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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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war ich verständlicherweise so aufgewühlt, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte.”
    “Ja, mag sein”, gab er widerstrebend zu.
    “Es ist die Wahrheit! Ich kann reiten. Und ich möchte dich bitten, es mir jeden Tag eine Stunde zu gestatten, um …”
    “Unter keinen Umständen!”
    “Warum nicht?” Sie faltete die Hände vor sich, damit er nicht bemerkte, wie sehr sie zitterten. Wenn er ihre Bitte abschlug … “Warum nicht?”, wiederholte sie. “Du kannst ja mitkommen und dich von meinen Reitkünsten selbst überzeugen.”
    “Nein.” Er ging um den Schreibtisch herum. “Ich habe viel zu viel Arbeit, um meine Zeit mit dir zu verschwenden, Joanna.”
    Seine harten Worte trafen sie wie Peitschenhiebe. “Das habe ich auch nicht erwartet”, entgegnete sie.
    Nun lächelte er sogar. “Hältst du mich wirklich für so dumm, dich allein ausreiten zu lassen?”
    “Nein. Ich hatte eher daran gedacht, dass du mich von einer Eskorte begleiten lässt.”
    “Unmöglich.” Er setzte sich hin und begann, die Unterlagen durchzusehen. “Wenn du fertig bist …”
    “Warum ist es unmöglich?”
    Khalil blickte auf. “Weil ich es gesagt habe.”
    Verzweiflung überfiel sie. Deshalb tat sie das, was sie unter allen Umständen hatte vermeiden wollen, weil sie ihm diesen Triumph nicht gönnte. Tränen traten ihr in die Augen, ihre Lippen zitterten, und als sie zu sprechen anfing, schwankte auch ihre Stimme. “Bitte”, sagte sie leise. “Khalil, bitte! Ich sterbe noch, wenn ich weiterhin wie ein Vogel im Käfig herumsitzen muss.”
    Sie schwieg und hasste sich dafür, sich seiner Gnade und Barmherzigkeit auszuliefern. Tiefe Hoffnungslosigkeit erfüllte sie. Und sie verstand auch nicht, warum die Kälte in seinem Blick ihr fast das Herz zerriss.
    Joanna wandte ihm den Rücken zu. “Es tut mir leid, deine Zeit verschwendet zu haben.”
    Plötzlich schob er den Stuhl zurück, durchquerte den Raum und stellte sich hinter sie. “Joanna.” Er umfasste ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. “Schau mich an.” Als sie es tat, fragte er: “Ist es wirklich so schlimm für dich, hier bei mir zu sein?”
    “Ja. Kannst du nachempfinden, wie man sich als Gefangene fühlt?”
    “Ja, das bist du, Joanna, meine Gefangene”, sagte er leise.
    Ihre Blicke trafen sich. Sie stöhnte unterdrückt auf und hatte das Gefühl, in der unendlichen Tiefe seiner blauen Augen zu versinken. Er hatte recht, sie war wie gefesselt von ihm und gehörte zu ihm. Mit einem Mal war die Atmosphäre zwischen ihnen zum Zerreißen gespannt. Joanna klopfte das Herz zum Zerspringen. Sie erinnerte sich daran, wie innig er sie im Gras geküsst, wie zärtlich er sie liebkost hatte und wie warm sich seine Lippen auf ihren angefühlt hatten, so warm wie die Strahlen der Sonne …
    Rasch ging sie einige Schritte zurück. “Ich weiß genau, was ich bin.” Es gelang ihr sogar, ihre Stimme kühl und gleichgültig klingen zu lassen, obwohl sie zutiefst aufgewühlt war. “Und wenn du auch nur halb so mitfühlend bist, wie du tust, dann denkst du endlich auch einmal an mich.”
    Khalil presste die Lippen zusammen. “Darum geht es gar nicht, das weißt du genau.”
    “Darüber möchte ich nicht mit dir diskutieren, Khalil. Ich habe dich um einen Gefallen gebeten. Wirst du mir die Bitte nun erfüllen oder nicht?”
    Sekundenlang herrschte Schweigen. Schließlich ging Khalil an ihr vorbei zur Tür, die er so heftig aufriss, dass der Mann davor erschrocken zurückfuhr. Er sprach kurz mit ihm und wandte sich dann wieder an Joanna. “So, es ist erledigt.”
    Joanna wagte kaum zu atmen. “Heißt das … du erlaubst mir auszureiten?”
    “Einmal täglich und nur in Begleitung von zwei Personen.” Seine Miene wurde finster. “Ich muss für einige Tage fort, Joanna. Meine Männer werden für deine Sicherheit sorgen.”
    “Du meinst, sie werden mit allen Mitteln verhindern, dass ich weglaufe.”
    “Du musst mir versprechen, keinen Fluchtversuch zu unternehmen, Joanna.” Als sie zögerte, ging er auf sie zu und umfasste ihre Schultern. “Versprich es mir, Joanna. Oder ich werde meine Erlaubnis zurücknehmen.”
    “Ich verspreche es”, erklärte sie, obwohl sie ihn nur ungern anlog. Lächelnd ging sie an ihm vorbei und aus dem Zimmer.
    “Sprechen Sie Englisch?”, fragte sie den Wächter. Und als er es bejahte, nickte sie. “Wir gehen jetzt zu den Ställen”, verkündete sie mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als wäre sie es gewöhnt,

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