Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
in einem schwarzen Anzug steckte, mit Weste, Jacke und blütenweißem Kragen, und einen missbilligenden Gesichtsausdruck zur Schau trug.
    »Ihr wünscht?«, fragte er mit einer Stimme, die so tief war, dass sie dem Brustkorb eines dreimal kräftigeren Mannes hätte entspringen sollen.
    »Ich bin Major Lorentha. Gräfin Alessa erwartet mich.«
    »Ich bin Tobas«, sagte der Mann, während er seinen missbilligenden Blick langsam an ihr herabgleiten ließ, scheinbar jede abgenutzte Stelle ihrer Rüstung katalogisierte und letztlich noch jedes Haar einzeln darauf zu bewerten schien, wie sorgfältig es ihrer Frisur folgte. Was keine große Mühe war, denn sie hatte es sich achtlos zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. »Ich habe die Ehre, seit siebenundzwanzig Jahren der Haushofmeister ihrer Gnaden zu sein«, fuhr er fort, während sein Blick kurz an ihrem Schwert und Dolch hängen blieb, um dann auf ihren abgetretenen und verkratzten Stiefeln zu ruhen. »Ich kann Euch versichern, dass ich für außerordentlich unwahrscheinlich halte, dass die Gräfin um diese nachtschlafende Zeit ein Geschöpf wie Euch auf ihrer Schwelle erwarten würde. Gute Nacht.«
    Damit schloss er die Tür vor ihrer Nase.
    Sie zog an der Klingel, die Tür sprang auf.
    »Ihr wünscht?«
    »Tobas«, sagte sie freundlich. »Meldet der Gräfin Alessa, dass Baroness Sarnesse ihr die Aufwartung machen will.«
    »Ohne Euch nahetreten zu wollen, möchte ich doch daran meine Zweifel äußern«, teilte Tobas ihr mit und zog erneut die schwere Tür zu, um dann überrascht herabzusehen.
    »Ihr habt Euren … Stiefel … im Türspalt«, stellte er fest, während ein leises Beben seiner Nasenflügel andeutete, wie empörend er dies fand.
    Lorentha sah scheinbar erstaunt herab. »Tatsächlich … Ihr habt recht, wie kam er nur dorthin?« Bevor Tobas noch etwas sagen konnte, richtete sich Lorentha zu ihrer vollen Größe auf und bedachte den Haushofmeister der Gräfin mit einem Basiliskenblick, der schon hartgesottene Soldaten hatte erbleichen lassen.
    »Tobas, Ihr werdet mich jetzt der Gräfin Alessa melden.«
    »Bedaure«, sagte Tobas ungerührt. »Sie ist schon zu Bett gegangen.« Seine Nasenflügel bebten erneut. »Ihr stinkt nach Bier und Kneipe. Ich bedaure sehr, dies so deutlich sagen zu müssen, aber Ihr habt mir keine Wahl gelassen. Gute Nacht.«
    Wieder schob er die Tür gegen ihre Stiefel. Es waren gute Armeestiefel, doppelt genäht, mit einer harten Sohle. Die Tür verlor.
    Lorentha hob eine Augenbraue an. »Eine Baroness riecht nicht nach Bier und Kneipe?«
    Er erlaubte sich ein fein abgemessenes Nicken, nur so gerade eben wahrnehmbar, wenn man darauf achtete. »Niemand, der von der Gräfin empfangen werden will, erlaubt sich, nach Bier und Wein zu riechen«, teilte er ihr herrschaftlich mit. »Und jetzt habt die Güte, Euch zu entfernen. Bevor ich Euch entfernen lasse.«
    »Meister Tobas«, sagte Lorentha ganz besonders freundlich. »Ihr werdet mich hineinbitten, in einen Salon führen und mich Eurer Herrin melden. Sollte sie tatsächlich schon zu Bett gegangen sein, führt Ihr mich zu dem Zimmer, das sicherlich schon für mich vorbereitet worden ist.« Er öffnete den Mund, doch sie hob mahnend den Finger. »Kommt mir nicht damit, dass Ihr nichts davon wisst, ein Mann, der seine Verantwortung so ernst nimmt wie Ihr, wird schwerlich vergessen haben, dass die Gräfin einen Gast erwartet.«
    Er blinzelte genau ein Mal. Dann verbeugte er sich mit fein abgewinkelter Präzision, um zur Seite zu treten und die Tür weit für sie aufzuziehen.
    »Guten Abend, Baroness«, sagte er steif. »Wollt Ihr nicht eintreten? Ihre Durchlaucht erwartet Euch bereits. Wenn Ihr mir erlauben wollt, Euren Umhang entgegenzunehmen?«
    »Nicht Schwert und Dolch?«, fragte sie überrascht, während sie ihren Umhang löste.
    »Ganz sicher nicht«, sagte er ungerührt. »Ich werde Euch nicht damit beleidigen, nach Euren Atanamés zu fragen.«
    Lorentha erstarrte in ihrer Bewegung.
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte sie leise.
    Tobas schaute sie vorwurfsvoll an, während er die Tür schloss und einen Riegel vorlegte. »Ich habe Euch selbstverständlich sofort erkannt und diese Waffen auch. Baroness Sarnesse hat sie oft getragen, wie sollte ich sie da vergessen? Ich erinnere mich zudem noch an Euch. Ihr habt des Öfteren die Köchin genötigt, Euch mit Backwaren vollzustopfen.« Der Blick, mit dem er sie jetzt bedachte, machte deutlich, dass er auch dieses Vergehen nicht vergeben

Weitere Kostenlose Bücher