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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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wies auf einen jungen Adeligen, der, mit einer brokatverzierten Jacke angetan, sich eben hinter eine Säule duckte.
    »Ihn?«, fragte Raphanael überrascht. »Das ist Lord Visal. Er hält an seinem alten Titel fest, aber soviel ich weiß, hält er keinen Besitz außerhalb der Stadt. Er ist ein glühender Loyalist und Mitglied im Handelsrat der Stadt, wo er keinen Hehl daraus macht, dass er den kaiserlichen Anspruch auf die Stadt nicht anerkennt. Er gehörte genau zu dieser Sorte Leute, die König Hamil so in Sorge versetzen«, fügte er hinzu und nickte einem kaiserlichen Baron zu, der die beiden offen und neugierig betrachtete.
    »Das ist Visal?«, fragte sie überrascht. »Er hat sich ziemlich verändert.«
    »Woher kennt Ihr ihn?«
    »Sollten wir nicht zum Du kommen, wo wir doch so alte Freunde sind?«, fragte Lorentha lächelnd.
    »Wie du wünschst«, meinte Raphanael. »Woher kennst du Visal? Ich glaube kaum, dass ihr alte Freunde seid.«
    »Ach«, meinte sie nachlässig. »Er versuchte vor Jahren, sich an mir zu vergehen und nahm es mir übel, dass ich mich gewehrt habe.« Sie schaute kurz zu Raphanael hin. »Es hat mit dem Mord an meiner Mutter nichts zu tun, aber es ist genau die Art von Reaktion, die wir haben provozieren wollen. Ist dir sonst jemand aufgefallen?«
    »Jeder Zweite über fünfzig, der noch das Vergnügen hatte, deine Mutter kennenzulernen. Und Graf Mergton.« Er wies verstohlen zu dem Gouverneur hin, der umgeben von einer Traube von anderen in der Nähe zweier offener Türen Hof hielt. »Er war wohl ganz offensichtlich nicht eingeweiht.«
    »Für einen Moment dachte ich wahrhaftig, Ihr wäret Eure Mutter«, gestand der Graf wenig später, während er sich mit einem Tuch die Stirn abtupfte, die Hitze machte ihm wohl zu schaffen. »Ich bekam fast einen Herzriss davon«, fügte er hinzu. »Göttin, Ihr seht genauso aus, wie ich Eure Mutter in Erinnerung behalten habe, was hat sich Agnes nur dabei gedacht! Ihr habt unseren gesamten Plan zunichte gemacht! Habt Ihr gehört, was die Leute tuscheln?«
    »Was denn?«, fragte Lorentha neugierig.
    »Die einen haben Euch bereits eine Liebschaft angedichtet, die anderen glauben, dass Ihr schon öfter zusammengearbeitet habt, und jeder denkt, dass Ihr und Raphanael Euch verbündet habt, um den Mörder Eurer Mutter zu stellen und dass Ihr Magie dazu verwenden werdet! Was die meisten schon jetzt um ihre Geheimnisse fürchten lässt, selbst wenn sie mit der Angelegenheit gar nichts zu tun hatten!«
    »Dann beschwert Euch nicht, Graf«, lächelte sie. »War es denn nicht das, was Ihr erreichen wolltet?«
    »Aber doch nicht so!«, regte sich der Graf auf. »So ist es eine offene Herausforderung! Habt Ihr denn überhaupt das Recht, diese Robe zu tragen?«
    »Manchmal ist eine Robe auch nur ein Kleid«, sagte Lorentha mit einem Lächeln. »Entschuldigt uns«, bat sie ihn dann. »Aber ich sehe Raphanaels Mutter dort drüben, und es ist zu lange her, dass ich sie das letzte Mal gesehen habe.«
    »Ihr habt ihn vor den Kopf gestoßen«, sagte Raphanael, als er sie zu seiner Mutter führte, die sie mit neugierigen Augen musterte. »Wie jeden anderen auch.«
    »Mit Absicht«, sagte sie abweisend. »Jeder sagt, er wäre ein Freund meiner Mutter gewesen.«
    »Ihr glaubt es nicht?«, fragte er überrascht.
    »Doch«, antwortete Lorentha knapp. »Aber ich bin lange genug bei der Garda, um zu wissen, dass die meisten Morde nicht von Menschen in Auftrag gegeben werden, die einem unbekannt sind.«
    »Wie Lord Visal?«
    »Ja. Nur dass er damals noch kein Lord war. Er gab an, mein Freund werden zu wollen, doch er wurde etwas ungehalten, als ich ablehnte.«
    Raphanael nickte. »Also habt Ihr … hast du auch Mergton in Verdacht?«
    »Ich habe jeden in Verdacht, der damals die Möglichkeiten besaß. Er gehört dazu«, sagte sie knapp. »Ihn auszuschließen, wäre ein Fehler.« Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf und musste dann ein Lachen unterdrücken, als Kapitän Sturgess ihr breit grinsend zuzwinkerte, offenbar hatte er sie erkannt … und gehörte zu den wenigen, die sich nicht hatten einschüchtern lassen.
    »Es ist lange her, dass ich jemanden auf einem Ball sah, der sein Schwert so elegant getragen hat, wie Ihr es tut«, begrüßte Raphanaels Mutter sie mit einem warmen Lächeln. »Aber ist das nicht ein wenig direkt?«
    »Das soll es auch sein«, antwortete Lorentha mit einem nur schwer unterdrückten Grinsen. »Ich fand, dass es an der Zeit ist, in die Offensive zu

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