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Der Fall Carnac

Der Fall Carnac

Titel: Der Fall Carnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel-Aimé Baudouy
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nicht. Es ist nichts passiert.«
    »Und wo ist Ludwig?«
    »Er bringt die Räder weg.«
    »Das stimmt nicht. Die Räder stehen doch hier.«
    »Ach ja. Aber ich dachte...«

     
    Anne log so ungeschickt, daß es alle sofort merkten. Nun erschien auch Ludwig, er war rot im Gesicht und fühlte sich ebensowenig wohl in seiner Haut wie Anne. »Ich hatte dir doch verboten, wie ein Verrückter zu fahren«, brummte Loute. »Nennst du das gehorchen?« Ludwig ließ den Kopf hängen, ohne etwas zu entgegnen.
    »Ich trage die Koffer«, rief Anne. »Kommt, eure Zimmer sind fertig.«
    »Gut«, sagte Loute. »Dann werde ich was zu vespern machen. Ihr müßt ja umkommen vor Hunger.«
    Line waren die bekümmerten Gesichter von Anne und Ludwig aufgefallen, und sie ahnte, daß etwas geschehen war, was ihre Freunde der Mutter verheimlichen wollten.
    Peter dagegen hatte bemerkt, daß Ludwig zwar rot, aber weder außer Atem noch verschwitzt war. Und außerdem hätte Anne, wenn sie wirklich wie die Verrückten gefahren wären, ebenso rot sein müssen wie ihr Bruder. Auch er schloß daraus, daß etwas geschehen sei.
    Sie brauchten nicht lange zu warten.
    Während Genoveva und Gerhard mit Loute am Vespertisch sitzenblieben, gingen die vier Großen in den Hof hinaus.
    »Kommt, ihr müßt euch die neue Schaukel ansehen!« sagte Anne, kaum daß sie aus der Tür getreten war.
    Das war kein Vorwand. Es handelte sich wirklich um eine Schaukel.
    »Jemand hat versucht, in das Haus einzubrechen«, flüsterte Ludwig, als sie unter den Bäumen angelangt waren.
    »Wann?«
    »Jetzt, während wir unterwegs waren. Man hat versucht, das Schloß der alten Tür aufzubrechen, die in die Futterküche führt.«
    »Wißt ihr das genau?«
    »Ja. Ich hatte einen Papierstreifen darübergeklebt, und der ist abgerissen. Außerdem stand der Riegel offen.«
    »Ist der Einbrecher ins Haus hineingekommen?«
    »Nein. Ich hatte die Tür von innen mit zwei kräftigen Balken verkeilt.«
    »Aber wie könnt ihr dann wissen...«
    »Doch. Seid still... Wir erklären es euch. Kommt rasch! Mama darf keinen Verdacht schöpfen. Sonst würde sie uns niemals allein lassen. Und sie muß doch morgen mit ihrer Arbeit in Vannes beginnen. Sie hat schon genug Schwierigkeiten.«
    Die Schaukel bestand einfach aus einem Seil, das mit kräftigen Knoten an dem dicken Ast einer ungeheuren Zeder, des schönsten und ältesten Baumes im Park, befestigt war.
    Anne und Ludwig waren über das Alter hinaus, in dem Kinder schaukeln, aber sie hatten an Gerhard und Genoveva gedacht. Ihretwegen hatte Ludwig dieses Gerät gebastelt.
    »Tun wir so, als ob wir schaukelten«, sagte Anne und half Line hinauf, die sanft hin- und herzuschwingen begann.
    »Ihr wißt also...«
    »Daran ist gar nicht zu zweifeln«, erwiderte Ludwig. »Wer es auch sein mag, er muß herausbekommen haben, daß das Haus leer stand, als wir abfuhren, und das hat er sich zunutze machen wollen. Es ist nicht das erste Mal!«
    »Und das ist also das Gespenst?« fragte Line.
    »Zuerst wußten wir nicht recht, was es war. Da sagten wir zum Spaß: ein Gespenst. Doch später...«
    »Und was ist nun eigentlich passiert? Bitte genau!« erkundigte sich Peter.
    »Eines Abends sind wir zu dem Fräulein Kergris nach Carnac gefahren. Als wir zurückkamen — es war fast Mitternacht stürmte es und regnete. Ich ging voraus, weil ich nur eine kleine Kapuze hatte und Mama sagte, ich solle laufen, um ins Trockene zu kommen.
    Als ich die Bäume erreichte, blieb ich stehen, um zu verschnaufen, seht ihr, dort unten, unter den ersten Zypressen. Und da bemerkte ich das Licht im Haus. Ich dachte, wir hätten eine Lampe brennen lassen, und rief: >Mama, du hast in der Küche das Licht nicht ausgemacht.< Und da verschwand das Licht.
    Natürlich haben sich Anne und Mama über mich lustig gemacht. Sie haben gesagt, ich fürchte mich nur im Dunkeln.«
    »Und dieses Licht war wirklich im Haus?« fragte Peter. »Nein. Wir haben darüber nachgedacht. Es war nicht im Haus. Der Mann hat wohl die Türen mit einer Taschenlampe untersucht.«
    »Aber wer ist dieser Mann? Kennt ihr ihn?«
    »Ich glaube, irgend so ein Kerl, der vom Campinggelände herüberkommt. Ihr habt ja die Zelte vor der Stadt gesehen. Auf diesen Campingplätzen gibt es immer alle möglichen Leute.«
    »Und ich«, erklärte Anne nun, »habe gehört, wie jemand versucht hat, die Fensterläden vom Salon aufzumachen.
    Eines Nachts wachte ich auf, weil ich Durst hatte. Ich bin in die Küche hinuntergegangen, um

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