Der Faktor X
scharfen Krallen zerkratzten Stein stehen, unter dem inzwischen getrocknetes Blut hervorgeronnen war. Diskan ließ seinen Vorratssack fallen, um den Stein eingehender zu untersuchen. Vorsichtig begann er die oberste Schuttschicht zu entfernen und sprang schnell beiseite, als sie an ihm vorbei in die klaffende Öffnung rutschte.
Ein Geräusch, ein Klicken. Er hob den Stunner, wartete, ob sich noch einer der Aasfresser zeigte, aber das schwache Licht zeigte ihm nur einen Kopf, Schultern, einen ausgestreckten Arm. Der Mann war tot, und zwar schon seit einiger Zeit. Diskan erkannte die Uniform eines Raumfahrers mit den glitzernden Abzeichen eines Offiziers am Stehkragen.
Am Handgelenk des ausgestreckten Arms befand sich ein breites Armband mit einer Skala darauf, die leuchtete und von der ein ständiges Ticken ausging – vielleicht eine Art Funkgerät. Und es empfing – oder sendete – auch jetzt noch. Impulsiv streifte Diskan das Ding von der kalten Hand und hielt es mehr ins Licht.
Eine Skala, auf der sich keine Ziffern oder Symbole befanden, die er hätte verstehen können, nur eine einzige Nadel, die hin und her schwang, wenn er das Armband bewegte und immer in die gleiche Richtung zeigte. Eine Art Richtungsfinder. Diskan versuchte, sich das Armband übers Handgelenk zu streifen, mußte aber feststellen, daß es zu klein war, und so befestigte er es schließlich an seinem Gürtel.
Er wandte sich wieder dem Toten zu. Zwei Blöcke, die die Leiche eingeklemmt hielten, konnte Diskan nicht bewegen, aber er konnte so viel entfernen, daß er erkennen konnte, was den Mann getötet hatte. Es war nicht die einstürzende Wand gewesen, die ihn unter sich begraben hatte, sondern quer über seine Brust liefen die häßlichen Brandspuren, die ein Blaster hinterließ. Jetzt war auch der Grund für den Zustand dieses Saales klar: Er war zum Schlachtfeld geworden. Langsam machte sich Diskan daran, die größten Steine, die er finden konnte, über der Leiche des Fremden aufzuhäufen, um ihm wenigstens eine Art Grab zu verschaffen, in dem ihm die Aasfresser nichts anhaben konnten.
Jetzt aber wollte er hinaus ins Tageslicht. Mit dem Keulenspeer tötete er das bewußtlose Tier, um sicherzugehen, daß es nicht wieder anfangen würde zu graben. Während er hinausging, beobachtete er das Gerät, das er dem Toten abgenommen hatte.
Die Nadel zeigte immer noch in eine Richtung, und es schien so, als habe sich das Klicken verstärkt. Worauf konnte es eingestellt sein? Andere, die sich hier herumtrieben, die vielleicht einen verzweifelten Kampf untereinander austrugen? Diskan verspürte keinerlei Lust, darin verwickelt zu werden. Aber das Hin- und Herschwingen der Nadel faszinierte ihn, und er folgte der angegebenen Richtung hinaus auf den äußeren Gang.
Dann zeigt die haarfeine Nadel nach links. Diskan untersuchte die Wand nach einem Eingang, und der Stein gab unter dem Druck seiner Hand nach. Er stand vor einem weiteren von einem Blaster gerissenen Loch in der gegenüberliegenden Wand. Das Klicken war nun zu einem ständigen Schnurren geworden, und dieses Schnurren warnte ihn. Er hatte keine Lust, sich dem Feuer von Blastern auszusetzen. Langsam zog er sich wieder zurück und ließ die Außentür wieder zugleiten. Das war ein neues Geheimnis von Xcothal, und dieses Geheimnis wollte er nicht lüften.
Mit festen Schritten ging er aus dem Gebäude hinaus. Als er draußen in der frischen Luft auf der Treppe stand, atmete er tief auf. Er mußte von hier wegkommen, sich von dieser toten Stadt befreien, sich freimachen von seinem Versagen hier. Der Streit der Fremden ging ihn nichts an. Überhaupt – er hatte das Gefühl, daß ihn überhaupt nichts mehr mit seiner eigenen Rasse verband.
Er hatte schon viel von seinen Vorräten verbraucht. Konnte er es schaffen, wieder zurück zu der Unterkunft zu gehen? Diskan schloß für einen Moment die Augen und versuchte, sich an die Route zu erinnern, die ihn hierher geführt hatte. Es war einfach. Zuversichtlich eilte er die Treppen hinunter und hielt Ausschau nach der Straße, durch die er den Platz erreicht hatte.
Die Morgensonne hatte die Schneeflecken geschmolzen, in denen er vielleicht Spuren gefunden hätte; er mußte sich also auf sein Glück verlassen. Wenn er erst einmal den Höhenrücken sehen konnte, war er schon in Sicherheit.
Er betrat die Straße, die er ausgewählt hatte. Zu schade, daß er gestern nicht besser aufgepaßt hatte, aber nachdem das Tier neben ihm hergegangen war,
Weitere Kostenlose Bücher