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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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will, dann behält sie
    es eben »Bitte, Phoebe. Komm jetzt heraus«, sagte ich immer wieder »Komm, jetzt, he... He,
    Weatherfield. Komm heraus.«
Sie wollte aber nicht. Manchmal kann man überhaupt nicht mit ihr argumentieren. Schließlich
    ging ich ins Wohnzimmer und nahm mir ein paar Zigaretten aus der Schachtel, die auf dem Tisch
    steht, und steckte sie in die Tasche. Ich hatte keine mehr.

21. Kapitel
    Als ich zurückkam, hatte sie zwar das Kissen nicht mehr auf dem Gesicht - ich hatte das gewußt
    -, aber sie wollte mich immer noch nicht anschauen, obwohl sie jetzt auf dem Rücken lag. So
    bald ich mich wieder auf den Bettrand setzte, drehte sie ihr verrücktes Gesicht auf die andere
    Seite. Sie strafte mich mit Schweigen. Genau wie die Fechtmannschaft in Pencey, nachdem ich die
    blöden Floretts in der Untergrundbahn vergessen hatte.
»Was macht die gute Hazel Weatherfield?« fragte ich. »Hast du etwas Neues über sie geschrieben?
    Die Geschichte, die du ihm geschickt hast, ist in meinem Koffer auf dem Bahnhof. Sie ist
    ausgezeichnet.«
»Dad bringt dich um.« Wenn sie etwas im Kopf hat, dann hat sie es aber wirklich im Kopf.
»Nein, ganz sicher nicht. Schlimmstenfalls tobt er und schickt mich auf die verdammte
    Militärschule. Mehr nicht. Und außerdem bin ich ja nicht da. Ich bin weg. Wahrscheinlich in
    Colorado auf dieser Farm.«
»Daß ich nicht lache. Du kannst ja nicht einmal reiten.«
»Wer kann hier nicht reiten? Natürlich kann ich. Selbstverständlich. Das lernt man in zwei
    Minuten«, sagte ich.
»Laß das Zeug in Ruh.« Sie machte an ihrem Pflaster herum.
»Wer hat dir die Haare geschnitten?« fragte ich. Es war mir gerade aufgefallen, daß sie einen
    blöden Haarschnitt hatte. Viel zu kurz.
»Geht dich nichts an«, sagte sie. Manchmal kann sie sehr schnippisch sein. Wirklich richtig
    schnippisch. »Wahrscheinlich bist du wieder in jedem Fach durchgefallen«, sagte sie höchst
    schnippisch. Irgendwie klang es auch komisch. Manchmal redet sie genau in dem verdammten
    Lehrerton und ist doch noch ein kleines Kind.
»Nein, durchaus nicht«, sagte ich. »Im Englisch war ich gut.«
Dann zwickte ich sie aus reinem Blödsinn in ihr kleines Hinterteil. Sie lag auf der Seite, daß
    es auffallend herausstand.
Eigentlich hat sie überhaupt keines. Ich zwickte sie nicht fest, aber sie versuchte meine Hand
    wegzuschlagen. Nur traf sie daneben.
Plötzlich sagte sie: »Oh, warum hast du das getan?« Sie meinte damit, daß ich wieder geflogen
    war.
Ihr Ton machte mich irgendwie traurig.
»Ach Gott, Phoebe, frag noch nicht danach. Ich hab es satt, daß alle mich das fragen«, sagte
    ich. »Aus tausend Gründen. Pencey ist fast die schlimmste Schule, in der ich gewesen bin.
    Lauter verlogene Affen. Und gemeine Esel. So viele gemeine Esel auf einem Haufen sieht man in
    seinem ganzen Leben nicht mehr. Wenn sie zum Beispiel einen Budenzauber in irgendeinem Zimmer
    hatten und einer dabeisein wollte, hat ihn niemand hereingelassen, wenn es irgendein doofer
    Kerl mit Pickeln oder so war. Immer haben alle die Tür zugeschlossen, wenn einer hereinwollte.
    Und dann haben sie diese verdammte Geheimbrüderschaft, und ich war zu feig, um nicht
    beizutreten. Einer, Robert Ackley, ein furchtbar Langweiliger mit Pickeln, wollte auch
    mitmachen und versuchte immer beizutreten, aber ihn nahmen sie nicht auf. Einfach nur, weil er
    so langweilig war und Pickel hatte. Ich mag überhaupt nicht davon reden. So eine elende
    Dreckschule. Das kannst du mir glauben.«
Phoebe sagte nichts, aber sie hörte zu. Ich konnte ihrem Hals von hinten ansehen, daß sie
    zuhörte.
Sie hörte immer zu, wenn man ihr etwas erzählte. Und das Komische ist, daß sie ganz genau weiß,
    von was man redet.
Wirklich.
Ich redete weiter von Pencey. Ich war gerade in der Stimmung dazu.
»Sogar die paar netten Lehrer waren Heuchler«, sagte ich.
»Zum Beispiel dieser alte Mr. Spencer. Seine Frau hat uns immer heiße Schokolade gemacht und
    solches Zeug, und beide waren wirklich sehr nett. Aber du hättest ihn sehen sollen, wenn der
    Rektor, dieser Thurmer, in die Geschichtsstunde kam und sich hinten an die Wand setzte. Er kam
    immer und blieb ungefähr eine halbe Stunde dort sitzen. Das sollte wohl inkognito sein oder
    was. Dann fing er an, den alten Spencer zu unterbrechen und blöde Witze zu machen. Und dieser
    Spencer brachte sich fast um mit Kichern und Lächeln und allem, als ob Thurmer ein verdammter
    Fürst oder was weiß ich wäre.«
»Fluch nicht

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