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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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selbst auf einen der blitzschnellen Angriffe vor, die für ihn so charakteristisch waren. Mit etwas Glück würde Cerdic nicht merken, daß in diesem Fall die Runde Armeen im Rücken hatte, und man konnte die Streitkräfte, die er besaß, in eine Falle locken.
    Es war ein schöner Morgen spät im Juni, als wir Camlann verließen und die östliche Straße nach Sorviodunum ritten. Die Sonne löste sich im Morgennebel auf, und der Tag versprach heiß zu werden. Camlann sah fest und sicher aus, wie es so über dem Hitzenebel auf seinem Hügel thronte. Die Felder färbten sich langsam golden, und der Himmel hatte das blasseste Blau. Die Erde duftete stark. Die Runde war bei guter Laune, und die Männer scherzten und sangen und prahlten von den großen Taten, die sie vollbringen würden. Ceincaled schritt leicht dahin, er genoß den Tag und seine eigene Kraft, und ich spürte das. Ich fragte mich, ob man immer dieses Gefühl hat, wenn man in den Krieg ritt, in die Vernichtung, in den drohenden Tod.
    Wir folgten der östlichen Straße, bis wir in die Länder der Sachsen kamen. Dann ritten wir über die Ebene. Wir waren bei Nacht unterwegs, als wir Sorviodunum am nächsten kamen, und da das Land nicht dicht besiedelt war, schafften wir es, der Aufmerksamkeit der Sachsen völlig zu entgehen. Wir drängten weiter, konzentrierten uns auf Geschwindigkeit, mitten hinein ins Land der Südsachsen, nach Cantware. Dort plünderten wir die Festung Anderida, die Artus schon einmal genommen hatte, holten heraus, was zu holen war, und brannten soviel von der Festung nieder, wie wir konnten. Dann wandten wir uns nach Norden, verteilten uns über das Land und plünderten es.
    Der Sinn der Überfälle, abgesehen von der Beute, besteht darin, dem Feind soviel Schaden wie möglich zuzufügen. Sie sind deshalb eine schwierige Angelegenheit, viel schlimmer als Schlachten, wo Krieger gegen Krieger kämpfen. Bei Überfällen kämpft man oft gegen unbewaffnete Männer, Alte und Frauen, und man vernichtet ihren Lebensunterhalt. Der einzige angenehme Teil besteht darin, die britischen Hörigen zu befreien, die gewöhnlich überglücklich sind und manchmal nach Rache schreien. Gib ihnen Freiheit genug, überlaß ihnen die Waffen ihrer Herren, und gib ihnen die Erlaubnis, die Güter ihrer Herren zu nehmen und zu gehen, und sie richten allen Schaden an, den man sich nur wünschen kann. Artus wollte, daß wir so sanft wie möglich vorgingen, und meistens waren wir auch in der Lage, uns darauf zu beschränken, nur die Ernte anzuzünden und das Vieh wegzutreiben. Wir mußten nicht immer töten. Trotzdem, es ist ein unangenehmes Geschäft.
    Wir rissen einen breiten Pfad durch Cantware und begannen uns nach Westen durchzuarbeiten, durch das Königreich der Südsachsen. Cerdic hatte zu der Zeit schon davon gehört, und er versammelte die Armee, die er ausgehoben hatte, und kam hinter uns her. Aeduin, der König von Cantware, war uns näher, aber der hatte seinen Fyrd noch nicht ausgehoben. Er war dabei - wir trafen einen seiner Boten - und wartete auf Cerdic. Wir gruppierten uns wieder, sortierten unsere Beute, ließen die schwereren Güter zurück und drängten nach Nordwesten. Cerdics Armee näherte sich uns von Südwesten auf der Spur der Zerstörung, die wir hinterlassen hatten. Wir waren schon fast auf Cerdics Land. Aber anstatt uns durchzuschlagen, wandte sich Artus nach Norden, bis wir fast den Tamesis-Fluß erreicht hatten. Dort sortierten wir wieder unser Beutegut, ließen sogar das meiste des Viehs frei, was wir weggetrieben hatten, wandten uns dann um und ritten, so schnell wir konnten, nach Westen. Unsere Kundschafter berichteten, daß Cerdic seine Armee geteilt hatte und daß ein Teil davon in der Nähe der südlichen Grenze seiner Länder zurückgeblieben war. Diesen Teil hatten wir umgangen, indem wir so weit nach Norden gezogen waren.
    Die sächsischen Könige waren wütend. Wir waren in ihre Länder eingefallen und hatten unendlichen Schaden angerichtet, und wir waren ihnen durch die Hände geschlüpft, während sie versuchten, uns zu fangen. Die drei Könige - Aeduin von Cantware, der König der Südsachsen und Cerdic - besaßen jetzt eine vereinte Streitkraft. Cerdic war möglicherweise entzückt darüber, dachte vielleicht sogar, daß er seinen Wettlauf mit Artus gewonnen hatte. Mit Sicherheit mußte er seine Armee jetzt nach Dumnonia hineinführen. Zahlenmäßig war er unseren Streitkräften gewaltig überlegen, auch wenn er nicht

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