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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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mir, dass es keinen Hinweis auf einen Kampf gegeben hätte.« Er seufzte. »Ich habe mir vorhin seine Leiche angesehen, sie haben ihn unten in der Krypta aufgebahrt. Ratet, wie ich ihn vorfand.«
    »Frisch gewaschen, vielleicht auch noch neu eingekleidet und am Ende noch gesalbt?«
    Er nickte grimmig. »Genau das. Es ist … ärgerlich.«
    Das, dachte Lorentha, war noch untertrieben. »Habt Ihr denn noch irgendwelche Hinweise finden können?«, fragte sie, und er schüttelte den Kopf.
    »Nein. Aber ich habe Larmeth«, er sah kurz zu Lorentha hin, »das ist meine Schwester, die Hohepriesterin, überzeugen können, dass wir den Mord an dem Novizen heute Nachmittag nachstellen werden. Zwischen dem Mittags- und dem Abendgebet. Kardinal Rossmann und ein Priester mit Namen Alfert, der in dieser Nacht im Skriptorium ein Pergament verzierte, haben die Leiche gefunden, als sie für die Vigil in die Tempelhalle kamen. Sie werden auch da sein, vielleicht ergibt sich ja etwas aus der Nachstellung und der Befragung. Das Einzige, was wir bislang wissen, ist, dass es nach der Komplet um Mitternacht und der Vigil geschah, die in diesem Tempel zur dritten Stunde nach Mitternacht ausgerichtet wird. Denn zum Nachtgebet waren noch sowohl der Falke als auch Junker Ferdis anwesend.«
    »Es gab keine Zeugen?«, fragte Lorentha.
    Er schüttelte den Kopf. »Die Diebe haben die Tempeltür geschlossen. Meine Schwester hat sich darüber fast noch mehr erbost als über den Diebstahl und den Mord, es war das erste Mal seit über hundertneunzig Jahren, dass die Tempeltüren geschlossen waren.« Er seufzte. »Morgen Nachmittag werden wir sie wieder schließen.« Er schaute Lorentha an. »Ich sage Euch, es gefällt ihr ganz und gar nicht, ich konnte sie nur mit Mühe dazu bewegen, der Nachstellung zuzustimmen.«
    »Wann wollt Ihr das tun?«, fragte sie.
    »In der vierten Stunde nach dem Mittag. Bis zur Vesper zur sechsten Stunde müssen wir fertig sein. Viel Zeit bleibt uns dafür demnach nicht.« Er schaute zu ihr hin. »Wollt Ihr dabei sein?«
    »Selbstverständlich«, sagte die Majorin entschlossen. Das war wichtiger als eine Anprobe oder der Versuch, ihrem Haar eine Frisur aufzuzwängen.
    Die Kutsche schaukelte, als der Kutscher auf den Bremsstock trat. »Wir sind angekommen, Euer Lordschaft«, hörten sie die gedämpfte Stimme von Kastor.
    Raphanael sah aus dem Fenster und nickte. In der Tat, sie waren angekommen, etwas, das er fast schon bedauerte. Er wollte aufstehen, um ihr die Tür zu öffnen, doch bevor er dazu kam, hatte sie die Tür aufgestoßen und war bereits auf die Straße gesprungen. Sie stand dort in der Tür und lächelte ihn an.
    »Gute Nacht, Eure Lordschaft«, sagte sie. »Obwohl wenig genug davon übrig ist.«
    »Ich werde Bescheid geben, dass man Euch in den Tempel einlässt«, sagte er noch und hielt ihr die Hand hin. Sie griff sie kurz und drückte sie.
    »Gute Nacht«, sagte er leise, sie schenkte ihm ein schnelles Lächeln und eilte davon. Er beugte sich vor und sah zu, wie sie über den niedrigen Zaun sprang, mit ein paar Schritten das Haus erreichte und dann so geschickt die Wand hinaufglitt, dass es aussah, als ob sie an einem unsichtbaren Seil gezogen würde. Sie verschwand durch ein Fenster im zweiten Stock, kurz sah er noch ihren Umriss am Fenster, als sie ein Licht entzündete, dann zog sie den Vorhang zu.
    Raphanael seufzte, beugte sich vor und zog den Wagenschlag zu. »Nach Hause, Kastor«, bat er den Kutscher.
    »Sehr wohl, Eure Lordschaft«, kam die Antwort, und die Kutsche setzte sich in Bewegung.
    Also das war seine »alte Freundin«, dachte er und schüttelte ungläubig den Kopf. Als seine Mutter ihm das erste Mal von der Soldatin erzählt hatte, die nach Aryn kommen wollte, um den Mord an ihrer Mutter aufzudecken, hatte er sich die Majorin gänzlich anders vorgestellt.
    »Sie weiß nicht, in welches Wespennest sie da stechen wird«, hatte seine Mutter ihm besorgt gesagt. »Sie wird jemanden brauchen, der ihr hilft und darauf achtet, dass ihr nichts geschieht. Ihre Mutter war eine Walküre, und sie hatte sich mächtige Feinde gemacht, es ist denkbar, dass Magie mit im Spiel war. Die Tochter ist wohl eine fähige Soldatin, eine Majorin der Garda, wie ich höre, aber gegen Magie ist sie hilflos.«
    Er erinnerte sich daran, wie er sie skeptisch angeschaut hatte. »Und wie stellst du dir das vor, Mutter? Soll ich ihr vorstellig werden und ihr Vertrauen gewinnen, indem ich ihr mitteile, dass jemand sie mit Magie

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