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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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und murmelte vor sich hin.
    »Neunter Lagerraum, zehnte Reihe, siebtes Regal. Neunter Lagerraum, zehnte Reihe, siebtes Regal. Bei den Göttern, im neunten Lagerraum. Wer hätte das gedacht?«
    Meren stand genau hinter dem Parfumeur, als der Mann die vierte Tür auf der rechten Seite öffnete. Bakef berührte mit der brennenden Kerze eine Fackel, die in einer Haltevorrichtung neben der Tür angebracht war. Gelbes Licht beleuchtete einen Raum, dessen Wände Regale säumten, und ließ die Fayence-Phiolen aus Obsidian glitzern. In ordentlichen Reihen stand dort Krug neben Krug – große, zylinderförmige in tiefem Nilblau, flache aus schwarzem Glas; hellgelbe. Bakef hob mit einer Hand einen Schemel und zwängte – in der anderen Hand die Kerze – seine enorme Leibesfülle zwischen die letzten beiden Regale am Ende des Lagerraums. Die Krüge, die hier standen, waren mit einer feinen Staubschicht bedeckt.
    »Herr, ich glaube, ich hatte niemals Gelegenheit, das zehnte Regal aufzusuchen. Ich bezweifele, daß irgend jemand seit der Zeit, da mein Vater hier arbeitete, dies tat.«
    Bakef setzte seinen Schemel auf den Boden und stellte sich darauf. Meren hörte ein Krachen und Knacken. Bakef wedelte mit den Armen und wäre fast in das zehnte Regal hineingefallen, wenn Meren nicht nach seinem Arm gegriffen hätte. Er zog Bakef von dem Schemel herunter und stieg selbst darauf.
    »Wonach muß ich suchen, Parfumeur?«
    Bakef wischte sich den Schweiß von der Oberlippe und zog den Kopf ein.
    »Nach einem Krug aus feinstem Alabaster. Er sollte wie ein kurzer, breiter Zylinder geformt sein, sein Deckel besitzt die Form eines ruhenden Löwen.«
    Meren durchsuchte das Regal. Er fand verschiedene Phiolen und einen großen Topf mit getrockneten Kräutern in einer Keramikschüssel, deren Wand so dünn wie Eierschalen war. Er schob sie beiseite und erblickte die rosafarbene Zunge eines Löwen. Er holte den Krug herunter und ging wieder zu der Fackel neben der Tür. Er versuchte, den Verschluß des Kruges zu heben. Er war festgeklebt, und er mußte ihn drehen, um ihn öffnen zu können. Als der Verschluß gelöst war, zeigte sich das Innere des Kruges, in dem sich keine Salbe mehr befand.
    Nur der schwache Duft nach Myrrhe und ein kleines Stück Papyrus befanden sich darin. Er übergab Bakef den Krug und las die Notiz. Sie besagte, daß der letzte Rest der Salbe bei der Beerdigung des königlichen Großvaters benutzt worden war. Nur noch ein Krug existierte im königlichen Schatz.
    Meren ließ die Notiz in den Krug zurückfallen. »Er kann es nicht aus dem königlichen Schatz genommen haben.«
    »Herr?«
    Er warf Bakef einen Blick zu und runzelte die Stirn. »Wo kann man diese Salbe sonst noch finden?«
    »Nun, in meinen Aufzeichnungen ist vermerkt, daß es noch drei Krüge im Schatz des Gottes Amun gibt, möge sein Name in Ewigkeit gepriesen sein.«
    »Ha!«
    Bakef erschrak und hätte beinahe den Krug mit dem Löwenkopf fallen lassen. »Stimmt etwas nicht, Herr?«
    »Er besuchte den Schatz des Gottes am Tag, da er starb.«
    »Der Gott starb?« Bakef beobachtete Meren und wich zurück, als wolle sich bereitmachen davonzustürmen.
    »Nein, Narr. Hormin starb. Aber zuerst besuchte dieser Hundesohn den Schatz des Gottes Amun.« Meren wirbelte herum und verließ das Lager, ohne auch nur ein einziges weiteres Wort an den verwirrten und argwöhnischen Bakef zu richten.
    Der Parfumeur watschelte hinter ihm her, wobei er die ganze Zeit stöhnte und ächzte und Meren erst einholte, als dieser bereits in die länger werdenden Schatten des Spätnachmittags trat.
    »Herr, auf ein Wort!«
    Meren hielt inne. »Nun, Mann, sprecht schnell.«
    »Wenn – wenn Ihr noch mehr Qeres findet, und zufällig auf das Rezept stoßt – das heißt – die Königin – «
    Meren hatte bis zu diesem Zeitpunkt dem Parfumeur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sein Blick heftete sich auf das Gesicht des Mannes, und er verzog die Lippen zu einem freundlichen, wohlwollenden Lächeln.
    »Ja, Meister Parfumeur, was ist Euer Wunsch?«
    »Die Königin schickte vor einigen Monaten die Botschaft, daß sie etwas Qeres haben wolle. Ich hatte es vergessen, und das Rezept ist verlorengegangen, wißt Ihr.«
    »Sagte die Große Königliche Frau noch mehr über diese Salbe?«
    »Nein, Herr, nur so viel, daß eine kleine Menge als Tributzahlung aus Byblos kam und nun aufgebraucht sei.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann, Parfumeur.«
    Bakef stammelte seinen Dank, als Meren fortschritt.

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