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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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das war es auch nicht, nur.«
    »Dann ist deine Geschichte ein einziges Lügengewebe«, rief Agravain finster aus. »Unsinn, den du zusammengebastelt hast, um dir Ehre zu verleihen, die du ehrlich in der Schlacht nicht erwerben kannst, weil dir der Mut fehlt. Als Krieger bist du hoffnungslos.«
    »Ich habe nie etwas anderes behauptet.«
    »Und ich werde dir zeigen, wie hoffnungslos du bist.« Mein Bruder schob rücksichtslos all meine Versuche beiseite, das abzuwehren, was jetzt kam. »Steig aus dem Karren aus, und dann werde ich dich lehren, mich nicht anzulügen.«
    »Ich leihe dir mein Pferd«, sagte Bedwyr ganz plötzlich zu mir. »Und meinen Speer und meinen Schild. Dann kannst du kämpfen, wie das einem Krieger ansteht.«
    Einen Augenblick lang herrschte verblüfftes Schweigen.
    »Danke«, sagte ich endlich ganz langsam. »Aber ich fürchte, ich werde deine Waffen entehren.«
    »Vielleicht«, meinte Bedwyr, »vielleicht auch nicht.«
    »Ich wette, er verliert«, meinte Cei fröhlich. »Ich setze einen goldenen Armreif darauf, daß Agravain ihn niederstößt. Du hast recht, Agravain, wenn du das tust. So eine Geschichte würde keiner glauben, außer einem Bretonen.«
    »Ich würde deine Wette ja annehmen«, sagte Bedwyr, »aber ich habe bei Schmuck nicht den gleichen Geschmack wie du. Und ich habe meine Gründe, die Geschichte zu glauben, Cei.«
    Agravain machte ein finsteres Gesicht. Er wollte auf die Art mit mir kämpfen, an die er am besten gewöhnt war, nämlich mit den Fäusten. Aber dann entschied er sich, daß auch ein Gefecht gut genug wäre. »Sehr schön. Beeilt euch. Wir müssen Camlann schließlich bald erreichen.«
    Ich kletterte aus dem Wagen, band die Zügel an den Eckpfosten, und auch Bedwyr saß ab. Er gab mir seinen Speer und seinen Schild, wickelte einen Lappen um die Speerspitze und sagte mir, ich solle das runde Ende benutzen. Dann reichte er mir die Zügel seines Pferdes, einer großrahmigen, gallischen Kriegsstute. Ich dankte ihm, und ich hatte mich schon auf meine unweigerliche Niederlage eingerichtet. Es würde nur noch ein weiterer Sturz werden, so sagte ich mir. Weh tun konnte es nicht.
    Ich bestieg also Bedwyrs Pferd und ritt es in einem engen Kreis, um zu sehen, wie es reagierte. Ich versuchte, sein Temperament auszumachen. Es war ein gutes Pferd, aber natürlich in keiner Weise wie Ceincaled.
    Wir verließen die Straße und ritten auf eine Lichtung.
    Jetzt, nachdem wir die Marschwiesen hinter uns gelassen hatten, wand sich die Straße durch steile Hügel, die mit gepflügtem Ackerland und Weide bedeckt waren. Das Weideland an der Straße war weich, ein Sturz würde also nicht sehr schmerzhaft werden. Die Krieger der Gruppe bildeten einen Kreis, und sie verstanden eigentlich nicht so recht, was jetzt passierte. Aber sie waren interessiert. Niemand akzeptierte Ceis Wette.
    Agravain ritt auf die andere Seite des Kreises, senkte das stumpfe Ende seines Speers und nickte energisch.
    »Ich werde dir nicht weh tun«, warnte er mich, »aber du mußt lernen.«
    Ich nickte, seufzte und hob den Schild. Er würde wieder fröhlich sein, wenn er mich erst einmal aus dem Sattel gehoben hatte, und der Preis war dafür klein genug. Trotzdem, ich wünschte, er hätte mir geglaubt.
    Es tat ein bißchen weh, daß er mich so schnell einen Lügner nennen konnte.
    Agravain drängte sein Pferd zum Trab, winkelte den Speer an und folgte der Linie des Kreises. Ich machte es genauso und versuchte mich an das zu erinnern, was ich damals so mühsam im Haus der Knaben gelernt hatte. Mein Bruder sah, daß ich bereit war und schwang sein Pferd auf mich zu. Er ließ es nicht galoppieren.
    Plötzlich zog sich alles zusammen, und die Zeit selbst schien langsamer zu laufen, als ich Bedwyrs Pferd zum Galopp anspornte und auf Agravain losritt. Das Herz schlug mir wild in der Brust, und ich schwang meinen Speer, völlig aus der Wurfrichtung. Agravain sah das, lächelte und kam voller Zuversicht heran. Die Welt wurde noch kleiner, zentrierte in Agravains Speerspitze und seiner rechten Schulter, und um diese Punkte herum war alles verschwommen. Er hatte mich fast erreicht; ich ließ mein Pferd nur einen halben Schritt ausschwenken, fing seinen Speer mit dem Rand meines Schildes auf und ließ ihn abgleiten, senkte meinen Speer und donnerte ihn gegen Agravains Schulter, schon gespannt für den Aufprall.
    Die Zeit nahm ihren normalen Fluß wieder auf, und Agravain stürzte vom Pferd. Seine Augen waren aufgerissen vor

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