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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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zu begreifen, was sie meinte.
    »Willst du das wahrhaftig?«, fragte er vorsichtig. »Ich habe davon geträumt, aber die Leute werden über uns reden und …«
    Sie beugte sich vor. »Psst«, flüsterte sie und legte ihm einen Finger auf die Lippen, um sich dann neben ihn zu setzen und ihm in sein noch immer offenes Hemd zu greifen. Seitdem sie es ihm aufgerissen hatte, wartete sie auf diesen Augenblick, und sie hatte sich nicht getäuscht, unter einer Haut wie Samt lagen Muskeln aus Stahl und ein Herz, das so heftig pochte, dass sie lächeln musste. Er legte seine Hand auf ihre, zog sie aber nicht von seinem Herzen fort.
    »Wenn wir das tun, gibt es kein Zurück«, flüsterte er.
    »Küss mich«, forderte sie.
    Das ist der Vorteil, dachte sie erheitert, als er sie fest und hart ergriff und sich über sie beugte. Irgendwann lernt man, Befehle so zu geben, dass die anderen ihnen gerne Folge leisten …
    Als sie am nächsten Morgen erwachte, fand sie sich halb begraben von ihm vor. Etwas hatte sie geweckt, doch vor den Fenstern war es noch dunkel. Sie streckte sich, gähnte und schob lächelnd erst den einen Arm und dann das Bein, das besitzergreifend auf ihr lag, zur Seite. Raphanael grummelte etwas, drehte sich um und schnarchte etwas lauter. So also, dachte sie lächelnd, war Leidenschaft. Zwar hatte auch sie leidenschaftliche Nächte gekannt, aber … sie richtete sich auf, um ihn im schwachen Licht zu studieren. Götter, dachte sie schmunzelnd, was hatte sie sich in ihm geirrt. So zurückhaltend, so steif wie er gewesen war, hatte sie sich mitunter gefragt, woher er den Ruf eines Lebemanns nur hatte. Doch hier, in einem Bett, dessen Matratze so hart war, dass man auch gleich auf einer Planke hätte schlafen können, hatte er all die Unsicherheit abgelegt, von ihr gefordert, bekommen und noch mehr gefordert. Sie setzte sich aufrecht hin und sah im Halbdunkel unförmige Dinge auf dem Boden liegen, dort Teile ihrer Rüstung, da seine Stiefel, da ihr Schwert. Götter, grinste sie, es war es wert gewesen. Er hatte sie aufgefressen … und sie ihn. In Anbetracht der Tatsache, dass er ein Hüter war, hatte sie sich das Elmsfeuer, das über ihre verbundenen Körper gelaufen war, wahrscheinlich auch nicht eingebildet.
    Es klopfte.
    Das also hatte sie geweckt. Sie sah sich suchend um und fand nur sein Hemd, das sie ihm gestern zerrissen hatte, es musste genügen.
    Sie zog es sich über und öffnete die Tür einen Spalt und sah sich Barlin gegenüber, der ihr Lächeln nicht erwiderte. Vielmehr war er bleich, und in seinen Augen las sie Angst.
    »Weckt ihn, Baroness«, bat er sie leise. »Es ist etwas geschehen.«
    »Was gibt es denn?«, fragte Raphanael beunruhigt, kaum dass er sein Arbeitszimmer betrat, Barlin hatte ihn dorthin bestellt, da er nicht wollte, dass der Rest der Dienerschaft etwas erfuhr. »Was soll die Dienerschaft nicht erfahren?«
    »Das«, sagte Lorentha rau und wies auf ein kleines Kästchen, das unscheinbar auf Raphanaels Schreibtisch lag. »Don Amos«, fuhr sie flüsternd fort, »hat dir eine Nachricht geschickt.«
    Raphanael sah von ihrem bleichen Gesicht zu dem seines Freundes. Er ahnte Böses, straffte sich und tat einen tiefen Atemzug, als er den Deckel abnahm … und in der Bewegung erstarrte, als er sah, was in dem Kästchen war.
    »Götter«, hauchte er und taumelte, Barlin sprang ihm zur Seite, und Lorentha eilte sich, ihm einen Stuhl herbeizubringen; schwer setzte sich Raphanael nieder, um ungläubig auf das zu schauen, was in dem Kästchen lag, Arins linke Hand, sauber kurz nach dem Handgelenk abgetrennt und auch ohne den schmalen Ring am Finger für den Vater ohne Zweifel zu erkennen. Unter ihr, von Arins Blut befleckt, lag ein gefaltetes Stück Pergament. Weder Barlin noch Lorentha hatten es bisher gewagt, an dieser Stelle Raphanael vorzugreifen, der nun seine ganze Kraft zusammennahm, um mit zitternden Fingern die kalte Hand seiner Tochter herauszunehmen und das blutige Pergament aufzufalten.
    Er las und ließ das Blatt dann sinken, um starr in die Ferne zu schauen, während seine Wangenmuskeln mahlten.
    Lorentha trat an ihn heran, strich ihm leicht über die Schulter und nahm ihm das Blatt aus der Hand, er ließ es geschehen, ohne auch nur aufzusehen.
    »Was steht dort geschrieben?«, fragte Barlin leise.
    »Don Amos schreibt, dass er die Baroness und Arin in seinem Gewahrsam hat, er sich sogar die Mühe gegeben hätte, einen Beweis dafür dieser Nachricht beizulegen. Er fordert, dass

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