Der Falke von Aryn
ihn aus, und es geht dann seinen Gang.« Seine Augen zogen sich drohend zusammen. »Ansonsten haltet Euch zurück. Wir wissen beide, wer damals Baroness Sarnesse diese Attentäter auf den Hals geschickt hat. Nur weil Euer Vater tot ist, bedeutet es nicht, dass Ihr vor Ihrer Rache sicher seid.«
»Ihr könnt hier nicht sitzen und so tun, als hätte dies alles nichts mit Euch zu tun!«, beschwerte sich der Lord.
Der Graf hob eine Augenbraue. »Warum denn nicht?«, fragte er mit leicht spöttischem Unterton. »Man könnte mir vorwerfen, dass ich manches weiß, das ich nicht wissen dürfte. Dass ich Sympathien hege. Doch es dürfte schwerfallen, etwas davon zu beweisen. Ich halte mich an die Gesetze. Was Euch angeht, sieht es etwas anders aus. Verschwörung zu einem Aufstand gegen die Krone, Raub eines heiligen Artefakts aus einem Tempel, Mord und Waffenschmuggel, ganz zu schweigen von Euren täglichen Geschäften im Hafen. Die Liste ließe sich fortsetzen. Noch einmal, Valkin, damit Ihr es versteht. Ihr habt einen Anspruch, dem ich mich nicht entgegenstelle, weil er rechtens ist.«
»Und weil Ihr daran gut verdienen werdet«, warf der junge Lord ein.
»Meine Beweggründe sind meine Sache«, antwortete der Graf scharf. »Ihr seid auf meine Hilfe angewiesen, ich nicht auf die Eure. Wenn Ihr gegen die Majorin und Raphanael vorgeht, werde ich Euch meine Unterstützung entziehen und selbst dafür sorgen, dass Ihr baumelt.« Er wies nachlässig zur Tür. »Wenn Ihr weiter nichts zu sagen habt, dürft Ihr jetzt gehen. Und denkt an diesen Steckbrief.«
Der Graf sah zu, wie der junge Lord die Tür etwas zu heftig hinter sich ins Schloss zog, und seufzte, um dann auf seine Hände herabzusehen. Etwas verwundert stellte er fest, dass sie nicht zitterten. Schließlich stand er auf, um ans Fenster zu treten und auf die Stadt hinauszuschauen, die er nun seit mehr als zwanzig Jahren regierte. Ein einziger Fehler, dachte er verbittert. Einmal zu tief ins Glas geschaut, und all das folgt daraus. Aber bevor er zuließ, dass Lorentha etwas widerfuhr, würde er die Konsequenzen auf sich nehmen. Ihre Mutter hätte es ihm nie verziehen, wenn die ganze Angelegenheit auch noch ihre Tochter in den Abgrund zog. Götter, dachte er verbittert, als er den Vorhang fallen ließ. Warum musste Lorentha ausgerechnet jetzt auftauchen?
Der Tanz der Schwerter
27 Das Essen mit Raphanael verlief für Lorentha überraschend ruhig und entspannt, es war eine der Gelegenheiten, bei denen auch Barlin mit am Tisch saß, er hatte sich umgezogen und ließ sich, ganz der feine Herr, mit einem breiten Grinsen von einem Mädchen bedienen, das ob seiner Blicke immer wieder errötete.
Sera Renera hatte ihre Enkeltochter auf einen Ausflug mitgenommen und wurde erst zum Abend hin erwartet, die Schwester bereitete im Tempel die Weihung vor, um den Tempel von der Blasphemie zu reinigen.
Als Lorentha Barlins neue Kleider lobte, tauschten die beiden Freunde einen Blick aus.
»Ich bin kein Magier«, erklärte Barlin dann, als hätte ihm Raphanael die Erlaubnis dazu erteilt. »Aber ich nahm mit ihm zusammen an der Ausbildung teil. Es gibt vieles, was der Orden einen lehren kann, das kein magisches Talent benötigt. Körperliche und geistige Übungen, die einem Dinge ermöglichen, die andere als Magie ansehen könnten … die aber eben keine sind. Es gibt nicht viele, die über ein derart großes Talent wie Raphanael verfügen, dennoch ist er verletzbar. Eine Kugel bringt auch einen Hüter um oder …« Er seufzte. »Ich sage Euch damit nichts Neues. Deshalb schützt der Orden Meister wie Raphanael und trat an mich heran, um mich zu fragen, ob ich dem Orden ebenfalls beitreten würde … in einer anderen Eigenschaft.« Er schaute kurz zu Raphanael hin, der wieder fast unmerklich nickte. »Ich bin nicht nur sein Freund. Ich habe zudem einen Eid geschworen, dass ich ihn mit meinem Leben beschütze.« Wieder sah er zu Raphanael hin. »Ich würde es auch ohne diesen Eid tun, und er für mich, was mir die Sache etwas schwerer macht, aber die Ausbildung beim Orden gab mir die Möglichkeit zu lernen, wie ich ihn besser schütze. Zudem kümmere ich mich um Angelegenheiten des Ordens. Ich weiß, dass er sich die nächsten Stunden hier aufhalten wird, und dieses Haus ist weitestgehend sicher. Also habe ich Zeit, mich um andere Dinge zu kümmern. Ordensangelegenheiten.« Er erlaubte sich ein leichtes Lächeln. »Manchmal ist es von Vorteil, Dienerschaft zu sein, man wird gerne
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