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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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aussieht. Wenn zum Beispiel
    irgendein alter Esel in einem Restaurant mit seinem Kind tanzt. Meistens ziehen sie aus
    Versehen so einem kleinen Mädchen das Kleid hinten in die Höhe, und das Kind kann überhaupt
    nicht tanzen, und das Ganze sieht schrecklich aus, aber mit Phoebe tanze ich nie vor Publikum.
    Wir tun es nur zu Hause.
Aber mit ihr ist es ohnedies etwas anderes, weil sie wirklich tanzen kann. Sie paßt sich allen
    Bewegungen an. Man muß sie nur ganz nah halten, damit es nicht stört, daß man viel längere
    Beine hat. Sie folgt allen Schritten. Man kann sogar ein bißchen Jitterbug mit ihr tanzen oder
    Tango, tatsächlich.
Wir tanzten ungefähr viermal. In den Pausen ist sie furchtbar komisch. Sie bleibt in
    Tanzstellung stehen und will nicht einmal sprechen. Auch man selber muß genauso stehenbleiben
    und warten, bis das Orchester weiterspielt. Das wirft mich um. Man darf auch nicht lachen oder
    so.
Nach vier Tänzen drehte ich das Radio ab. Phoebe hopste wieder ins Bett und schlüpfte unter die
    Decke. »Ich mache Fortschritte, nicht wahr?« fragte sie.
»Und wie«, sagte ich. Dann setzte ich mich wieder auf den Bettrand. Ich war sozusagen außer
    Atem. Ich hatte so viel geraucht, daß ich fast keine Luft mehr bekam. Phoebe war überhaupt
    nicht außer Atem.
»Fühl meine Stirn«, sagte sie plötzlich.
»Warum?«
»Fühl. Nur ganz schnell.« Ich legte die Hand an ihre Stirn. Ich fühlte aber weiter nichts
    Besonderes.
»Ist sie fiebrig?« fragte sie.
»Nein. Sollte sie das sein?«
»Ja - ich mach es absichtlich. Fühl noch mal.«
Ich versuchte es wieder und fühlte immer noch nichts, aber ich sagte: »Doch, ich glaube, es
    fängt an.« Ich wollte nicht, daß sie einen verdammten Minderwertigkeitskomplex bekäme.
Sie nickte. »Ich kann es so machen, daß es bis über das Thermometer hinaufsteigt.«
»Thermometer. Wer hat das gesagt?«
»Alice Holmborg hat es mir gezeigt. Man muß die Beine kreuzen und den Atem anhalten und an
    etwas sehr, sehr Heißes denken. Eine Heizung oder so. Dann wird die ganze Stirn so heiß, daß
    man jemand die Hand verbrennen kann.«
Das warf mich um. Ich zog die Hand von ihrer Stirn weg, als ob es furchtbar gefährlich
    wäre.
»Danke für die Warnung«, sagte ich.
»Ach, dir hätte ich nicht die Hand verbrannt. Ich hätte aufgehört, bevor es zu heiß - sst!«
    Dabei setzte sie sich blitzschnell auf.
Sie jagte mir einen wahnsinnigen Schrecken damit ein. »Was ist los?« fragte ich.
»Die Haustür!« flüsterte sie. »Sie kommen!«
Ich sprang auf und rannte zum Schreibtisch und drehte das Licht aus. Dann drückte ich die
    Zigarette auf meinem Schuh aus und steckte sie in die Tasche. Dann fächelte ich wie besessen in
    der Luft herum, damit der Rauch wegginge - ich hätte überhaupt nicht rauchen sollen, großer
    Gott. Dann packte ich meine Schuhe und verschwand im Schrank und zog die Tür zu. Mein Herz
    schlug wie toll.
Ich hörte meine Mutter hereinkommen.
»Phoebe?« sagte sie. »Mach mir nichts vor. Ich habe das Licht schon gesehen, mein
    Fräulein.«
»Hallo!« hörte ich Phoebe antworten. »Ich konnte einfach nicht einschlafen. Ist es nett
    gewesen?«
»Sehr, sehr nett«, sagte meine Mutter, aber man merkte gut, daß sie es nicht wirklich meinte.
    Einladungen machen ihr nie viel Vergnügen. »Warum bist du denn noch wach, wenn ich fragen darf?
    Ist dir warm genug?«
»Warm genug ist mir, aber ich konnte nicht schlafen.«
»Phoebe, hast du hier drin geraucht? Die Wahrheit bitte, mein Fräulein.«
»Was?« fragte Phoebe.
»Du hast mich gut verstanden.«
»Ich habe nur eine Sekunde lang eine angezündet. Nur für einen einzigen Zug. Dann hab ich sie
    zum Fenster hinausgeworfen.«
»Und warum, wenn ich fragen darf?«
»Weil ich nicht schlafen konnte.«
»Ich hab das nicht gern, Phoebe. Gar nicht gern. Möchtest du noch eine Decke?«
»Nein, danke. Gute Nacht!« sagte Phoebe. Sie wollte meine Mutter loswerden, das war deutlich zu
    hören.
»Wie war der Film?« fragte meine Mutter.
»Ausgezeichnet. Bis auf Alicens Mutter. Sie hat sich immer herübergebeugt und sie gefragt, ob
    sie sich grippig fühle, während dem ganzen Film. Wir sind im Taxi heimgefahren.«
»Laß mich deine Stirn fühlen.«
»Ich hab mich nicht angesteckt. Sie hat gar keine Grippe. Es war nur ihre Mutter.«
»Schön. Dann schlaf jetzt. Wie war das Abendessen?«
»Lausig«, sagte Phoebe.
»Du weißt, was dein Vater über dieses Wort gesagt hat. Was war denn daran lausig? Du hast ein
    ausgezeichnetes

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