Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
hatte.
    Bei seinen Worten kam ihr eine ferne Erinnerung, aber nicht viel mehr. »Waren Eure Haare damals rot?«, fragte sie, und er nickte steif.
    »So ist es.«
    Lorentha musterte ihn von oben bis unten, während er sorgsam ihren Umhang über seinen Arm faltete.
    »Wofür dann das?«, fragte sie und wies auf die Tür. »Wenn Ihr mich doch erkannt habt?«
    Er richtete sich zu seiner vollen Höhe auf, was etwa eine Haaresbreite an Unterschied machte, vor allem aber hob er seine Nase.
    »Verzeiht, Baroness«, sagte er und bedachte sie mit einem strafenden Blick. »Ich habe nicht bezweifelt, dass Ihr die seid, die Ihr seid, ich hielt es nur nicht für angebracht, Euch in diesem Zustand Einlass zu gewähren. Es gibt Regeln der Etikette, die man zu bewahren hat!«
    So, wie er es sagte, galt das vor allem für solche Gäste wie sie. »Warum habt Ihr mir dann Einlass gewährt?«
    Er neigte beschämt den Kopf. »Ihr habt mich daran erinnert, dass Euch wieder in die Nacht hinauszuschicken, wo Ihr doch keine andere Bleibe habt, nicht nur sträflich gewesen wäre, sondern auch ein noch größerer Bruch der Etikette als der, in einem solchen«, er rümpfte seine Nase, »Aufzug Einlass zu begehren. Ich bitte um Vergebung, Baroness«, fügte er steif hinzu, »aber als ich Euch sah, war ich zu erschrocken. Eure verehrte Frau Mutter hätte sich uns in diesem Aufzug nicht gezeigt.«
    »Macht Euch nichts daraus, Loren. Ihr befindet Euch in guter Gesellschaft: Er stand noch kein halbes Jahr in meinen Diensten, als er Herzog Albrecht den Einlass verwehrte, weil seine Stiefel schmutzig waren«, kam eine erheiterte Stimme von der Treppe her, wo jetzt eine kleine, zierliche Frau mit grauen Haaren, kornblumenblauen Augen und einem verschmitzten Lächeln in einem weißen Abendkleid ein Bild vollkommener Eleganz darstellte. »Der arme Albrecht wäre beinahe noch unverrichteter Dinge abgezogen, hätte ich ihn nicht errettet. Ihr seht, Tobas hat einen Ruf zu verlieren … und in gewissen Kreisen wiegt der Ruf weit mehr als Gold.«
    Lorentha hatte den Herzog weitaus besser gekannt, als die meisten wussten, und allein die Vorstellung, dass sogar er beinahe an Tobas verzweifelt war, ließ sie schon ungläubig den Kopf schütteln, denn auch der Herzog hatte einen gewissen Ruf besessen. So stur zu sein, dass er zur Not durch Wände gehen konnte.
    Die Gräfin hat sich nicht sehr verändert, dachte Lorentha, als die Herrin des Hauses näher schwebte und ihr zur Begrüßung beide Hände entgegenstreckte. Ihr Haar war zum größten Teil ergraut, die Falten tiefer als zuvor, aber es war noch das gleiche Lächeln. »Göttin«, hauchte die Gräfin jetzt, während ihre strahlend blauen Augen jeden Winkel von Lorenthas Gesicht in Augenschein nahmen. »Ihr seid Eurer Mutter ein Ebenbild, nur dass selbst sie nicht auf Eure Größe kam, das habt Ihr wohl von Eurem Vater.« Sie drückte noch einmal Lorenthas Hände und ließ sie dann los. »Aber bitte, folgt mir … wir haben so viel zu besprechen.«
    »Es tut mir leid, Euer Gnaden, dass ich so spät …«, begann die Majorin, doch die Gräfin schüttelte nur den Kopf.
    »Papperlapapp. Wenn Ihr erst einmal so alt werdet wie ich, dann werdet Ihr feststellen, dass Schlaf vollständig überbewertet ist. Und nennt mich Cerline … Ihr wisst, dass Evana und ich gut befreundet waren, da muss ich mir nicht beständig von Euch ein »Euer Gnaden« anhören …«
    Die Gräfin führte sie in ein elegant ausgestattetes Arbeitszimmer mit hellen Seidentapeten an den Wänden, einem Bücherregal, das eine erlesene Sammlung von Büchern und Rollen enthielt, und nebst einem Kamin aus feinstem weißen Marmor auch einem reich mit Einlegearbeiten verzierten Schreibtisch, der auf so spindeldürren Beinen stand, dass sich Lorentha wunderte, dass er nicht längst unter der eigenen Last zusammengebrochen war.
    Die Gräfin wies auf einen mit roter Seide gepolsterten Stuhl, der nicht weniger dünne Beine besaß, und setzte sich hinter ihren Schreibtisch, um Lorentha fragend anzusehen.
    »Einen Likör vielleicht? Oder einen Wein?«
    »Danke, nein«, sagte Lorentha höflich und versuchte, sich nicht allzu sehr zu bewegen. In den letzten Jahren hatte sie viel Zeit in diversen Baracken verbracht, wo die Stühle stabil genug waren, um schweren Männern in schweren Rüstungen Halt zu geben, und sie befürchtete, dass dieser Stuhl unter ihr zerbrechen würde, wenn sie nicht sehr darauf achtete. »Einen Becher Wasser vielleicht?«
    »Sehr

Weitere Kostenlose Bücher