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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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zurück zu ihrer Kutsche gehen wollte, stellte sie fest, dass diese verschwunden war. Mit ihr auch der Kutscher und die Dame Denlar, die von der Gräfin dafür ausgesucht worden war, für Lorentha die Anstandsdame zu geben; die Majorin hatte ganz vergessen, dass es für eine Dame unschicklich war, ohne Begleitung aus dem Haus zu gehen. Die Dame Denlar war eine dürre Frau mittleren Alters, die sich, dafür war Lorentha sehr dankbar, allerdings darauf beschränkte, still in der Kutsche zu sitzen und alles um sich herum mit mürrischen Augen anzuschauen.
    Mit zwei Hutschachteln in den Armen schaute Lorentha sich suchend um, aber sie konnte weder die Kutsche noch ihre Anstandsdame irgendwo entdecken.
    Dafür rollte ihr eine von einem alten Gaul gezogene Mietskutsche über den Weg.
    »Könnt Ihr vielleicht eine Fahrgelegenheit gebrauchen?«, fragte der Mohr auf dem Kutschbock und zwirbelte an seinem Schnurrbart, der sich ob dieser Misshandlung etwas löste. »Nur zwei Achtelsilber für die halbe Stunde, ich bringe Euch schnell und sicher, wohin Ihr wollt!«
    Lorentha sah mit gefurchter Braue zu dem Kutscher auf, der sich den Bart gerade wieder zurechtrückte. »Was hast du mit meinem Kutscher angestellt?«
    »Ein Junge kam zu deinem Kutscher und hat ihm erzählt, dass eine junge Sera, auf die deine Beschreibung passt, aus dem Hintereingang der Hutmacherei kam und ihn dabei beinahe umrannte, so schnell wie sie die Straße hinunterfloh«, erklärte Raban breit grinsend. »Es war beeindruckend, wie schnell der Kutscher und die alte Frau daraufhin die Verfolgung aufnahmen. Komm, steig ein, wir reden während der Fahrt, oder willst du mit diesen Hutschachteln den Verkehr aufhalten?«
    Sie seufzte und stieg in den offenen Einspänner.
    »Was willst du?«, fragte sie verärgert, als Raban mit der Zunge schnalzte und der alte Gaul sich gemächlich in Bewegung setzte. »Und wie hast du mich gefunden?«
    »Dich zu finden, war leicht«, lachte er, während er die Umgebung im Auge behielt. »Innerhalb von einem halben Tag hast du es geschafft, dass die halbe Stadt von dir spricht. Es war leicht herauszufinden, dass du im Haus der Gräfin abgestiegen bist, etwas schwieriger war es, deinen Kutscher loszuwerden. Götter, hast du wirklich so lange gebraucht, um dich für einen Hut zu entscheiden?«
    »Nein«, gab sie knapp zurück. »Es sind zwei.« Die man ihr nur angepasst hatte, denn ausgewählt waren sie schon gewesen. Von der Gräfin, die Lorentha offenbar wenig Geschmack zutraute.
    »Ich hätte dich dennoch fast nicht gefunden«, fuhr Raban schmunzelnd fort. »In deinem Kleid hätte ich dich beinahe nicht wiedererkannt. Sind das wirklich Trauben auf deinem Hut? Ein Wunder, dass die Vögel nicht picken kommen.«
    Wortlos zog sie die Hutnadel heraus, nahm den Hut ab und löste die hölzernen Trauben, um sie aus der Kutsche zu werfen.
    »Besser«, meinte Raban anerkennend, was ihm nur einen funkelnden Blick einbrachte. »Auch wenn dir ein Hut nicht steht. Man sieht zu wenig von deinem Haar.«
    »Ich glaube, das ist der Sinn darin. Das und der Schutz vor der Sonne, die einem die vornehme Blässe verderben kann.«
    »Zu spät für dich«, grinste Raban. »Du bist fast so gebräunt wie ich.«
    »Ha!«, knurrte Lorentha. »Ein toller Scherz. Was willst du? Du kommst ungelegen!«
    »Du hast danach gefragt, wer so dumm sein könnte, den Falken von der Hand der Göttin zu stehlen.«
    »Ja, und? Er wurde nicht gestohlen, das hast du selbst gesagt.«
    »Habe ich?«, fragte er und zog eine Augenbraue hoch.
    »Hast du«, beschied sie ihm. »Was ist damit?«
    »Ich hörte heute Morgen eine interessante Unterhaltung. Du weißt ja, ich habe gute Ohren.«
    »Raban«, warnte sie ihn. »Komm zum Punkt, ich hatte heute keinen guten Tag.«
    »Dabei ist er noch nicht einmal halb vorbei«, lachte Raban und duckte sich übertrieben, als sie ihn anfunkelte. Doch er wurde schnell wieder ernst. »Ich kenne jemand, der, sagen wir, verlorene Dinge ankauft.«
    »Einen Hehler«, sagte sie und nickte. »Du brauchst nicht drum herumzureden. Was weiter?«
    »Ab und an schmuggelt er auch Ware in die oder aus der Stadt.«
    »Aryn ist ein Freihafen, was will er da schmuggeln?«
    »Waffen, was sonst?«, gab Raban ungehalten zurück. »Lässt du mich jetzt erzählen?«
    Sie tat eine großzügige Geste.
    »Nun, ich war gerade dort, um Ware abzustoßen, die ich zufällig gefunden habe.« Sie rollte mit den Augen, und er fluchte. »Loren«, sagte er etwas erbost. »Du hast

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