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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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Lammkotelett bekommen. Ich bin bis in die Lexington Avenue gegangen, nur
    um-«
»Das Lammkotelett war schon recht, aber Charlene atmet mich immer an, wenn sie etwas auf den
    Tisch stellt. Sie atmet auf das Essen und alles. Einfach überallhin.«
»Gut, aber dann schlaf jetzt. Gib mir einen Kuß. Hast du gebetet?«
»Schon im Badezimmer. Gut Nacht.«
»Gute Nacht. Schlaf jetzt aber gleich. Ich hab furchtbares Kopfweh«, sagte meine Mutter. Sie
    hat wirklich sehr oft Kopfweh.
»Nimm ein paar Aspirin«, sagte Phoebe. »Holden kommt doch am Mittwoch heim, nicht?«
»Soviel ich weiß. Schnell unter die Decke. Ganz hinunter.«
Ich hörte, wie meine Mutter hinausging und die Tür zumachte. Danach wartete ich noch ein paar
    Minuten. Dann kam ich aus dem Schrank. Ich prallte mitten auf Phoebe, weil sie im Dunkeln aus
    dem Bett gekommen war, um mich zu holen. »Hab ich dir weh getan?« fragte ich. Wir durften jetzt
    nur noch flüstern. »Ich muß weiter«, sagte ich. Ich tastete mich im Dunkeln zum Bett, setzte
    mich wieder auf den Rand und fing an, meine Schuhe anzuziehen. Ich war ziemlich nervös, muß ich
    sagen.
»Geh noch nicht jetzt«, flüsterte Phoebe. »Wart noch, bis sie schlafen!«
»Nein, jetzt ist es am besten«, sagte ich. »Jetzt ist sie im Badezimmer, und der Vater hört
    wohl die Nachrichten oder was. Jetzt geht es am besten.« Ich war so verdammt nervös, daß ich
    mir kaum die Schuhe zuschnüren konnte. Sie hätten mich zwar nicht umgebracht, wenn sie mich zu
    Hause erwischt hätten, aber es wäre doch sehr unangenehm gewesen. »Wo zum Teufel steckst du
    denn?« fragte ich.
Ich konnte sie im Dunkeln nicht sehen.
»Hier.« Sie stand ganz nah bei mir.
»Meine verdammten Koffer sind noch am Bahnhof«, sagte ich. »Hör, hast du wohl etwas Geld,
    Phoebe? Ich bin sozusagen bankrott.«
»Nur das für Weihnachten. Für die Geschenke und so. Ich hab noch gar keine gekauft.«
»Oh.« Ich wollte ihr nicht das Weihnachtsgeld wegnehmen.
»Willst du etwas davon?« fragte sie.
»Ich will dir dein Weihnachtsgeld nicht wegnehmen.«
»Ich kann dir aber etwas leihen«, sagte sie. Dann hörte ich, wie sie an D.B.s Schreibtisch
    sämtliche Schubladen aufzog und darin herumtastete. Es war stockdunkel im Zimmer. »Wenn du
    fortgehst, kannst du mich nicht in dem Theaterstück sehen«, sagte sie. Ihre Stimme hatte einen
    komischen Klang.
»Doch, natürlich. Ich geh sicher nicht vorher fort. Meinst du denn, ich wollte auf das Theater
    verzichten?« sagte ich.
»Wahrscheinlich bleib ich ungefähr bis Dienstag abend bei Mr. Antolini. Dann komm ich heim.
    Wenn ich kann, ruf ich dich vorher an.«
»Da«, sagte die gute Phoebe. Sie versuchte mir das Geld zu geben, konnte aber meine Hand nicht
    finden.
»Wo?«
Sie drückte mir das Geld in die Hand.
»He, ich brauch doch nicht soviel«, sagte ich. »Gib mir nur zwei Dollar, mehr nicht. Im Ernst.
    Da, nimm's wieder.« Ich versuchte es ihr zurückzugeben, aber sie wollte es nicht nehmen.
»Du kannst alles behalten. Du kannst es mir ja dann zurückgeben. Bring's ins Theater.«
»Wieviel ist es denn, um Himmels willen?«
»Acht Dollar und fünfundachtzig Cents - nein, fünfundsechzig Cents. Ich hab etwas davon
    ausgegeben.«
Dann fing ich plötzlich an zu heulen. Ich konnte nicht anders.
Ich heulte zwar so leise, daß mich niemand hören konnte, aber ich heulte doch richtig. Die gute
    alte Phoebe bekam natürlich einen Mordsschrecken, als ich anfing zu heulen, und kam zu mir und
    wollte mich trösten, aber wenn man einmal angefangen hat, kann man nicht im nächsten Augenblick
    aufhören. Ich saß immer noch auf dem Bettrand, und Phoebe schlang mir die Arme um den Hals, und
    ich legte auch einen Arm um sie, aber ich konnte doch lange nicht aufhören. Ich dachte, ich
    würde ersticken oder was weiß ich. Herr im Himmel, der armen Phoebe jagte ich einen
    Mordsschrecken ein. Das verdammte Fenster stand offen, und ich spürte, wie sie vor Kälte
    zitterte, weil sie nur im Pyjama war. Ich versuchte sie wieder ins Bett zu befördern, aber sie
    wollte nicht. Schließlich hörte ich doch auf, aber jedenfalls dauerte es sehr lang. Dann
    knöpfte ich mir den Mantel zu und so. Ich sagte, ich würde mit ihr in Verbindung bleiben. Sie
    sagte, ich könnte bei ihr im Bett schlafen, aber ich antwortete, es wäre besser, wenn ich jetzt
    ginge, weil dieser Mr. Antolini auf mich warte. Dann zog ich die Jagdmütze aus der Tasche und
    gab sie ihr. Sie hat solche verrückten Mützen gern.
Sie wollte sie nicht

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