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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Kinn eine andere Form hatte und die Lippen …
    »Verzeiht«, sagte der Mann.
    Verwirrt sah sie auf. Der harte Schlag riss ihr den Kopf herum und riss die Welt entzwei, alte Reflexe übernahmen, und noch während sie sich zur Seite rollte und nach ihrem Schwert griff, trat sie mit einem langen Bein nach seinem Knöchel aus, um ihn aus dem Stand zu fegen, doch er wich ihr mühelos aus, dann fand sie sich wieder, in der Hocke kniend, sprungbereit, Schwert und Dolch in ihren Händen, und vor ihr ein Mann in einem roten Kleid, der sie breit angrinste.
    »Aha«, lachte er. »Sieht ganz so aus, als wäret Ihr zurück!«

Raphanael Tarentin Manvare
    9  Sie blinzelte und sah sich um. Es gab keine Kutsche mehr, keine toten Körper und auch kein Blut, auch nicht dort, wo eben noch ihre Mutter gelegen hatte. Ihre Wange pochte, wo sein Schlag sie getroffen hatte, aber die seltsame Benommenheit war verschwunden.
    Es blieb dabei. Der Mann trug ein rotes Kleid. Mit gelben Stickereien entlang der Säume. »Ihr tragt wahrhaftig ein Kleid«, stellte sie verwundert fest, während sie Schwert und Dolch wegsteckte, um dann ihre Wange zu reiben und den Mann vor ihr misstrauisch zu beäugen. Schließlich nahm sie seine ausgestreckte Hand und zog sich daran hoch, ihre Beine zitterten, und sie fühlte sich so schwach wie schon lange nicht mehr, aber wenigstens stand sie wieder und kauerte nicht wie ein getretener Hund am Boden.
    »Ja«, grinste er. »Das hatten wir schon. Ihr erlaubt?« Er hatte sie losgelassen und hob jetzt seine Hand; als sie instinktiv zurückwich, schüttelte er leicht den Kopf. »Sorgt Euch nicht«, sagte er leise wie zu einem scheuen Pferd. »Ich will nur nach Eurem Kopf sehen.«
    Bevor sie noch etwas sagen oder zurückweichen konnte, fuhr er leicht mit dem Finger über ihre Schläfe, um sofort wieder zurückzuweichen. »Faszinierend«, meinte er und musterte sie sorgfältig. »Eben noch hattet Ihr dort noch eine Beule, so groß wie ein Hühnerei.«
    »Ja«, sagte sie. »Ich erinnere mich vage, dass Ihr etwas dergleichen gesagt habt.« Sie fuhr nun selbst mit den Fingern ihrer linken Hand über die Stelle, es gab dort keine Beule, aber als sie die Finger herabnahm, sah sie im unsicheren Licht der fernen Laternen einen dunklen Tropfen Blut.
    Plötzlich zogen sich seine Augen zusammen und er wirbelte herum, um in die Dunkelheit zu starren.
    »Was ist?«, fragte sie leise, während ihre Hand sich auf ihr Schwert legte.
    »Nichts«, sagte der Mann und entspannte sich langsam. »Ich dachte nur, ich hätte dort im Schatten jemanden gesehen … doch dort ist nichts.«
    »Götter, erschreckt mich nicht so!«, beschwerte sie sich, während sie sich auf dem leeren Platz umsah. Keine Kutsche, keine Toten, nur dieser seltsame Mann in einem Kleid. »Könnt Ihr mir erklären, was mir eben widerfahren ist?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Nicht viel. Ihr kamt von der Straße her auf den Platz, habt Euch umgesehen und seid dann hierhergegangen, um erst eine ganze Weile still und steif dazustehen, ohne Euch zu bewegen.«
    »Und Ihr habt Euch das angesehen«, meinte sie und zog eine Augenbraue hoch.
    »Eine Frau, in schwarzes Leder gerüstet, mit Schwert und Dolch, die herumsteht, als ob sie auf etwas oder jemanden warten würde? Natürlich habe ich Euch beobachtet, Ihr saht verdächtig aus.« Er ließ seinen Blick über ihre Rüstung gleiten, die im Schein der fernen Laternen kaum zu sehen war. »Wenn Ihr mich fragt, seht Ihr noch immer verdächtig aus.«
    Jetzt war es an ihr, ihn zu mustern. Er war vollständig unbewaffnet.
    »Ihr seid wahnsinnig«, teilte sie ihm fast schon zornig mit. »Ihr habt nicht einmal einen Knüppel dabei, wisst Ihr denn nicht, wie gefährlich diese Gegend ist? Göttin!«, entfuhr es ihr entsetzt, als sie verstand, wie es sein konnte, dass ein unbewaffneter Mann in einem Kleid sich hier aufhalten konnte. »Ihr verkauft Euch doch nicht etwa in einem dieser Hurenhäuser?«
    »Wie kommt Ihr denn darauf?«, fragte er sie fassungslos.
    »Es tut mir leid«, sagte sie rasch. »Ich wollte Euch nicht zu nahe treten, ich … wenn Ihr …« Er sah sie nur weiter fassungslos an. Reiß dich zusammen, dachte sie und holte tief Luft. »Ich meine, Ihr könnt … was ich sagen will, wenn Ihr …« Hilflos wies sie zu dem nächstgelegenen Hurenhaus, das sich keine zwanzig Schritt entfernt befand. »Es steht mir nicht zu, Euch zu verurteilen«, brachte sie dann noch heraus. »Ich bin Euch zu Dank verpflichtet, und es geht

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