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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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er sein Frühstück halb beendet hatte, hörte er auf zu essen. Ein Stück Brot hielt er hochgehoben in der Hand, und er schaute mich fest an. »Ich hatte vergangene Nacht einen seltsamen Traum«, verkündete er.
    »So?« fragte ich amüsiert. »Worum ging’s denn?«
    Sion schaute wieder auf sein Brot, schob es in den Mund und kaute gedankenverloren, ehe er antwortete. »Ein dunkles Ding kam in den Vorraum der Kapelle.«
    Meine Belustigung verschwand. Ich starrte ihn an.
    Er fuhr fort, ohne mich anzusehen und ohne irgend jemandem einen Blick zuzuwerfen, obwohl die anderen jetzt mit einigem Interesse zuhörten. »Ich hab’ gespürt, wie es durch die Tür kam und einen Augenblick stand. Zuerst sah es aus wie ein Schatten, und dann habe ich mit den Augen gezwinkert und sah, was es war. Nun, es sah ein bißchen wie ein Mensch aus. Wie eine Leiche, ganz schwarz und halb verfault. Es kam weiter auf mich zu, es torkelte ein bißchen wie ein Tanzbär, und ich versuchte aufzuwachen, denn beim Anblick des dreimal verdammten Dings brach mir der kalte Schweiß aus. Aber ich konnte nicht aufwachen.«
    »Aha«, sagte einer der Bauern, »ich hab’ mal einen Mann gekannt, der auch so einen Traum hatte. Als der am Morgen aufwachte, stellte er fest, daß seine Tochter tot war. Es sind schon komische Sachen, solche Träume.«
    »In der Tat« meinte Sion. »Aber das war nicht das Ende.« Er sprach mich jetzt wieder an, er weigerte sich, vom Thema abzuweichen. »Du bist doch aufgewacht. Du bist aufgestanden und hast dein Schwert gezogen, und das Schwert flammte auf wie eine Pechfackel, die angesteckt wird. Du hast das Schwert zwischen dich und das verdammte Ding gehalten, und du hast ausgesehen, als ob man dir gerade einen Herzenswunsch erfüllt hätte. Und dann habt ihr beiden angefangen zu kämpfen.« Sion zuckte unruhig die Achseln, beäugte Caledvwlch und fuhr fort, »und dann war es so, als ob du gefroren wärst. Gerade am Anfang des Kampfs. Ich hab’ auf die Wand geschaut, hinter dem schwarzen Ding, und dort stand auf einmal eine Frau.«
    Ich stellte fest, daß meine Hand irgendwo am Heft meines Schwertes  la g.
    »Es war eine dunkle Frau, mit einem weißen, ausgehungerten Gesicht und schrecklichen Augen. Sie war schöner als jede Frau, die ich je gesehen habe, aber irgend etwas war an ihr nicht in Ordnung. Solch einen Blick hab’ ich schon mal bei einem Stadtbettler gesehen, der in der Gosse verhungerte und den Vorübergehenden Flüche nachrief. Aber bei solch einer stolzen Schönheit wie dieser Frau hab’ ich das noch niemals gesehen. Sie sah, wie du gerade das Gespenst aus Yffern bekämpfen wolltest, und da hat sie die Hand ausgestreckt und es berührt. Und dabei hat sich die Dunkelheit verdreifacht. Aber dann blickte sie auf und wurde zornig, und ich schaute hinter mich und sah, daß dort ein Mann stand. Ein Mann mit gelben Haaren, eingehüllt in Licht, und er hob die Hand und verbat der Frau, sich einzumischen.«
    Ich saß da und starrte Sion an. Ich wollte etwas sagen, aber mir fiel nichts ein. Ich hatte diesen Mann für einen einfachen Bauern gehalten. Er war auch ein Bauer, aber einfach war er nicht. Menschen sind nicht einfach, und ich hatte vergessen, daß andere außer mir selbst vielleicht auch dem Licht dienen konnten. »Und das war das Ende des Traums?« fragte ich. Selbst für mich klang meine Stimme gepreßt.
    Sion schüttelte den Kopf. Die anderen Bauern blickten verwirrt von einem zum anderen, aber Sion ignorierte sie.
    »Nein. Aber danach veränderte sich der Traum. Plötzlich stand ich nicht mehr im Vorraum der Kapelle, sondern auf einer riesigen, flachen Ebene voller Menschen. Der Himmel war sehr dunkel im Osten, als ob sich ein Gewitter zusammenbraute. Im Westen sah ich den Kaiser mit seinem Kriegshaufen, und plötzlich riß sich der Drache von seiner Standarte los und erhob sich in die Luft. Er glühte wie heißes Gold, und es sah so aus, als ob ich mitten in einer Schlacht stände. Denn alle Leute auf der Ebene hatten angefangen zu kämpfen. Ganz nah bei mir war ein hochgewachsener Mann, ein Sachse, nach seinem Aussehen zu urteilen. Die linke Seite seines Gesichts war vernarbt, und er hielt eine schwarze Flamme in seiner linken Hand. Der Drachen flog über ihn, ich schloß einen Moment die Augen, und als ich sie wieder öffnete, da war der Sachse tot. Über ihm stand ein junger Mann mit hellem Haar, der eine Fibel trug in der Form eines Löwen. Überall um mich herum wurde gekämpft, aber ich erinnere

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