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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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nehmen, aber ich bestand darauf.
Höchstwahrscheinlich hat sie die ganze Nacht mit der Mütze auf dem Kopf geschlafen. Sie hat so
    komische Mützen gern. Dann sagte ich noch einmal, ich würde mit ihr telefonieren, sobald ich
    Gelegenheit hätte, und dann ging ich weg.
Aus der Wohnung herauszukommen fand ich aus verschiedenen Gründen viel einfacher als das
    Hineinkommen.
Erstens war es mir jetzt absolut gleichgültig, ob sie mich erwischen würden.
Wirklich. Ich dachte, wenn sie mich erwischten, dann sollten sie mich eben erwischen. Es wäre
    mir irgendwie fast willkommen gewesen.
Ich fuhr diesmal nicht mit dem Lift, sondern ging die ganze Treppe zu Fuß hinunter. Über die
    Hintertreppe. Ich hätte mir an den ungefähr zehn Millionen Mülleimern fast den Hals gebrochen,
    aber zu guter Letzt war ich glücklich unten. Der Liftboy bekam mich gar nicht zu Gesicht.
    Vermutlich denkt er, ich wäre heute noch oben bei den Dicksteins.

23. Kapitel
    Mr. und Mrs. Antolini hatten eine sehr elegante Wohnung am Sutton Place, mit einem Wohnzimmer,
    das zwei Stufen tiefer lag als der Eingang, und einer Bar und so. Ich war schon mehrmals dort
    gewesen, denn nachdem ich von Elkton Hills fortgegangen war, hatte Mr. Antolini ziemlich oft
    bei uns zu Abend gegessen, um über mich auf dem laufenden zu bleiben. Damals war er noch nicht
    verheiratet. Später spielte ich oft mit ihm und Mrs. Antolini Tennis - im West Side Tennis Club
    in Forest Hills, Long Island. Mrs. Antolini stammte von dort. Sie hatte einen Haufen Geld. Sie
    war ungefähr sechzig Jahre älter als er, aber offenbar vertrugen sie sich ganz gut. Erstens
    einmal waren beide sehr gebildet, richtige Intellektuelle, hauptsächlich Mr. Antolini - nur
    wirkte er eigentlich eher witzig als intellektuell, wenn man mit ihm zusammen war, so ähnlich
    wie D.B. Mrs. Antolini war meistens ernst. Sie hatte ziemlich schlimmes Asthma. Beide hatten
    alle Kurzgeschichten von D.B. gelesen, auch Mrs. Antolini, und als D.B. nach Hollywood ging,
    telefonierte Mr. Antolini mit ihm und sagte, er solle nicht dorthin gehen. Er ging dann aber
    doch. Mr. Antolini sagte, wenn jemand so schreiben könne wie D.B., habe er nichts in Hollywood
    zu suchen. Das ist praktisch dasselbe, was ich auch gesagt hatte.
Ich wäre zu Fuß gegangen, weil ich Phoebes Weihnachtsgeld für nichts ausgeben wollte, was nicht
    unbedingt nötig war, aber als ich ins Freie kam, fühlte ich mich ganz sonderbar. Irgendwie
    schwindlig. Deshalb nahm ich ein Taxi. Sehr ungern, aber ich nahm doch eines. Es dauerte eine
    Ewigkeit, bis ich überhaupt eines fand.
Als mich der Liftboy - dieser Hund - endlich hinaufgefahren hatte, läutete ich an der Wohnung.
    Mr. Antolini machte in Morgenrock und Pantoffeln auf. Er war ein ziemlich intellektueller Typ
    und trank im allgemeinen ziemlich viel.
»Holden, da bist du!« sagte er. »Mein Gott, er ist schon wieder einen halben Meter gewachsen.
    Schön, daß du kommst.«
»Wie geht es Ihnen, Mr. Antolini? Und wie geht's Mrs. Antolini?«
»Beiden vorzüglich. Her mit dem Mantel.« Er zog mir den Mantel aus und hängte ihn auf. »Ich
    hatte erwartet, einen Säugling in deinen Armen zu sehen. Ohne Heim, ohne Obdach. Schneeflocken
    auf deinen Wimpern.« Manchmal ist er sehr witzig. Er drehte sich um und schrie zur Küche hin:
    »Lillian! Was macht der Kaffee?« Lillian war Mrs. Antolinis Vorname.
»Schon fertig!« schrie sie zurück. »Ist das Holden? Hallo, Holden!«
»Hallo, Mrs. Antolini!«
In dieser Wohnung schrie man immer, weil die beiden nie zu gleicher Zeit im gleichen Zimmer
    waren.
Komisch.
»Setz dich, Holden«, sagte Mr. Antolini. Offenbar war er ziemlich in Fahrt. Das Zimmer sah so
    aus, als ob sie gerade eine Einladung gegeben hätten. Überall standen Gläser und Schalen mit
    Salzmandeln. »Entschuldige diesen Anblick«, sagte er. »Wir hatten ein paar Buffalo-Freunde
    meiner Frau zu Gast... Eigentlich die Büffel selber, müßte man sagen.«
Ich lachte, und Mrs. Antolini schrie mir aus der Küche etwas zu, aber ich konnte sie nicht
    verstehen.
»Was hat sie gesagt?« fragte ich Mr. Antolini.
»Sie sagte, du dürftest sie nicht anschauen, wenn sie kommt. Sie hat sich gerade erst vom Bett
    erhoben. Nimm dir eine Zigarette. Rauchst du jetzt?«
»Danke«, sagte ich. Ich nahm eine Zigarette aus der Schachtel, die er mir hinhielt. »Hin und
    wieder rauche ich mäßig.«
»Das nehme ich an«, sagte er. Dabei zündete er sie mit dem großen Feuerzeug an, das auf dem
    Tisch stand. »So, du

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