Der Falke von Aryn
hagere Mann. »Wenn es vorbei ist, werde ich ihn dafür entlohnen.«
Doch Mort schüttelte leicht den Kopf. »Dafür ist bereits gesorgt.«
»Wie Ihr meint«, sagte der andere, der es besser wusste, als den Todeshändler zu fragen, wie er das meinte. »Fahrt fort.«
Bis der alte Mann seinen Bericht abgeschlossen hatte, folgten keine weiteren Fragen mehr, dann, als Mort schwieg, stand der hagere Mann auf und trat an das weite Fenster der Kabine, um nachdenklich auf den Hafen hinauszusehen. »Es geht also um diesen Falken«, sagte er leise in der Art, wie es viele tun, die viel Zeit allein verbringen.
Mort sagte nichts dazu, er wusste, dass es keine Frage gewesen war. Er wartete, während der andere all das, was er erfahren hatte, abwog und die Zusammenhänge suchte. Das war es, dachte Mort, was diesen Mann so gefährlich machte, er sah mehr als andere und vergaß nie auch nur die geringste Kleinigkeit. Selbst Mort fand es faszinierend, wie der Mann die Welt dazu gebracht hatte, ihn zu vergessen, während er wie eine Spinne sein Netz über sie gezogen hatte, unsichtbar, verborgen, dort, wo es jeder sehen konnte, aber niemand hinsah. So dicht war dieses Netz gesponnen, dass Mort bezweifelte, dass er dem anderen vieles hatte berichten können, das er zuvor nicht schon aus anderen Quellen erfahren hatte.
»Dieser Manvare. Lord Raphanael. Ist er ein guter Mann?«
Mort hatte die Frage erwartet.
»Ja. Er ähnelt Euch in vielen Dingen.«
Karl Hagenbrecht, der einst den Namen Sarnesse angenommen hatte, drehte sich langsam um und sah den Todeshändler lange an, während er noch weiter seine Gedanken ordnete. Den alten Mann störte es nicht, er war es von ihm gewohnt. Dann folgte das, was Mort erwartet hatte.
»Erzählt mir von dem Aragonen.«
Pferd und Waffen für die Garda
32 »Wartet einen Moment«, bat Lorentha den Pferdehändler und warf dem Hengst, den er an den Zügeln hielt, noch einen letzten bewundernden Blick zu. Das prächtige Tier tänzelte unruhig und schien ihr kaum gezähmt, was ihr keine großen Sorgen bereitete, aber den günstigen Preis erklärte. Sie schaute zu Bosco hin, der im Vergleich zum Morgen kaum mehr wiederzuerkennen war. Er trug seine Rüstung, jede Schnalle und jeder Gurt am rechten Ort, war frisch rasiert, und jemand hatte ihm sogar die Haare geschnitten, auch wenn der Versuch etwas misslungen war. Wahrscheinlich mit seinem eigenen Dolch, dachte die Majorin, erinnerte sich an die Worte der Gräfin und musste ein Lächeln unterdrücken. »Was gibt es?«
»Lord Raphanael Manvare wünscht Euch zu sprechen«, sagte der junge Leutnant knapp, der immer noch seine alte Marke an der Schulter trug. »Er wartet am Tor.«
»Bittet ihn zu mir«, gab sie Antwort und wandte sich wieder an den Händler. »Vier Gold, fünf Silber, guter Mann. Er weiß besser als ich, dass dieser Kerl hier kaum gezähmt ist.«
»Das Pferd hat gutes Blut«, beschwerte sich der Händler. »Es ist hervorragend zur Zucht geeignet. Fünf Gold, ich gehe höchstens noch ein halbes Silber herunter!«
»Weshalb bietet Er ihn dann mir und nicht zur Zucht an?«, fragte Lorentha und fing den Blick des stolzen Wesens ein. Sie lächelte, als der Hengst schnaubte und sie misstrauisch beäugte, und wandte sich dann dem Händler wieder zu, um ihn mit ihrem Blick aufzuspießen.
»Sage Er es mir, was Er weiß, ich finde es ohnehin heraus.«
»Er … er warf seinen letzten Besitzer ab und trampelte ihn zu Tode«, gestand der Händler.
»Hat Er deshalb versucht, die Sporennarben zu verbergen?«, fragte Lorentha leichthin. »Vier Gold und fünf glänzende Silberstücke. Dafür nehme ich ihn Ihm aus der Hand, nur der Abdecker wird ein Mordpferd kaufen, das weiß Er selbst, also sollte Er nicht weiter zögern, sonst kann Er schauen, was Er für das Fell noch bekommt.«
Der Händler sah von dem Pferd zu ihr, nahm ihren unnachgiebigen Blick wahr und gab sich geschlagen.
»Vier Gold, fünf Silber sollen es sein«, knurrte er dann. »Auch wenn es mich in den Ruin treibt.«
Er spuckte in die Hand und hielt sie ihr hin, Lorentha hingegen griff nur in ihren Beutel, um ihm die Geldstücke abzuzählen und in die befleckte Hand fallen zu lassen.
»Wie heißt der Hengst?«, fragte sie noch.
»Hector«, hörte sie Raphanaels Stimme und sah über ihre Schulter zu ihm hin. Der Manvare lehnte an dem Torpfosten des alten Stalls und lächelte, auch wenn er ihr besorgt erschien. »Dein Freund hier«, fuhr Raphanael mit einem Blick auf den
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