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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Bluse mit feinen Stickereien und einem hohen Kragen und weite Hosen, die in weichen Stiefeln endeten.
    Vor vierhundert Jahren hatte man im Kaiserreich so etwas getragen, wenn auch nicht zum Ball, in Schnitt und Form war es den Reiterrüstungen jener Tage angepasst, als sich das Reich der Bedrohung durch die Reiterscharen aus dem Osten erwehren musste, deren feine Seidenkleider man dann zum Vorbild genommen hatte.
    Niemand würde eine solche Robe heute noch zu einem eleganten Anlass tragen, hätte sie in dieser Form und Farbe nicht eine besondere Bedeutung, die sich vor allem dadurch offenbarte, dass sie Schwert und Dolch an diesem breiten Gürtel trug. Jemand hatte ihr kunstvoll das Haar geschnitten, es ging ihr nun nur noch bis zum hohen Kragen, doch was es an Länge verloren hatte, gewann es wiederum an Volumen, sodass es sich wie ein weiter Helm um sie schmiegte.
    Es war über zwanzig Jahre her, dass jemand eine solche Robe zu einem Ball getragen hatte, denn Schwarz und dunkles Rot waren die Farben der kaiserlichen Walküren.
    Es war, als ob eine Welle der Stille von ihr ausging, während sie ihre Handschuhe auszog und dem erstarrten Mädchen über den Umhang legte. Zuerst erstarben die Gespräche, dann wandte man sich um, um den Grund für die plötzliche Stille zu erkunden, und erstarrte nun selbst im Schweigen, bis sogar das Orchester verstand, dass etwas Ungewöhnliches geschah, und es in einem letzten Misston einer Laute erstarb.
    »Baroness Lorentha Evana Sarnesse«, wiederholte der Hofmeister, nachdem er seine Stimme wiedergefunden hatte.
    Dort, wo bei einer Walküre ein silberner Flügel zu sehen gewesen wäre, prangte an ihrer linken Schulter ein kaiserlicher Orden, in Gold und mit fünf Zacken, wie man ihn nur für besondere Verdienste verliehen bekam, aber er bezweifelte, dass vielen hier der Unterschied auffiel.
    Die Majorin sah sich suchend um, dann fiel ihr Blick auf Raphanael. »Danke«, sagte sie zu dem Mädchen, das sie somit aus seiner Erstarrung erlöste, nickte, ohne die Augen von Raphanael abzuwenden, der Gräfin, die mit einem leichten Lächeln auf den Lippen neben ihr stand, noch einmal zu, um dann mit langen Schritten direkt auf Raphanael zuzusteuern und, als sie ihn erreicht hatte, wie bei einem alten Freund beide Hände zur Begrüßung auszustrecken.
    »Raphanael«, lachte sie, laut genug, dass es auch jeder hören konnte. »Ich hoffte, dich hier vorzufinden! Wenigstens du scheinst erfreut, mich zu sehen, alle anderen schauen, als hätten sie einen Geist gesehen.«
    Womit sie vollständig recht hatte, denn einige Gäste waren in der Tat erbleicht, und es gab mehr als ein paar geweitete Augen. Dieser dramatische Auftritt konnte nur einen Grund haben, dachte Raphanael, sie hatte sich entschlossen, den Feind frontal anzugehen, und er spürte, wie sein Herz schneller pochte, als er ihr lächelndes Gesicht sah und den entschlossenen und dennoch bittenden Ausdruck in ihren Augen. Nun, dachte er, während sich sein Lächeln weitete, die Bitte konnte er ihr erfüllen.
    Er nahm ihre ausgestreckten Hände in seine und deutete eine Verbeugung an. »Es ist zu lange her, aber du weißt, wie es mit magischen Studien ist, sie vereinnahmen einen zu sehr, sonst hätte ich dich bestimmt schon früher eingeladen.«
    Er zog sie etwas an sich heran, um ihr tief in die Augen zu schauen, und legte ihre Hand dann vertraulich auf seinen linken Arm. »Unser Gastgeber befindet sich dort drüben«, teilte er ihr mit und wies auf Lord Simer, der aussah, als hätte ihn der Schlag getroffen.
    Währenddessen war die anfängliche Stille verflogen, jeder schien seine Stimme zur gleichen Zeit wiedergefunden zu haben, sodass selbst das Orchester Mühe hatte, die erregten Spekulationen zu übertönen.
    »Lord Simer, es ist eine Freude, hier zu sein«, begrüßte Lorentha ihren Gastgeber höflich, was diesen nur wortlos nicken ließ, während sein Adamsapfel auf und ab sprang.
    »Err … hrumpf … willkommen«, brachte er dann doch heraus, doch bevor sie ihn noch weiter in Verlegenheit bringen konnte, hatte Raphanael sie schon herumgezogen.
    »Ihr scheint es darauf anzulegen, Sera«, sagte er leise zu ihr und zwang sich lächelnd, der jungen Dame zuzunicken, die nicht wusste, dass Aryn auf manvarischem Boden stand. »Warum fordert Ihr sie nicht gleich zu einem Duell heraus? Obwohl, wenn ich es recht bedenke, habt Ihr das soeben getan.«
    »Zumindest in einem Fall«, sagte sie. »Kennst du ihn?«, fügte sie fragend hinzu und

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