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Der Fall Carnac

Der Fall Carnac

Titel: Der Fall Carnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel-Aimé Baudouy
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erst auf eine Lüge eingelassen hatte, mußte man auch bis zu Ende lügen. Zuerst Zeit gewinnen, gemeinsam überlegen und dann entscheiden, ob es besser wäre, die Wahrheit zu sagen. Dann konnte man immer noch erklären, die Mädchen hätten einen Scherz gemacht.
    »Sie sind hier im Zimmer gewesen«, fragte der Polizeibeamte noch einmal, »und haben sich das Bild angesehen?«
    »Sie haben sich gewiß alles angesehen; wir haben nicht achtgegeben.«
    »Ja, ich verstehe... Und was waren das für Leute, die da im Zelt gewohnt haben?«
    Ein neuer heikler Augenblick. Ohne sich verabreden zu können, entschlossen sich Peter und Ludwig, eine möglichst unbestimmte Beschreibung zu geben: die Burschen waren mittelgroß, sie trugen einen Bart, sie waren gekleidet wie alle Leute auf den Campingplätzen. Ob sie Fahrräder oder Mopeds hatten, das wüßten sie nicht mehr genau.
    »Sie haben von einem Hund gesprochen«, sagte Genoveva, die bisher geschwiegen hatte.
    »Ach, sie haben einen Hund? Was war denn das für einer, meine Kleine?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Aber das ist trotzdem sehr wichtig. Hat irgendeiner von euch den Hund gesehen? Nein?«
    »Nein, wir haben ihn alle nicht gesehen.«
    »Aber ihr wißt, daß sie einen Hund besitzen. Wenigstens, daß ein Hund sie begleitet?«
    Da die Mienen der Jungen sehr unsicher wirkten, wandte sich der Inspektor wieder an Genoveva: »Nun, kleines Fräulein?«
    »Ich weiß nur, daß sie von einem Hund gesprochen haben, weiter nichts.«
    Der Polizeibeamte schien enttäuscht zu sein, doch er lächelte trotzdem freundlich.
    »Ich danke euch, Kinder. Wir wollen versuchen, das alles aufzuklären. Ich werde euch auf dem laufenden halten.«
    Der Beamte ging hinaus, von den Kindern gefolgt.
    Auf dem Weg strich er Gerhard über den Kopf, der seinen Wagen musterte.
     
    »Junge, Junge, das ist ja eine schöne Bescherung!« rief Peter. »Line mit ihren großartigen Ideen!«
    Der Wagen bog in die Allee ein.
    Gerhard radelte hinterher.
    »Er ist verrückt!« rief Genoveva. »Gerhard, Gerhard!«
    Doch Gerhard trat in die Pedale, so schnell er konnte, und verschwand in dem Staub, den das Auto aufwirbelte.
    Peter und Ludwig stürzten sich buchstäblich auf Genoveva. »Wie kommst du dazu, die Geschichte mit dem Hund zu erzählen? Du weißt doch genau, daß sie keinen Hund hatten.«
    »Eben«, erwiderte Genoveva ruhig.
    »Was heißt: eben?«
    »Ich glaube nicht, daß die Männer aus dem Zelt die Diebe sind. Dazu waren sie zu nett.«
    »Wenn’s danach geht«, sagte Peter, »kann es Don Ameal genausowenig gewesen sein.«
    »Dann war’s irgendwer anders.«
    »Einverstanden, irgendwer! Also auch die aus dem Zelt. Aber einen Einbruch hat es doch gegeben, nicht wahr? Das wollen wir nicht vergessen. Schließlich haben sich diese Kerle komisch benommen.«
    »Sie waren sehr nett«, widersprach Genoveva.
    Peter zuckte die Achseln.
    »Nett! Nett! Was heißt nett?«
    »Da kommen die Mädchen!« rief Ludwig plötzlich.
    Line und Anne kamen langsam angefahren. Die vier liefen ihnen entgegen. Innerhalb weniger Minuten hatte man sie über den Besuch des Polizeibeamten unterrichtet, was er hier getan und was er gesagt hatte.
    »Da hast du dich also in den Finger geschnitten, Schwesterlein«, schloß Peter.
    Line überlegte, völlig niedergeschmettert. Konnte sie sich denn so getäuscht haben?
    Anne dagegen dachte nur an die Gefahr, in die die beiden jungen Männer aus dem Zelt nun geraten waren. »Wißt ihr auch genau, daß ihr nichts gesagt habt, was dazu führen könnte, daß die beiden gefunden werden?«
    »Der Polizeibeamte war merkwürdig überzeugt, daß er sie nach der Beschreibung, die wir ihm gegeben haben, finden müsse.«
    In dem Augenblick: erschien Gerhard am Ende der Allee.
    »Wo kommt denn der jetzt her?« brummte Line.
    »Er hat beim Kaufmann gehalten«, rief Gerhard schon von weitem, »und dann ist er wie ein Wilder davongebraust.«
    »Bei Mesquer?«
    »Ja, bei dem Kaufmann an der Kreuzung. Er muß dort gefragt haben, ob er sie kennt.«
    »Und was hat Mesquer gesagt?«
    »Was er gesagt hat, weiß ich nicht. Aber er hat nach dem Strand von Ker Mario gezeigt. Vielleicht zelten sie nun dort.«
    »Verflixt und zugenäht!« rief Anne.
    »Was gibt’s denn da zu lachen?« schrie sie Gerhard darauf erbittert an, der scheinheilig lächelte.
    »Ich freue mich nur«, erwiderte Gerhard, ohne abzusteigen, »weil dieser Bursche überhaupt kein Polizist ist.«
    »Er ist kein Polizist?

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