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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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betrügen und Kehlen so durchzuschneiden, dass der andere zuverlässig stirbt? In denen ich Hunger litt und beständig so sehr Angst um mein Leben hatte, dass ich nur dann sicher schlafen konnte, wenn ich einen Dolch in der Hand hielt und du für mich Wache gehalten hast?«, fragte sie lächelnd. »Diese sieben Jahre?«
    Er nickte langsam.
    »Damals schon«, sagte sie leise, ohne seinem Blick ausweichen zu wollen. »Ich habe es gehasst, die Angst, die Unsicherheit, den Schmutz, den Hunger … und vor allem diese verdammten Ratten. Aber später, danach?« Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, Raban. Ich würde es nicht wieder wollen, doch diese Zeit hier, mit dir, sie lehrte mich, was wirklich Bedeutung hat, was wichtig ist im Leben. Vor allem deshalb bitte ich dich darum, dass du dafür sorgst, dass wir nicht aneinandergeraten. Denn das …« Sie schluckte sichtbar. »Das würde ich bereuen.«
    »Ich auch«, sagte er leise. Sie bedachte ihn mit einem prüfenden Blick und nickte, um eine unbestimmte Geste in Richtung der Tür zu tun.
    »Nun geh schon«, lachte er. »Wir sehen uns.«
    Er sah ihr nach, wie sie sich ihren Weg durch die Menge bahnte, dann schwand sein Lachen wieder. Reue, dachte er trübsinnig und spielte mit seinem leeren Becher herum. Er hatte gar nicht gewusst, was das Wort bedeutete, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie in den dunklen Wellen des nächtlichen Hafens versunken war. Manchmal, dachte Raban, hatten die Götter sogar ein Einsehen mit einem wie ihm. Er hatte sich schon damit abgefunden, dass er ihren Tod bis an sein Lebensende bereuen würde. Er sah hin zur Tür, durch die sie verschwunden war, und ließ seinen Blick dann durch den Schiefen Anker schweifen. Es waren Jahre vergangen, aber er kannte sie noch immer gut genug. Sie hatte ihm nicht geglaubt, dass er es ernst meinte, als er sagte, dass er sich aus dieser Art Geschäft zurückziehen würde.
    Das konnte man ihr nicht verübeln, dachte er trübsinnig. Er würde sich ja selbst nicht glauben. Aber wann gaben die Götter einem schon die Gelegenheit für einen neuen Anfang?
    Er lachte leise. Bürger Raban? Das wäre was! Jemand räusperte sich, und er sah auf.
    Menlo und Hinnes, die beiden, die Lorentha vorhin verscheucht hatte. Er bedeutete ihnen, sich zu setzen. Es gab da noch dieses kleine Problem mit den vierzig gestohlenen Ballen Seide.
    »Sag, Raban«, meinte Menlo. »Wer war die Schlampe?«
    »Setz dich«, bat Raban kühl. »Ich will nicht so laut reden.« Als sich Menlo von seinem Stuhl aus vorbeugte, griff Raban ihm ins Haar und schlug ihn so hart mit dem Gesicht gegen die Tischplatte, dass der Mann ganz benommen war, während er noch ungläubig seine blutende Nase betastete.
    »Der Name der Schlampe«, sagte Raban ganz leise, sodass Menlo auch ganz genau verstand, wie ernst er es meinte, »ist Loren. Sagt er dir etwas?«
    Der Mann schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Aber vielleicht weißt du noch, wer Robart war?«
    Menlo nickte furchtsam und spuckte Blut und einen halben Zahn aus. »Er hat den Hafen unter seiner Fuchtel gehabt«, nuschelte er. »Bis er sich mit dir angelegt hat.«
    Nein, bis Raban so dumm gewesen war, sich mit Robart anzulegen, verbesserte Raban ihn in Gedanken. Es war der Anfang seiner Legende gewesen, und es wurde Zeit, einige Personen daran zu erinnern, dass es nicht nur seine Legende gewesen war.
    »Er hat sich mit uns angelegt«, sagte Raban nun lauter, sodass ihn jeder hören konnte, der es wollte. »Mit Loren und mir. Ich war jung und dumm damals. Weißt du noch, wie groß Robart war? Ein Mann wie ein Baum. Er wollte mich gerade aufschlitzen, doch er hat vergessen, dass ich einen Partner hatte. Loren. Sie war kaum älter als sechzehn, doch sie sprang ihm auf den Rücken und zog ihren Dolch durch seine Kehle, bevor er verstand, wie ihm geschah! Das war es dann für Robart.« Er schüttelte Menlo, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen. »Und doch hat sie eben dein verdammtes Leben gerettet … denn sie hat mich gebeten, dir nicht allzu sehr wehzutun!« Vielleicht nicht direkt, dachte Raban und stieß den verängstigten Mann von sich, sodass der vom Stuhl fiel und hart mit dem Hinterkopf auf den Eichenboden aufschlug. Aber im Grunde schon.
    Er stand auf und stellte Menlos Stuhl wieder gerade, um sich dann langsam im Gastraum umzusehen. Jeder hier schien ihn nur erschreckt anzustarren. Er gab Menlo einen Tritt. »Verschwinde und mach dich sauber«, riet er dem verängstigten Mann. »Wir

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