Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fall Charles Dexter Ward

Titel: Der Fall Charles Dexter Ward Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
Vom Netzwerk:
Wissenschaft vertrauten Welt vorlegen, all ihrer dramatischen Bedeutung beraubt würden. Um den ihnen gebührenden Platz in der Geschichte des menschlichen Denkens einnehmen zu können, müßten sie erst von einem Kundigen in eine Korrelation mit dem Hintergrund gebracht werden, aus dem sie sich entwickelt hatten, und dieser Aufgabe widme er sich zur Zeit. Er versuche, sich so schnell wie möglich jene vergessenen Fertigkeiten der Alten anzueignen, die ein getreuer Deuter der Fakten über Curwen besitzen müsse, und er hoffe, zu gegebener Zeit umfassendes Material vorlegen zu können, das für die Menschheit und die Geistesgeschichte von höchstem Interesse sein würde. Nicht einmal Einstein, so behauptete er, könne die herrschenden Ansichten über die Dinge tiefgreifender revolutionieren.
    Zu seinen Nachforschungen auf den Friedhöfen, deren Zweck er freimütig eingestand, über deren Fortschreiten er sich jedoch nicht näher ausließ, sagte er, er habe Grund zu der Annahme, daß Joseph Curwens verstümmelte Grabinschrift bestimmte mystische Symbole enthalte - eingemeißelt in Ausführung seines letzten Willens und unwissentlich verschont von jenen, die den Namen getilgt hatten —, die für die letzte Lösung seines kryptischen Systems absolut unerläßlich seien. Curwen, so glaube er, habe sein Geheimnis sorgsam bewahren wollen und deshalb die einzelnen Daten auf äußerst sonderbare Weise verstreut. Als Dr. Willett die mystischen Dokumente zu sehen begehrte, zeigte sich Ward äußerst abgeneigt und versuchte, ihn mit Dingen wie den Photokopien der Geheimschrift von Hutchinson und der Formel und den Diagrammen Ornes abzuspeisen; doch schließlich zeigte er ihm wenigstens von außen einige der echten Curwen-Funde -sein »Tagebuch«, die Geheimschrift (Titel ebenfalls in Geheimschrift) und die mit Formeln angefüllte Botschaft »An Ihn, welcher danach kommen wird« — und ließ ihn auch in diejenigen Schriftstücke hineinschauen, die in obskuren Buchstaben geschrieben waren.
    Auch schlug er das Tagebuch an einer Stelle auf, die er mit Vorbedacht wegen ihrer Harmlosigkeit ausgesucht hatte, und ließ Willett einen Blick auf Curwens zusammenhängende Handschrift in englischer Sprache werfen. Der Doktor besah sich sehr aufmerksam die krakeligen, verschnörkelten Buchstaben, und ihm fiel auf, daß sowohl die Schriftzüge als auch der Stil typisch für das siebzehnte Jahrhundert waren, obwohl der Verfasser bis ins achtzehnte Jahrhundert hinein gelebt hatte; er war schnell überzeugt, daß das Dokument echt war. Der Text selbst war verhältnismäßig belanglos, und Willett konnte sich nur an ein Fragment erinnern:»Mittw. 16. Okt. 1754. Meine Schaluppe Wahefal lief heute aus London ein, mit XX neuen Mannen von den Westindischen Inseln, Spanier aus Martineco und Niederländer aus Surinam. Die Niederländer werden wohl dersertiren, da sie gehört haben, es sey etwas Böses an diesen Abenteuern, doch ich will sie zu halten suchen. Für Mr. Knight Dexter, Zum Lorbeer mit dem Buche, 120 Ballen Kamelott, 100 Ballen sort. Kamelott-Imitation, 20 Ballen blauen Düffel, 100 Ballen Schalaune, 50 Ballen Kalmank, je 300 Ballen Sehndsoy- und Humhum-Tuch. Für Mr. Green, Zum Elefanten, 50 Gallonen-Kessel, 20 Pfannen, 15 Backformen, 10 Paar Kohlenzangen. Für Mr. Perrigo l Satz Pfrieme. Für Mr. Nightingale 50 Ries bestes Propatria. Sagte letzte Nacht dreymahl das SABAOTH, aber keiner erschien. Ich muß von Mr. H. in Transsilvania hören, wiewohl es schwer ist, ihn zu erreichen, und merckwürdig, daß er mir nicht sagen kann, wie das zu gebrauchen sey, welches er hundert Jahre lang so klug gebrauchet. Simon hat die V. Woche nicht geschrieben, doch ich hoffe, in Bälde von ihm zu hören.«
    Als er an dieser Stelle angelangt war, blätterte Dr. Willett um, doch Ward griff sofort ein und riß ihm das Buch beinahe aus der Hand. Alles, was der Doktor auf den neu aufgeschlagenen Seiten sehen konnte, waren zwei kurze Sätze; doch merkwürdigerweise blieben ihm diese hartnäckig im Gedächtnis. Sie lauteten: »Wenn der Vers aus Liber Damnatus V Tage der Kreuzerhöhung und IV Allerheiligenabende gesprochen wird, vertraue ich darauf, daß jenes Ding außerhalb der Sphären erscheinet. Es wird Einen ziehen, welcher kommen wird, so ich es vollbringen kann, daß er seyn wird, und er wird an vergangene Dinge denken und zurückblicken auf alle die Jahre, gegen welche ich die Saltze bereit haben muß oder jenes, aus welchem sie zu fertigen

Weitere Kostenlose Bücher