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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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Schlafgemach, kleidete sich für einen Besuch im Palast an und stand innerhalb von weniger als einer Stunde vor der Tür der Audienzhalle des Königs. Er näherte sich den königlichen Wachen in ihren Harnischen aus Leder und Bronze und machte plötzlich Halt. Er war so sehr mit dem Rätsel um die Salbe beschäftigt gewesen, daß er seiner Umgebung keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Abu und drei seiner Leibwächter hatten ihn begleitet, aber sie waren zurückgeblieben, als er sich der königlichen Audienzhalle näherte. Jetzt blickte er sich um und bemerkte die Scharen von Höflingen, die sich in der Nähe der Türen tummelten.
    »Meren, du Haremschänder, du.«
    »General der königlichen Armee, Horemheb«, sagte Meren, während er seinen Kopf vor dem bewaffneten Krieger neigte, der sich aus einer Gruppe von Würdenträgern löste.
    »Ich ertrage heute keine Titel oder verlogene Höflichkeiten von dir. Ich habe die Nase davon voll.«
    Meren blickte aufmerksam in Horemhebs narbiges Gesicht und senkte die Stimme. »Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht.« Horemheb setzte ein Lächeln auf, das nicht einmal einen Säugling getäuscht hätte. »Wir hörten gerade eine Delegation von Seeleuten aus Mykene an, als einer der persönlichen Diener des Königs sich in den Saal schlich, sich hinter einer Säule verbarg und von dort aus dem König Zeichen machte. Der König entließ plötzlich alle, einschließlich des Wesiers, der jetzt vor Zorn rast.«
    Als Horemheb seinen Bericht beendet hatte, sprangen die Tore des Audienzsaales auf und der königliche Aufseher über die Audienzhalle steckte seinen Kopf hindurch. Er flüsterte mit einem der riesigen nubischen Wachmänner. Der Wachmann, der wie jedes Mitglied der königlichen Kampftruppe weniger Gefühl offenbarte als eine geweihte Statue, hob lediglich einen Arm und deutete auf Meren.
    Der Aufseher erschrak, als er Meren sah, dann öffnete er die Tür ganz, kam heraus und schloß sie wieder. Er ordnete die Falten seiner bis zu den Füßen herabfallenden Amtsrobe, räusperte sich und hob seine Stimme, damit er in seiner gewohnten Art und Weise alles übertönen konnte.
    »Der lebende Gott, der rechtmäßige, in Wahrheit lebende, Goldene Horus, der Göttliche, der Sohn des Amun, der König des Oberen und Unteren Ägypten, der Herr des Zweifachen Reiches, seine Majestät Nebkheprurc Tutenchamun befiehlt den Prinzen, den Falken des Pharao, Fürst Meren, in seine leuchtende Gegenwart.«
    Die Türen, die durch ihre unglaubliche Höhe und ihre Blattgoldverzierungen außerordentlich schwer waren, quietschten in den Angeln, als sie sich wieder öffneten. Meren warf Horemheb einen beunruhigten Blick zu. Der Pharao hatte bisher niemals vorschnell Entscheidungen während offizieller Anlässe getroffen. Für eine göttliche Majestät ziemte sich ein solches Verhalten nicht.
    Ein Schauer überlief ihn, denn schon einmal hatte ihn ein Pharao plötzlich zu sich befohlen, und er war in den Abgrund des Schreckens geworfen worden. Abu machte eine schnelle Bewegung, als wolle er ihn davon abhalten hineinzugehen, aber Meren warf ihm einen strengen Blick zu, und er trat beiseite.
    Meren schloß sich dem Aufseher über den Audienzsaal an, der trotz seiner großen Würde nach Merens Arm griff und ihn in die Halle schob. Meren blickte den Aufseher erstaunt an, als dieser ihn von der Tür wegstieß und sie vor seiner Nase zuschlug. Als sie sich schlossen, wirbelte Meren herum und preßte seinen Rücken dagegen, denn er erwartete Krummsäbel und Dolche vor sich zu sehen.

Kapitel 12
    Meren preßte seinen Rücken gegen die goldenen Türen. Er stand einem Wald von Säulen gegenüber, die höher waren als die höchsten Bäume, ihre Oberflächen aus Elektrum glühten vom Schein der Tausenden von Wachskerzen, die in großen Ständern befestigt waren. Er hielt zwischen den Säulen nach einem Schatten Ausschau, konnte aber niemanden erkennen. Am Ende des langgestreckten Saales befand sich auf einem hohen Podest der goldene Thron des Königs, aber der Lebende Gott saß nicht darauf. Er saß auf der letzten Stufe des Podestes und sprach mit einem alten Mann, der eine Perücke und ein weitfallendes Gewand trug. Der alte Mann kniete vor dem König und flüsterte ihm ins Ohr.
    Tutenchamun schüttelte seinen Kopf, warf Meren einen Blick zu und bedeutete dem Diener mit einer Handbewegung, sich zu entfernen. Der Mann verschwand durch eine Tür hinter dem Podest. Meren schritt schnell zum König herüber und

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