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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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hassen. Ich habe die Waffe gegen ihn erhoben, als ich an Vaters Seite kämpfte, aber als ich seine Geisel wurde, da war er großzügig zu mir und hat niemals erwähnt, daß ich Gefangener war, der Sohn seines Feindes. Ehe ich mich der Runde anschloß, hat er mir sogar einen Diener gestellt, der mir Britisch beibrachte, und er hat mich mit aller Höflichkeit und allem Edelmut behandelt. Aber als du kamst, du, der du nie gegen ihn gekämpft hast, als du Dienst bei ihm suchtest und ihm einen großen Sieg errungen hast, da hat er dich weggejagt wie einen streunenden Hund. Ich verstehe das nicht. Ich kann es einfach nicht verstehen.«
    »Ich auch nicht«, meinte Bedwyr. »Ich habe in der vergangenen Nacht mit ihm geredet, als er kam und Auskunft über meine Männer haben wollte. Er konnte gar nicht warten, um mich für meine Führung der Reiterei zu loben. Ich kenne ihn jetzt seit Jahren, und ich glaube.
    Nein. Es ist nicht unbekannt, daß irgend etwas ihn immer bedrückt hat. Manchmal habe ich ihn vorgefunden, wie er still dasaß und ins Nichts starrte, ganz anders, als wenn er Pläne schmiedet. Aber dann hatte er genau den Blick, den er eben gezeigt hat, und ich wage es dann nicht, mit ihm zu reden. Gawain, bist du sicher, daß du ihn nicht schon einmal gesehen hast?«
    »Noch nie.«
    »Gestern abend habe ich deinen Namen erwähnt und dich gelobt. Und da hat Artus mir das Wort abgeschnitten. >Ich kann es nicht< hat er mir gesagt. >Der Mann ist ein Zauberer und der Sohn einer Zauberin. Er hat mir einen Sieg gegeben, aber durch Zauberei, durch Wahnsinn und Finsternis. Ich kann ihn nicht in meine Familie aufnehmen und ihm trauen.< Artus war so müde, so unglücklich und so sicher. Agravain, dir gegenüber wird er sich später entschuldigen.«
    Agravain nickte. »Aber was ist mit Gawain?«
    Ich schaute die beiden an und dachte nach. Irgendwie hatte der Hohe König ja recht. Ich hatte nichts getan, außer Sachsen umzubringen, und der Wahnsinn, der mich überfallen hatte, und das Feuer im Schwert konnten leicht wie Zauberei aussehen - ja, wirklich, für jeden mußte das so wirken. Niemand kämpft mit dem Schwert allein. das hatte Bedwyr gesagt. Und im Endeffekt waren die Gründe genauso wichtig. Und Artus konnte nicht wissen, welche Gründe ich hatte, für ihn zu kämpfen. Was aber konnte ich tun, um sie ihm zu zeigen? Ich dachte an all das, was ich von der Runde und Artus gesehen hatte. Es war kein gewöhnliches Heer, und das kam nicht nur daher, weil die Krieger so tapfer waren. Ein gemeinsamer Stolz verband sie alle, eine gemeinsame Liebe und eine gemeinsame, halbverstandene Vision. Wie hatte ich glauben können, solch einer Gruppe nur durch Kraft meines Armes beizutreten? Ich war ein Narr gewesen, weil ich gedacht hatte, ich könnte jedes Problem mit der Schwertklinge lösen.
    Dann fiel mir der Traum wieder ein, den ich in Camlann gehabt hatte. Wieder sah ich Artus im Schatten der Königin. Wohin ich mich auch wandte, immer tauchte sie auf, als ob alle Schatten ihre Schatten wären. Sie besaß noch immer einen Teil von mir, eingeschlossen in Bande, die mit Blut geschmiedet waren. Ich konnte nicht frei sein, ehe ich ihr nicht wieder von Angesicht zu Angesicht begegnet war, ehe ich nicht das Band trennte oder mich für immer an sie kettete. Wie konnte ich zu Artus sagen: »Ich habe mich von der Finsternis befreit«? Die Finsternis hatte mich ja geformt. Ich hatte sie in der Vergangenheit besiegt, aber nicht durch eigene Kraft. Artus hatte einen Grund für seine Gefühle, und ich besaß nicht die Möglichkeit, seine Meinung zu ändern.
    Die Erkenntnis, daß ich wieder verloren hatte, schmerzte mich. Jetzt war vielleicht alles verloren. Vielleicht sollte ich gehen. Wie Artus gesagt hatte, ich konnte leicht Dienst bei irgendeinem König in Britannien finden. Und wenn ich zu Urien Rheged hin.
    Nein. Hierher war ich geführt worden, auf Artus hatte ich meine Hoffnungen gesetzt. Jetzt zu gehen, das bedeutete die Niederlage, die Aufgabe. Einen Augenblick kämpfte ich mit meinem inneren Schmerz, und dann schob ich ihn beiseite.
    »Was wirst du tun?« fragte Bedwyr sanft.
    »Ich mache weiter«, sagte ich den beiden. Ich schaute ihnen fest in die Augen.
    Auch den Rest des Tages hätte ich noch herumlungern und müßig über allem brüten können, aber ich mußte zu den Krankenzelten. Denn ich hatte noch immer den Wunsch, meine Wunde behandeln zu lassen.
    Als ich mich den Zelten näherte, hörte ich ein seltsames Geräusch, ein tiefes

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