sie sagte nur immer: »Dad bringt dich um.« Unter dem verdammten Kissen konnte man
    sie kaum verstehen.
»Kein Mensch bringt mich um. Du hast wohl den Verstand verloren! Erstens gehe ich überhaupt
    nicht weg. Ich werde wahrscheinlich auf einer Farm eine Zeitlang arbeiten gehen oder so. Ich
    kenne diesen Jungen, dessen Großvater eine Farm in Colorado hat. Dort finde ich vielleicht
    Arbeit«, sagte ich. »Falls ich dorthin gehe, bleibe ich selbstverständlich mit dir in
    Verbindung. Komm jetzt. Tu das Kissen weg. He, Phoebe, hörst du? Bitte, sei so gut.«
Aber sie wollte nicht. Ich versuchte, es ihr wegzureißen, aber sie ist wahnsinnig stark. Man
    wird nicht mit ihr fertig. Wenn sie eim Kissen auf dem Gesicht behalten

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