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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ist das eine. Das andere ist, dass weder der Mord an Eurer Mutter noch der Raub des Falken ohne Unterstützung durch jemanden mit Einfluss möglich gewesen wäre. Es ist gut möglich, dass auch der Mörder auf dem Ball erscheinen wird, ich gehe sogar davon aus. Wollt Ihr ihm mit Schwert und Dolch und gerüstet entgegentreten? Ihn warnen, dass er Euch nicht unterschätzen soll?«
    »Er wäre dumm, hätte er meine Laufbahn nicht verfolgt«, sagte Lorentha knapp. »Er wird wissen, dass ich Garda bin, und er wird meine Stärken und Schwächen kennen.«
    »Ja«, sagte die Gräfin hart. »Er wird zudem wissen, dass Ihr die Gesellschaft meidet. Bis auf Herzog Armstrad und Prinzessin Melisande besitzt Ihr keine Freunde mehr, und sie werden es auch bald leid mit Euch sein. Vier Jahre ist es jetzt her, Lorentha, vier Jahre! In all diesen Jahren habt Ihr nichts finden können, das Euch zu Albrechts Attentäter führen konnte. Solange Ihr Eure Freunde beständig daran erinnert, werden sie nicht imstande sein, mit dem Verlust ihres Vaters abzuschließen. Ihr quält sie damit, Lorentha, und es ist die Frage, wie lange sie sich noch von Euch quälen lassen. Ihr seid besessen, genau wie es Graf Mergton ist!«
    »Na endlich«, knurrte Lorentha, die Mühe hatte, zu verbergen, wie hart sie die Worte der Gräfin getroffen hatten. »Klare Worte! Ich habe mich schon gefragt, wie lange es noch dauern wird, bevor Ihr Euch offenbart.« Sie beugte sich vor, um die Gräfin mit grünen Augen anzufunkeln. »Wenn wir schon bei klaren Worten sind, worin besteht denn für Euch der Vorteil dieses Spiels?«
    Die Gräfin sah sich um, doch es gab nur noch einen Bediensteten, der sich soeben durch die Tür duckte und sie hinter sich zuzog, die anderen hatten den Frühstücksraum mit seinen hellen Fenstern, den Blumen und der erlesenen Ausstattung bereits fluchtartig verlassen, bevor er soeben zum Schlachtfeld zu werden drohte.
    »Es lässt sich leicht zusammenfassen«, sagte die Gräfin leise und sah Lorentha aus feuchten blauen Augen an, als würde sie darum kämpfen, nicht gleich in Tränen auszubrechen. So gequält sah sie aus, dass Lorentha ihre Worte schon bereute, aber so war es mit Worten nun einmal, dachte sie bitter, sie ließen sich nicht zurückholen. Doch bevor sie sich entschuldigen konnte, holte die Gräfin tief Luft und sprach schon weiter. »Ein Wort reicht dafür. Wiedergutmachung.«
    Das hatte Lorentha nicht erwartet, sie ließ ihr Besteck sinken und sah die Gräfin erstaunt an.
    »Ich war es«, fuhr Cerline bitter fort, »die Evana nach Aryn holte und sie um einen Gefallen bat! Wenn Ihr einen Schuldigen an dem Tod Eurer Mutter sucht, dann sitzt er vor Euch! Aber ich will von allen Göttern verdammt sein, wenn ich es zulasse, dass die Tochter meiner besten Freundin blind und stur in ein Schlachtfeld läuft, das sie nicht einmal sehen kann, während man bereits auf sie einsticht!«
    »Welcher Gefallen war das?«, fragte Lorentha, während ihre Gedanken rasten.
    Die Gräfin zögerte.
    »Meint Ihr nicht, dass mir dieses Wissen zusteht?«, fragte Lorentha sanft. Die Gräfin schaute sie lange an, um dann zögernd zu nicken.
    »Es ging um ein altes Schriftstück, das mir durch Zufall in die Hand gefallen war. Euer Name, der Name Sarnesse, wurde darin erwähnt, deshalb bat ich Eure Mutter her, mehr aus Neugier als aus anderen Beweggründen, und weil ich dachte, dass es sie interessieren könnte.«
    »Habt Ihr dieses Schriftstück noch?«
    »Nein«, sagte die Gräfin und sah zur Seite weg. »Es ist verschollen.«
    »Das ist wohl kaum die Wahrheit«, sagte Lorentha sanft.
    Für einen langen Moment hielt Cerline ihrem Blick stand, und die Majorin dachte schon, dass sie der Freundin ihrer Mutter unrecht tat, doch dann seufzte die Gräfin und griff an ihren Ausschnitt, um ein silbernes Medaillon herauszuziehen, das sie von der feinen Kette löste und zögernd vor Lorentha auf den Tisch legte.
    »Da«, sagte sie leise. »Es hat Evana in den Tod geführt, aber wenn Ihr darauf besteht, will ich Euch nicht hindern, es ihr nachzutun. Ihr seid genauso stur, wie sie es war!«
    Eigentlich hätten ihre Hände zittern sollen, dachte Lorentha abgelenkt, als sie das Medaillon aufnahm, um es mit einem Daumennagel zu öffnen, aber obwohl es ihr den Magen krampfte, waren ihre Hände erstaunlich ruhig. Sie klappte den fein gearbeiteten Anhänger auf und sah die Miniatur einer jungen Frau, die dem Betrachter lachend entgegensah. Dunkelgrüne Augen, blondes Haar,

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