Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fall Carnac

Der Fall Carnac

Titel: Der Fall Carnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel-Aimé Baudouy
Vom Netzwerk:
Was ist er denn sonst?«
    »Was er ist, weiß ich nicht, aber er ist sicher kein Polizist!«
    Und plötzlich sprudelte er hervor:
    »Habt ihr schon mal einen Polizisten mit einem Mercedes 300 SL gesehen?«
    »Was redet er da? Worum handelt es sich überhaupt?«
    »Sein Wagen ist ein Mercedes. Die französischen Polizisten fahren aber nur französische Wagen, nicht wahr? Sie sausen doch nicht in deutschen Wagen hier herum.«
    Einen Augenblick blieben alle stumm. Gerhard nutzte das aus.
    »Und außerdem hatte sein Wagen eine rote Nummer!«
    »Was soll denn das wieder heißen?«
    »So eine Nummer haben Wagen, die nur hier durchfahren, wenn sie von der Fabrik kommen«, erklärte Peter. »Weißt du auch genau, daß es ein Mercedes war und daß er eine rote Nummer hatte?«
    »Wenn ich es euch sage! Ich kenne doch die Mercedestypen! Ich habe sie alle in kleinen Modellen.«
    Man konnte sich auf Gerhard verlassen, in dem Punkt war er nicht zu schlagen. Seine Sicherheit weckte in allen Zweifel.
    »Nun begreife ich gar nichts mehr!« rief Ludwig und drückte beide Hände gegen die Schläfen. »Nichts... nichts... nichts!«
    »Aber ich glaube, daß ich jetzt anfange, alles zu verstehen«, entgegnete Line. »Kommt schnell, ich muß euch was erzählen.«
     
    Wie durch Zauberei lag Nanous Porträt auf dem Tisch des Eßzimmers.
    »Woher kommt denn das nun wieder?«
    »Faßt es nicht an!« rief Anne. »Betrachtet es, aber berührt es nicht!«
    Sie lehnte den Rahmen an die Karaffe, und die Jungen drängten um den Tisch, um es genau zu betrachten.
    »Wo hattest du es versteckt?«
    »Kein Wort davon!«
    »Das ist Nanou«, wiederholte Anne.
    »Und was weiter?« rief Peter.
    Anne lachte.
    »Wollen wir ihnen alles erzählen?«
    »Natürlich.«
    Die Mädchen berichteten über ihren Besuch bei der alten Nanou und erzählten alles, was sie dort erfahren hatten.
    Der Maler des Bildes war also ein gewisser Herr Paul, und das Modell, eben Nanou, hatte als Dienstmädchen bei den Urgroßeltern von Anne und Ludwig gelebt. »Noch eine Einzelheit«, sagte Line, »das Bild ist in den Jahren 1888, 1889 gemalt, weil Nanou 1878 geboren wurde und um jene Zeit zehn bis elf Jahre alt war.«
    »Das ist endlich mal genau«, entgegnete Peter, »1888, 89. Und sonst? Weiter nichts? Wer war dieser Herr Paul? Ein Maler?«
    »Das möchte man annehmen«, erwiderte Ludwig.
    »Ich meine: ein berühmter Maler?«
    »Ja, aber gerade das wissen wir leider nicht.«
    »Man braucht doch nur ins Lexikon zu gucken«, rief Gerhard. »Wo habt ihr euer Lexikon?«
    »In meinem Zimmer«, entgegnete Ludwig. »Ich hol’s.«
     
    Leider nannte das Lexikon unter dem Namen Paul zwar den Apostel und mehrere Heilige, Päpste, Könige und Zaren — aber nicht einen einzigen Maler.
    »Natürlich ist Paul der Vorname. Wir müssen den Familiennamen wissen.«
    Alle Köpfe näherten sich dem Bild. Doch genau wie die Mädchen konnten die Jungen auch nicht die Spur einer Unterschrift entdecken. Nanous Porträt bewahrte sein Geheimnis gut.
     
    Man kam wieder auf den Polizeiinspektor zu sprechen. War er ein echter oder ein falscher Polizist? Die Gründe, die Gerhard genannt hatte, waren zwar nicht unbedingt überzeugend, aber man mußte doch darüber nachdenken.
    »Es war ein falscher, sage ich euch«, rief Gerhard. »Und überhaupt sind alle Polizeiwagen schwarz!«
    »Und wenn es nun sein Privatwagen wäre?«
    »Ein 300 SL? Ein Schlitten, der achtundzwanzigtausend kostet? Wie stellt ihr euch das eigentlich vor, ein einfacher Inspektor?«
    »Aber wenn es kein Polizist war, dann muß es ja ein Komplize von Don Ameal gewesen sein.«

     
    »Natürlich ist er ein Komplize. Ganz zweifellos handelt es sich um eine Bande. Und gut organisiert, das kann ich euch versichern. Daß dieser Bursche so dreist hierhergekommen ist, ist der beste Beweis! Das sind Gangster, nichts als Gangster!«
    Das Wort war gefallen! Gerhards Erregung steckte alle andern an.
    »Und die Männer aus dem Zelt?« rief Anne. »Dann sind sie in Gefahr!«
    »Wenigstens in Kürze«, erwiderte Peter. »Wir müssen sie warnen, und zwar rasch.«
    Line hatte einen Augenblick geschwiegen und richtete sich nun energisch auf.
    »Erst eßt ihr zu Mittag«, sagte sie. »Dann gehen wir zum Kaufmann und fragen ihn, ob er weiß, wo die beiden aus dem Zelt hingefahren sind. Wenn er diesen Mann darüber unterrichtet hat, wird er es uns auch mitteilen.«
    Es klingelte, und Loute rief überraschend an. »Ja, alles steht ausgezeichnet. Wir gehen zum

Weitere Kostenlose Bücher