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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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geschah noch etwas Seltsames?«
    Ein schnelles Lächeln huschte über seine Lippen. »Nein, es ging niemand in einer Flammensäule auf.« Er bot ihr den Arm an. »Wollen wir hochgehen? Ich verspreche Euch, es gibt Räume in meinem Haus, die angenehmer eingerichtet sind. Ich denke, es gibt einiges zu erklären.«
    Sie fühlte sich etwas seltsam dabei, als sie ihm barfuß und nur mit Hemd und Umhang bekleidet eine steile Treppe nach oben folgte, die in einem mit dunklem Holz eingerichteten Arbeitszimmer endete. Hinter einem Bücherregal, das wie eine Tür aufgeklappt war. Der Anblick ließ eine überraschende Erheiterung aufkommen. So oft war sie noch nicht über geheime Türen gestolpert, aber alle drei Mal hatten sie sich ohne Ausnahme hinter einem Bücherregal befunden. Offenbar war es so weit verbreitet, dass man auch gleich eine Klinke anbringen konnte.
    Er hatte wohl ihr Schmunzeln bemerkt und sah sie überrascht an, aber da sie nichts weiter sagte, wies er mit einer kleinen Geste auf einen Sessel hin, der vor seinem Schreibtisch stand, auf dem das, was sie bei sich getragen hatte, ausgebreitet lag. Das Leder fühlte sich glatt und kühl an, als sie sich setzte, und sie sah schweigend zu, als Barlin das Bücherregal sorgsam schloss, dann schaute sie zu den drei bodenlangen Fenstertüren hin, die in den kleinen Garten führten, der in der beginnenden Dämmerung kaum noch zu sehen war.
    »Ja«, sagte Raphanael steif. »Ihr habt die ganze Nacht bei mir verbracht. Es brauchte eine Weile, bis ich sicher war, dass keine Gefahr mehr bestand.« Er strich sich überraschend verlegen wirkend über seine Robe, um dann auf einen Stapel sorgsam gefalteter Kleidungsstücke hinzuweisen, der auf einem Stuhl neben ihrem Sessel lag. »Diese Kleider gehörten meiner Frau, Jesmene. Sie war kleiner, als Ihr es seid, aber …« Er räusperte sich verlegen. »Ich habe die weitesten Kleider herausgesucht, ich … Ihr … wir werden draußen warten.«
    Er ging steif zur Tür, es machte fast den Eindruck, als ob er flüchten würde. Barlin folgte etwas gemächlicher und zwinkerte ihr grinsend zu, als er die Tür zuzog und sie allein in dem Raum zurückließ.
    Lorentha sah zu der Tür und schmunzelte erneut. Irgendwie fand sie es anziehend, wie verlegen er sich gab, doch dann wurde sie wieder ernster.
    Sie trat an den Stuhl heran und schaute, was es dort zu finden gab, viel war es nicht, ein Rock, der ihr zu kurz war, aber an den Hüften passte, und eine weite Bluse, deren Ärmel gerade lang genug waren, dazu ein paar seidene Strümpfe, die sie liegen ließ, und ein Paar Hausschuhe sowie ein Kamm. Mit dem Umhang zusammen, dachte sie, sah sie fast schon wieder respektabel aus. Nur dass sie es nicht war.
    Die Garda erlaubte Frauen in ihren Rängen, ein Relikt aus der Anfangszeit des Kaiserreiches, als es noch üblich war, dass Frauen an den Seiten ihrer Männer kämpften. Doch es geschah nur selten, dass sich Frauen für die Garda bewarben, zum einen war es schwer, die Prüfungen zu bestehen, zum anderen, weil es danach kein Zurück mehr gab, denn kein Mann würde eine Frau noch nehmen, nachdem sie in der Garda gedient hatte. Insgesamt hatte die Garda eine Stärke von fast zweitausend Soldaten, die über das ganze Reich verteilt ihren Dienst taten, aber nur vierzehn von ihnen waren Frauen.
    Sie selbst hatte es zuvor als ungerecht abgetan, dass ihr Ruf derart darunter leiden sollte, auch wenn sie es willentlich in Kauf genommen hatte. Aber nach zwölf Jahren in der Garda wusste sie es besser. Man konnte nicht nebeneinander leiden, kämpfen oder sterben, ohne dass man sich näherkam, und sosehr man auch tat, als wäre man ein Soldat wie jeder andere, so gab es doch diesen Unterschied. Und in manchen kalten oder … heißen Nächten schien es das Richtige für sie zu sein, ihr Lager zu teilen. Man sprach nicht darüber, und wenn ein Kamerad sie zu sehr bedrängte, konnte sie davon ausgehen, dass die anderen eingreifen würden, um ihn zur Vernunft zu bringen. Sie waren alle Garda, und der Eid band sie genau wie jeden anderen. So war Raban zwar ihr erster Liebhaber gewesen, aber Albrecht nicht ihr letzter.
    Sie war nicht leichtfertig, eine Hure schon gar nicht, aber das machte wenig Unterschied für die feinere Gesellschaft, es war der Preis, den sie dafür bezahlte, ihr eigener Herr zu sein. Vielleicht, dachte sie bitter, sollte sie es Raphanael erklären.
    Es klopfte, und sie ging zur Tür, um sie zu öffnen, und sah sich Raphanael gegenüber,

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