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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Braut als Geschenk überreicht, um sie zu ehren, deshalb erkannte er die Majorin wieder. Er ist der wahre Falke von Aryn, von der Göttin gesegnet, ein Werk aus Kunst und Künsten, geschaffen, um den wahren Erben Aryns für uns zu entdecken und zu verhindern, dass die Stadt in die falschen Hände fällt. So wie er die Majorin begrüßte, wird der Falke auch den Erben Aryns für uns entdecken.« Nacheinander sah sie alle ihre Priester, zuletzt ihren Bruder und dann die Majorin an. »Wir alle haben das Gerücht gehört, und die Seher haben es bestätigt. Aryn gehört weder dem Königreich noch dem Kaiserreich an, das Herzogtum steht für sich selbst und wartet auf einen Erben. Lord Visal ist es nicht, doch will er es sein, deshalb hat er den Falken stehlen lassen. Nur dass er unseren Tempel entweihen ließ, um sich dann an dem falschen Falken zu vergreifen.« Sie straffte sich und sah auf ihre Hände herab, die sich in den Stoff ihrer Robe verkrallt hatten, und ließ langsam los. »Wir werden Stillschweigen bewahren, während wir im Gebet bedenken, was diese Offenbarung für uns bedeutet. Im Namen der Göttin fordere ich von allen, die hier stehen, ein Schweigegelübde ein, bis die Göttin uns den Weg zeigt, wie wir mit diesem Wissen verfahren werden.«
    Ein Murmeln wurde laut, als jeder schwor, dann auch Raphanael, und zum Schluss suchte Larmeths Blick die Augen, die in ihrer Farbe so sehr den Smaragden glichen, die den Falken sehen ließen.
    »Ich schwöre«, sagte Lorentha leise. »Im Namen der Göttin.«
    »Wir müssen uns beraten«, verkündete die Priesterin hoheitsvoll und winkte ihren Bruder und die Majorin herbei. »Allen anderen trage ich auf, im Gebet zu meditieren.«
    Sie führte Lorentha und den Lord in den hinteren Teil des Tempels, zu ihren privaten Gemächern, die einfach, aber behaglich eingerichtet waren, um dann die Tür fest hinter sich zu verschließen.
    »Große Göttin«, seufzte sie. »Hätten sie mir das nicht auch hier sagen können?« Ihre Augen suchten erst die ihres Bruders, der sich nun langsam auf einen der Stühle setzte und den Kopf in die Hände stützte, und dann die der Majorin, die sich in diesem Moment mehr als verloren vorkam.
    Wie oft geschah es schon, dass die Seher von Ravanne zu einem kamen, einem verkündeten, dass man der Erbe zweier Reiche wäre, und dann von einem forderten, darauf zu verzichten?
    »Ich weiß es«, sagte Raphanael zwischen seinen Händen hindurch. »Ich habe jedes Wort verstanden, ich spürte aber auch den Zauber, der es den anderen unmöglich machte, ihre Worte zu verstehen.« Er hob den Kopf und sah gequält zu Lorentha hin. »Warum mussten sie es mir offenbaren? Ich gehöre nicht dazu und hätte es nicht wissen wollen.«
    »Sie sind die Seher«, sagte seine Schwester. »Sie werden wissen, warum.« Sie trat an einen Schrank heran und zog eine Flasche heraus, der sie den Korken zog. Sie schenkte ihnen allen dreien ein, drückte den anderen den Becher in die Hand und leerte ihren eigenen in einem Zug.
    »Das«, meinte sie, als sie sich nachschenkte, »war nötig. Wie geht es dir, Lorentha?«, fragte sie dann leise.
    »Wie soll es mir gehen?«, sagte die Majorin erschöpft. »Falls du das meinst, ich fühle mich nicht betrogen. Das Erbe war nie meins, ich habe nichts verloren.«
    »Denkst du wirklich so?«, fragte Raphanael überrascht.
    »Meinst du, König Hamil oder der Kaiser würden ihren Thron räumen, wenn ich sie nur höflich frage? Es geht nicht immer nur um Recht, sondern oft genug um Macht. Sie halten den Thron, weil sie es können, ich kann es nicht. Soll ich an der Spitze eines Heeres durch die Lande ziehen, um sie zu stürzen? Warum sollte man mir folgen? Nach allem, was ich weiß, ist König Hamil kein schlechter Herrscher und besser als viele, und auch der Kaiser … es saßen schon Schlimmere auf dem eisernen Thron.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist müßig. Ich kann nicht dem nachtrauern, das ich nie besaß.« Sie schaute zu Larmeth hin. »Warum nur musstet Ihr sagen, dass Aryn weder dem Kaiser noch König Hamil gehört? So wird es nur noch schwerer, einen Aufstand zu verhindern.«
    »Weil ich es musste«, sagte Larmeth. »Weil es wahr ist. Ich kann Kaiser Pladis verstehen. Er betrog niemanden, es tat das, was er geschworen hatte, er hielt Aryn für seinen Erben, für seine Tochter. Er wusste ja, dass sie noch lebte. Kein Wunder, dass man ihm den Beinamen »der Schwermütige« gab; das Opfer, das die Seher von ihm forderten, war

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