Der Falke des Lichts
»Hast du das Schwert nicht gesehen? Es hat gebrannt. Er.«
»Nur das Schwert?« fragte ein anderer. »Hast du seine Augen nicht gesehen?«
»O Licht!« dachte ich verzweifelt. »Jetzt glauben sie wirklich, daß ich ein Zauberer bin.«
»Er hat Agravain von den Orkneys im fairen Kampf geschlagen, will irgendeiner von euch das bezweifeln?« fragte Bedwyr scharf.
»Ich will es bezweifeln«, sagte Cei direkt. »Das war kein fairer Kampf. Kein normales sterbliches Wesen hätte.«
»Es war ein fairer Kampf«, sagte Agravain. Die Krieger hörten sofort auf, mich anzustarren, und warfen statt dessen Agravain finstere Blicke zu. »Es war ein sehr fairer Kampf, und er war schon lange überfällig. Gawain ist kein Zauberer, ich schwöre den Eid meines Volkes darauf. Wenn einer von euch anders denkt, dann bin ich gewillt, heute noch einmal zu kämpfen. Mein Bruder ist ein Krieger. Lieber Gott, bei der Sonne! Ich bin noch nie jemandem begegnet, der so gut war!«
»Es war Zufall.«, begann ich, noch immer verwirrt.
»O nein. Du bist besser als ich, und wir wissen es jetzt beide.«
»Ein Sturz wäre vielleicht Zufall gewesen«, stellte Bedwyr fest. »Aber drei Stürze, das ist ein Beweis. Du bist sehr gut, Gawain, vielleicht besser als ich.«
»Das ist absurd. Du bist der beste Reiter in der Runde«, rief Cei aus.
Bedwyr lächelte nur.
Cei schüttelte wild den Kopf. »Ich kapiere überhaupt nichts mehr. Schwerter brennen nicht wie Pechfackeln. Seine Geschichte ist unmöglich, aber wenn sie wahr ist, wo bleiben dann wir? Er ist ein Zauberer.«
»Ich habe gesagt, ich will davon nichts mehr hören«, schnappte Agravain. »Was immer er in der Vergangenheit gewesen ist, mein Bruder ist jetzt ein Krieger.«
»Wie kann ich denn ein Krieger sein?« mischte ich mich ein. »Ich konnte nie kämpfen. Du weißt das doch, Agravain. Du mußt dich doch noch daran erinnern, wie schlecht ich im Haus der Knaben war. Ich konnte ja noch nicht einmal einen Speer geradeaus werfen.«
Agravain rieb sich die Kehle, an der Stelle, wo mein Speer ihn getroffen hatte. Aber ich redete hastig weiter. »Jeder wußte, daß ich kein Krieger bin. Vater war enttäuscht über mich, und ich war über mich selbst enttäuscht, so sehr, daß ich mich aus reinem Zorn und aus dem Schmerz meines Versagens schon der Finsternis übergeben wollte. Wie kann ich denn ein Krieger sein?«
»Du sagtest, du hättest Aldwulfs Gesicht damit aufgeschnitten?« Agravain wollte mit dem Arm, den ich getroffen hatte, auf Caledvwlch zeigen. Er zuckte und umkrampfte den verletzten Arm wieder.
»Ich. ja, aber.«
»Und du hast diese Sachsen umgebracht, als du aus Dinsarum geflohen bist?«
»Ja, aber Agravain.«
»Na siehst du.« Er wandte sich zu den anderen um. »Er hat Fflamd-wyns gutes Aussehen ruiniert und gegen unsere Feinde gekämpft. Könnt ihr noch bezweifeln, daß er für uns ist?«
»Wir haben nur seine Geschichte, um das zu beweisen«, wandte Cei ein.
»Willst du meinen Bruder etwa der Lüge bezichtigen?« fragte Agravain, versuchte, sein Schwert zu packen, und zuckte wieder zusammen.
Cei hielt inne und starrte meinen Bruder an. Dann seufzte er und zuckte die Achseln. Es war ganz offensichtlich, daß er mich irgendwie für einen Lügner hielt, aber darum wollte er nicht gegen seinen Freund kämpfen. »Ich beschuldige niemanden«, sagte er. »Aber ich werde Artus davon erzählen.«
Bedwyr nickte. »Und ich werde Artus erzählen, daß ich Gawain glaube.« Die beiden schauten einander noch einen Augenblick an, und dann lächelte Bedwyr sanft. »Du willst nur deinen Armreif nicht verlieren, Cei.«
Cei schaute einen Augenblick verwirrt drein, dann erinnerte er sich an seine Wette. Er grinste zittrig, zog den Armreif vom Handgelenk und warf ihn dem Mann zu, der ihn gewonnen hatte. Dieser Mann schaute den Armreif unsicher an und schob ihn sich dann über. Cei gab Bedwyr die Hand, saß wieder auf, wendete sein Pferd und ritt zurück zur Straße. Langsam folgten die andern, und Bedwyr nahm sein Pferd und seinen Schild von mir zurück und ritt ihnen nach.
»Agravain.«, begann ich noch einmal.
»Gawain«, er rieb sich den Arm, zuckte wieder schmerzhaft zusammen. »Bei der Sonne, ich habe tatsächlich einen blauen Fleck da. Bed-wyr hat seinen Speer vergessen; wo ist er denn?«
Ich hob ihn auf. Die anderen aus der Gruppe ritten im Schritt auf der Straße dahin; Sions kleine Stute stutzte das Gras am Straßenrand. Agravain fing sein Pferd ein, nahm die Zügel, sehr
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