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Der Fall Carnac

Der Fall Carnac

Titel: Der Fall Carnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel-Aimé Baudouy
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ob er überhaupt einen Beruf hatte. Sie waren ständig auf dem Lande.«
    »Aber irgendwo muß er doch gewohnt haben, dieser Herr Paul.«
    »Wartet mal! Er nannte sich... Es liegt mir auf der Zunge... Ach, jetzt ist es weg... Wozu braucht ihr den Namen denn? Handelt es sich um Papiere?«
    »Ja«, erwiderte Anne, »um sehr wichtige Papiere.«
    »Ach, Kindchen, es fällt mir nicht wieder ein.«
    Anne seufzte. Nun begann Line noch einmal von neuem.
    »Wie alt waren Sie denn damals, Nanou, als das gemaltwurde?«
    »Vielleicht zehn, elf Jahre. Ja, und dann habe ich meinen armen Seligen im Jahr 96 kennengelernt, bei der großen Volksmission in Carnac; damals war er gerade zwanzig. Ich bin 78 geboren. Ich bin schon ziemlich lange auf dieser Erde. Und was habe ich alles erlebt!« Arme Nanou. Sie lächelte, glücklich darüber, daß sie schwatzen und ihre Erinnerungen auspacken konnte. Die Farbe war auf ihre Wangen zurückgekehrt, und sie wirkte viel jünger. Vom Weg her hörte man das Knattern eines Mopeds.
    »Da kommt das Fräulein!« rief Nanou.
    Die jungen Mädchen standen auf und verabschiedeten sich.
    »Ihr braucht doch noch nicht zu gehen!« sagte Nanou. »Das ist doch nur das Fräulein, das meine Rente bringt.«
    Aber für die Mädchen wurde es Zeit, zu fahren. »Besucht mich bald wieder!« bat Nanou. »Die Zeit wird mir lang, wißt ihr.«
    »Wir kommen wieder«, entgegnete Anne, »und dann bringen wir die ganze Familie mit.«
     

Elftes Kapitel
     
    Zur gleichen Zeit, als Anne und Line sich von der alten Nanou verabschiedeten, fuhr ein großer grauer Wagen auf den Hof der Überholwerft.
    Peter und Ludwig waren gerade damit beschäftigt, die Scheibe im Salonfenster einzusetzen. Die Arbeit erwies sich als gar nicht so einfach. Zwar paßte die Scheibe genau in den Rahmen, aber Ludwig hatte nur einen großen Hammer, um die kleinen Stifte, mit denen sie befestigt werden mußte, einzuschlagen. Peter und Gerhard unterstützten ihn mit vielen guten Ratschlägen und machten sich darauf gefaßt, daß das Glas jeden Augenblick zerspringen werde.
    Genoveva hatte Lines Anweisungen auf einem Zettel auf dem Kamin gefunden und spielte die Hausfrau.
    Als es an die Tür klopfte, fuhren alle zusammen.
    Der Besucher war ein ziemlich großer Mann mit gebräuntem Gesicht und entschlossener Miene.
    »Guten Tag, Kinder!« sagte er freundlich. »Ist das hier die Überholwerft?«
    Der Kinderchor bejahte die Frage.
    »Ich bin ein Freund von Don Ameal, und er hat mich gebeten, mich um eure Angelegenheit zu kümmern... Hier ist in den letzten Tagen doch eingebrochen worden, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Richtig. Könnte ich mir das wohl mal ansehen?«
    »Sind Sie von der Polizei?« fragte Peter.
    »Ja. Ich komme eben von Bénodet, wo ich meinen Urlaub verbringe. Don Ameal hat mich angerufen, ehe er nach Amsterdam fuhr. Und wo ist das nun passiert?«
    »Hier«, erwiderte Peter, »in diesem Zimmer. Da steht die Scheibe, die herausgeschnitten worden ist.«
    Der Inspektor untersuchte das Glas.
    »Hübsche Arbeit«, sagte er. »Und wo befand sich das Bild? Es ist doch ein Bild, das gestohlen worden ist?«
    »Ja, hier. Es war ein Gegenstück zu dem andern dort drüben. Die Rahmen waren gleich.«
    Die Kinder hatten sich um den Polizeibeamten geschart. Völlig verwirrt wechselten sie bedeutsame Blicke, aus denen ihr Zweifel sprach. Don Ameal war also doch nicht der Schuldige? Lines Überlegungen sollten falsch sein? Dann mußte man ja noch einmal von vorn anfangen. Das war zum Verrücktwerden!
    Sollte man dem Polizeibeamten die Wahrheit sagen? Ihm gestehen, daß das Bild gar nicht gestohlen war? Daß es sich im Haus befand, in einem Versteck, das sie nicht kannten? Ach, wenn doch nur Line da wäre! Gerhard beobachtete hingerissen jede Bewegung des Inspektors. Er ließ ihn nicht eine Sekunde aus den Augen. Was war das für ein unverhofftes Glück, daß er die Arbeit eines Polizeibeamten verfolgen konnte! »Gut«, sagte der Mann, nachdem er sich eine Weile im Salon umgesehen hatte, und wandte sich an Peter: »Ihr habt einen Verdacht, nicht wahr? Das hat mir Don Ameal gesagt.«
    Jetzt mußte man eine Entscheidung treffen.
    »Wir haben gedacht... wir sind uns aber nicht sicher... Auf dem Nachbarfeld haben zwei gezeltet.«
    »Haben sie das Bild gesehen?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube. Die Türen stehen doch immer offen.«
    »Bestimmt haben sie es gesehen«, sagte Ludwig fest. »Sonst hätten sie es ja nicht genommen!«
    Das traf natürlich zu. Wenn man sich

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