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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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sagte sie. Ihre Stimme schien aus einer tiefen Leere zu kommen, sie war kälter als das Januareis. »Geh dort hinüber. Steh, sei still, warte und beobachte, was ich treibe.«
    Ich gehorchte ihr.
    Sie nahm einen Krug mit irgend etwas Rotem, Wein oder Blut, ich war nicht sicher, welches es war. Wenn es nicht Blut war, dann würde Blut dasein, ehe die Nacht zu Ende ging. Morgas goß die, Flüssigkeit über dem Muster aus, das sie schon gezeichnet hatte, und sie murmelte seltsame Worte, die ich schon einzeln gehört hatte. Dann zerbrach sie den Krug und legte eine Hälfte an jedes Ende der Rinne. Sie wandte sich mir wieder zu.
    »Konntest du dem folgen?«
    Ich nickte, denn ich traute meiner Stimme nicht.
    Sie lächelte wieder und wandte sich einem der Wandbehänge zu. Genau in diesem Augenblick öffnete sich die Tür.
    In Schuld und Schrecken wirbelte ich herum. Ich erwartete, daß Lot mit zornigen Fragen oder mit Bewaffneten hereinbrach. Ich war bereit, gegen ihn zu kämpfen, und meine Hand lag auf dem Dolch in meinem Gürtel.
    In der offenen Tür stand Medraut.
    »Schließ die Tür«, befahl Morgas ruhig. »Stell dich dorthin, Gawain gegenüber.«
    »Was.?« fragte ich. Wie konnte Medraut zufällig hier hereingekommen sein? Ich hatte doch so achtgegeben, ihm nichts zu sagen. »Medraut, geh. Jetzt sofort. Dies ist nichts für dich.«
    Er schaute mich überrascht an, und dann fixierten sich seine großen, unschuldigen Augen mit wildem Eifer wieder auf das Muster. »Aber Mutter sagte, ich sollte kommen.«
    Plötzlich fiel mir ein, daß Medraut aufgehört hatte, über Magie zu sprechen, plötzlich fiel mir seine unerklärte Abwesenheit bei den Waffenübungen auf und tausend andere kleine Dinge, die mir vorher unwichtig erschienen waren. Die Erkenntnis traf mich so hart, daß ich aufschrie. »Nein!«
    Er starrte mich an. »Was meinst du damit? Morgas hat auch mich La-tein und Zauberei gelehrt. Wir können jetzt alle zusammen lernen. Oh, ich weiß, du willst nicht, daß ich das tu, aber so wird es viel besser sein. Du kannst mir doch die Macht nicht so sehr neiden!«
    »Nein!« wiederholte ich. »Das darfst du nicht tun. Du wirst dich selbst vernichten, Medraut. Die Finsternis wird in dein Gehirn kriechen und deine Seele fressen, bis sie alles gefressen hat, was dich ausmacht, dein Wesen. Dann bleibt nur noch eine leere Hülle. Geh, solange du kannst!«
    Er errötete. Morgas stand da, das Seil des Wandbehanges in einer Hand, und beobachtete uns. Ihr Blick ruhte auf mir.
    »Warum?« fragte mein Bruder. Er wurde wütend. »Du gibst mir nie einen echten Grund. Wenn dies alles so falsch ist, warum bist du dann auch hier? Nur deshalb, weil du nicht willst, daß ich lerne. Du willst mich kleinhalten, für immer, während du weise und mächtig wirst.«
    »Medraut, das ist falsch. Es ist ein Irrtum, aber ich selbst bin ja ein Irrtum, und du bist es nicht. Deshalb darfst du es nicht lernen. Bitte, geh, um deiner eigenen Sicherheit willen.«
    »Dies ist also ein Irrtum, und Mutter irrt sich auch? Das ist unmöglich. Mutter ist.« Sein Blick suchte und fand sie, und sein Zorn wurde zur Anbetung.
    »Medraut, verschwinde von hier«, sagte ich noch einmal voller Verzweiflung, obwohl er mir nicht mehr zuhörte. »Heute nacht werden wir einen sehr starken, furchtbaren Zauber ausüben.«
    »Deshalb bin ich gekommen«, sagte Medraut. »Auch ich habe gelernt, Gawain.« Und dann redete er in der Sprache der Zauberei. Die uralten Silben sprudelten aus seinem Mund wie das Jammern eines seltsamen Tieres, unzusammenhängend, unglaublich häßlich. Ich konnte es nicht ertragen, zuzuhören, und preßte die Hände über die Ohren. Ich starrte ihn an, und ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen schossen.
    »Es ist genug«, sagte Morgas. »Medraut wird bleiben.«
    Ich schaute sie an, ich war bereit, protestierend aufzuschreien, aber ich konnte nichts sagen. Der Raum wurde kalt, schmerzhaft kalt und dunkel. Die Kerzenflammen schwammen vor meinen Augen, als ob sie meilenweit entfernt wären. Schluchzend kämpfte ich um Atem, in der schwarzen Flut, die mich ertrinken ließ.
    Morgas riß den Wandbehang zurück.
    Einer der Krieger meines Vaters lag dort, gebunden an Händen und Füßen. Ich hatte gewußt, daß Blut fließen würde. Die Augen des Mannes über seinem geknebelten Mund waren wild vor Angst, und sein Blick irrte im Raum umher, ohne an irgend etwas hängenzubleiben. Ich erkannte Connall von Dalriada.
    Ich schrie auf. Ein übler Geschmack

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