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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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dabei etwas denken, außer, dass Ihr wohl seine Schwester besuchen werdet.« Die Gräfin beugte sich jetzt etwas vor. »Der dritte Teil der Täuschung hat mit Eurem eigenen Bestreben zu tun, den Mörder Eurer Mutter zu finden.« Sie seufzte. »Schaut, Lorentha, der Mörder Eurer Mutter wird im Kreis der Reichen und Mächtigen hier in Aryn zu finden sein. Eure Mutter war nicht irgendwer, sie war eine Walküre, und nur jemand, der selbst über Macht und Einfluss verfügt, hätte es gewagt, sie anzugehen.«
    Lorentha nickte, dies entsprach auch ihren eigenen Überlegungen.
    »Es gibt meiner Meinung nach sogar einen Beweis dafür«, sprach die Gräfin leise weiter. »Denn der Mörder setzte seinen Einfluss ein, um seine Spuren zu verwischen. Ihr solltet am Beispiel von Herzog Albrecht schon gelernt haben, dass ein solcher Einfluss auf subtile Weise wirken kann. Was meint Ihr denn, warum Ihr bei Euren Nachforschungen über seinen Tod beständig gegen eine Wand gelaufen seid? Weil jemand mit Einfluss ganz diskret erkennen ließ, dass er es nicht wünscht, dass Ihr mit Euren Ermittlungen Erfolg habt. Das Gleiche ist damals hier geschehen, auch hier verhinderte jemand, dass die Ermittlungen auch nur einen Schritt weit kamen.«
    »Wer?«, fragte Lorentha scharf.
    »Wenn wir das wüssten, säßen wir nicht hier, nicht wahr?«, gab die Gräfin ruhig zurück. »Aber um eine Vermutung zu äußern, was Herzog Albrecht angeht, jemand an allerhöchster Stelle. Vielleicht der Kaiser selbst. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand einen Bruder tötet, um nach einer Krone zu greifen.«
    »Nur dass der Kaiser die Krone bereits trug«, warf Lorentha ein, und die Gräfin nickte müde.
    »Vielleicht hatte er Angst, sie zu verlieren? Aber es geht hier nicht um Albrecht, sondern um Eure Mutter. Um Euch. Dieser ganze Mummenschanz, wie Ihr ihn nennt, dient nur einem einzigen Zweck. Dem Einfluss dieses Unbekannten unseren eigenen Einfluss entgegenzusetzen. Wenn wir deutlich machen, dass wir hinter Euch stehen, wird es den Einfluss dieses anderen mindern oder vielleicht auch aufheben. In diesen Kreisen definiert sich Macht durch die Freunde, die man hat. Ihr tragt Rüstung und Schwert, aber auf diesem Schlachtfeld ist ein Kleid Eure Rüstung und …« Sie brach hastig ab.
    »Sprecht weiter«, sagte Lorentha mit einem spöttischen Lächeln. »Was ist mein Schwert? Euer Einfluss ?«
    »Nein«, sagte die Gräfin erschöpft. »Nicht das. Deshalb kam uns der Diebstahl dieses verdammten Vogels auch so ungelegen. Ich wollte, wir könnten ihn vollends ignorieren, aber er ist zu wichtig. Wenn er bis zur Prozession nicht gefunden wird, mag es sehr wohl sein, dass es einen Aufstand gibt.«
    »Also, was ist es dann?«, fragte Lorentha ungehalten.
    »Nicht was. Wer. Lord Raphanael. Man sagt ihm nach, er würde bei der Aufklärung von Verbrechen Magie verwenden. Wenn man Euch gemeinsam sieht, wenn der Mörder das Gefühl erhält, dass Lord Raphanael sich mit dem Fall Eurer Mutter auseinandersetzt, hoffen wir darauf, dass der Mörder in Angst gerät und einen Fehler begeht. Vielleicht reicht es schon, wenn Ihr und Lord Raphanael euch vertraulich gebt und man euch miteinander sieht.«
    »Das also ist der Plan, Ihr wollt Lord Raphanael und mich als Köder verwenden«, sagte Lorentha langsam. »Kein Wunder, dass der Diebstahl des Falken Euren Plan durcheinander brachte.«
    »Genau das«, sagte die Gräfin und schien jetzt doch verärgert. »Nur dass nicht wir es sind, die Euch als Köder verwenden wollen. Sagt mir, Loren, wenn ich Euch nun darum bitte, dass Ihr zurück in die Hauptstadt reisen und all das hier auf sich beruhen lassen sollt, würdet Ihr das tun?«
    Lorentha zögerte. »Nein«, gestand sie schließlich. »Es ist mir zu wichtig.«
    »Seht Ihr«, sagte Cerline ernst. »Das ist genau der Punkt. So oder so würdet Ihr in dieser Angelegenheit bohren und Aufmerksamkeit auf Euch ziehen. Wir versuchen nur, die Kräfteverhältnisse auszugleichen und ihm zweifelsfrei zu verdeutlichen, dass Ihr unter unserem Schutz steht. Doch aus dem gleichen Grund, aus dem wir die Unterstützung Lord Raphanaels für uns gewinnen wollten, ist er auch für König Hamil die beste Wahl gewesen, um diesen verdammten Falken aufzuspüren. Das macht es jetzt ja so schwierig, denn nun seid ihr beide in Gefahr und gleich von zwei Seiten bedroht, von denjenigen, die den Falken stahlen und damit offenbar bereit sind, auch das Risiko eines Aufstands in Kauf zu nehmen, und von jenem

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