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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ihr vereinte sich all dies zu einer Frau von atemberaubender Schönheit, deren Anblick Lorentha doch wünschen ließ, sie hätte Zeit dafür gefunden, sich die Haare sorgsamer legen zu lassen.
    Der Mann in der blassroten Robe musste Kardinal Rossmann sein, ein eher dicklicher Mensch, etwa sechzig Jahre alt, dessen spärlicher Haarkranz schon ergraut und von einer glänzenden Glatze gekrönt war. Die Art, wie der Kardinal sie unter seinen buschigen Augenbrauen musterte und dabei die etwas wulstigen Lippen nach vorn stülpte, missfiel ihr ungemein, vor allem, da der Blick des Priesters überlang auf ihrem Busen zu ruhen schien. Erst als sie seinen Blick mit dem ihren auffing, sah er zur Seite weg. Bruder Alfert, der Illustrator, war das Gegenteil des Kardinals, groß und hager, mit einem vollen Schopf an weißem Haar, tief gefurchten Zügen und kurzsichtig blinzelnden Augen und einem großväterlichen Lächeln, dessen leicht zerstreute Art sie unwillkürlich auch lächeln ließ.
    Während Raphanael die Vorstellung übernahm, musterte seine Schwester die Majorin nicht weniger gründlich.
    Tatsächlich, dachte Lorentha, als sie die Blicke seiner Schwester auf sich ruhen fühlte, konnte sie Cerline nun dankbar sein. Die Gräfin hatte einen sicheren Geschmack, und das helle Leinenkleid mit der leichten Schnürung stand ihr auch ohne Korsett; tatsächlich wusste sie, dass es wenig an ihrem Erscheinungsbild auszusetzen gab. Hätte sie dagegen ihre Rüstung getragen … Unsinn, widersprach sie sich in Gedanken. Sie hatte allen Grund, die Rüstung der Garda mit Stolz zu tragen. Zugleich hob sie ihr Kinn und fing den Blick der Priesterin mit ihren Augen auf … und hielt ihm stand, bis Raphanaels Schwester leicht den Kopf neigte und sie mit einem feinen Lächeln dafür entschädigte.
    »… und es ist alles so, wie Ihr es in Erinnerung habt?«, hörte sie Raphanael fragen. Der Kardinal nickte grimmig.
    »Genau so.« Er wies auf die Rosenblüten, die um den Körper des Novizen auf den polierten Steinen verteilt worden waren. »Sie sollen das Blut darstellen, das …« Seine Stimme verebbte.
    »Danke«, sagte Raphanael und schaute fragend zu seiner Schwester hin.
    »Es war meine Idee«, sagte diese leise. »Ich weiß, wie wichtig jede Einzelheit für dich ist, aber ich wollte kein Blut auf diesen Steinen sehen.«
    »Es reicht mir schon«, sagte Raphanael sanft, bevor er sich an Bruder Alfert wandte. »Stimmt es so auch mit Eurer Erinnerung überein?«
    »Ja«, nickte dieser. »Soweit ich es erkennen kann. Meine Augen«, fügte er verlegen hinzu, »sind nicht mehr die besten, wenn es um die Fernsicht geht.«
    »Es ist dennoch hilfreich«, meinte Raphanael freundlich. »Ich …«
    »Entschuldigt«, räusperte sich der Kardinal. »Ich verstehe, warum Eure Schwester Euch eingeladen hat, aber ich möchte an dieser Stelle deutlich machen, dass ich nichts davon halte, weitere Personen hinzuzuziehen.« Es war klar genug, wen er damit meinte, aber sein Blick alleine sagte schon mehr als alle seine Worte.
    »Sie ist eine Offizierin der Garda«, sagte die Hohepriesterin, während sie nun ihrerseits den Kardinal mit einem harten Blick bedachte. »Außerhalb des Tempelplatzes gilt kaiserliches Recht. Wenn Ihr nicht davon ausgeht, dass der Falke sich doch noch innerhalb des Tempelkomplexes befindet, werden wir auch so nicht umhinkommen, die Garda hinzuzuziehen.«
    Der Priester schnaubte verächtlich. »Wir wissen alle, dass die Garda sich nicht sehr von denen unterscheidet, vor denen sie uns angeblich schützen will. Sie sind alle durch die Bank bestechlich und …«
    »Mit Verlaub«, sagte Lorentha scharf, bevor Raphanael oder seine Schwester auf die Idee kamen, sie noch weiter zu verteidigen, das übernahm sie lieber selbst. »Was Ihr von der hiesigen Garda haltet, ist nicht von Bedeutung. Ich leite die Garda in der Hauptstadt, und dort herrscht Disziplin. Was die Garda hier angeht, werdet Ihr bald feststellen, dass sich etwas ändern wird. Aber gestattet mir doch eine Frage … wurde an diesem Ort Messwein verschüttet oder rieche ich ihn in Eurem Atem?«
    Als der Kardinal verstand, was sie andeuten wollte, traten ihm vor Empörung beinahe die Augen aus dem Kopf. »Das ist eine Ungeheuerlichkeit«, begann er. »Ich werde nicht dulden …«
    »Kardinal«, meldete sich Raphanaels Schwester ruhig, aber bestimmt zu Wort. »Eure Einwände sind bekannt, ich habe anders entschieden. Ich rate Euch, Euch zu mäßigen, bevor ich es bin, die Euch

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