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Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Titel: Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Jung , Christoph Lemmer
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habe geantwortet, das könne nur der Hermann sein.
    Kulac ergänzt: »Der Fritz Hermann hat mich ausgequetscht. Ich glaub, dass der Fritz Hermann das gesagt hat, weil er mich eben ausgequetscht hat, und wenn ich so etwas sag, dass ich die Peggy umgebracht hätte, dann ruft er die Polizei an.«
Frage: Lügt uns da der Fritz Hermann an?
Antwort: Das mit dem Würgen habe ich nicht gesagt.
Frage: Was hast du gesagt?
Antwort: Ich habe zu ihm nur gesagt, dass ich mit ihr geschlafen habe. Ich habe mit ihr Geschlechtsverkehr gehabt.
    Die Ermittler lassen nicht locker und bohren weiter: Wer Peggy getötet habe? Mirko Scholz? Oder womöglich er selbst? Wer dabei geholfen habe, die Leiche zu beseitigen? Tim, oder eher Ulvis Vater? Er müsse dazu doch Angaben machen können, schließlich habe er all dies bereits dem Hermann erzählt.
    Ulvi bleibt hatrnäckig und wiederholt: »Das habe ich nicht gesagt.«
Frage: Hast du irgendjemandem erzählt, »hoffentlich finden sie die Leiche nicht«?
Antwort: Das habe ich nicht gesagt.
    Das Verhör läuft damit letztlich kaum anders als frühere durch die erste Sonderkommission. Ulvi Kulac bestreitet vehement, etwas mit dem Verschwinden von Peggy zu tun zu haben. Das Geständnis, von dem V-Mann-Zeuge Fritz Hermann immer wieder gesprochen hatte, lässt sich so fürs Erste nicht rekonstruieren.
    Aber Kriminaldirektor Wolfgang Geier ist entschlossen, diese Spur nicht so schnell aufzugeben. Offenbar hat er sich selbst unter Druck gesetzt, indem er amtsintern schon ein schnelles Ende der Ermittlungen mitsamt geständigem Täter angekündigt hatte. Das belegt auch unser Interview mit Günther Beckstein, der sich mehr als zehn Jahre später an die Information erinnerte, ein Verdächtiger sei ins Visier genommen worden. Ulvi, jener, wie er sich ausdrückte, »nicht gerade als Intelligenzbolzen verschriene Mann«. Endlich, mag Beckstein damals gedacht haben, endlich endet dieser Fall mit seinen endlosen Ermittlungen, der schlechten Presse und der Unruhe in Oberfranken.
    *
    Am 29. April 2002, zwei Monate nach der unergiebigen Befragung von Ulvi Kulac, besuchen die Ermittler der Soko 2 den Mann, auf dessen Aussage sich der Verdacht gegen Ulvi maßgeblich stützte – Fritz Hermann. Es ist ein offenes Gespräch, das die Männer in einem Zimmer der forensischen Psychiatriestation VI führen. Interessanterweise geht es diesmal nicht mehr nur um die Frage, was Ulvi angeblich gestanden haben soll, sondern konkret darum, wie er diese Taten benannt, welche Worte er dafür angeblich benutzt hat. Hat er von Vergewaltigung gesprochen? Von Erdrosseln?
    Hermanns Antwort: »Sinngemäß ja, aber nicht, wie es halt niedergeschrieben worden ist. Der Ulvi hat z.B. nie gesagt ›vergewaltigt‹, er hat immer gesagt ›ficken‹ oder was weiß ich alles, und ›gewürgt‹ und ›gedrosselt‹ auch nicht, sondern: ›Ich hab sie halt am Hals gepackt.‹«
    Dann erzählt der V-Mann die ganze Geschichte noch einmal von vorn, nur, dass er wieder ein paar Details verändert. Weil er sich an seine ursprünglichen Fassungen nicht mehr erinnert? Die Leiche landet jetzt statt in einem Bach in einem Teich. Der Teich befindet sich nicht an der Straße Richtung Lobenstein, sondern irgendwo an der Autobahn Richtung Chemnitz. Statt mit Süßigkeiten soll Ulvi jetzt versucht haben, Peggy mit Geld und Spielsachen zum Schweigen zu bringen.
    Als den Beamten auffällt, dass er das eine oder andere Detail auch schon einmal anders präsentiert hatte, antwortet Hermann clever: »Oh, der Mann hat so viel erzählt.« Immer wieder sei er mit neuen Versionen dahergekommen. Trotzdem habe er sich schwer bemüht, das Geständnis aus Ulvi herauszubekommen, rühmt sich der V-Mann vor den Polizisten. »Ich hab halt nicht lockergelassen, weil ich immer davon überzeugt war, dass er diese Peggy umgebracht hat und irgendwie auch verschwinden lassen hat.« Sogar mit Fangfragen habe er ihn gelockt, wie zum Beispiel: »›Du hättest sie doch nicht gleich umbringen müssen.‹ Dann hat er gesagt, er wollte es ja nicht, aber sie hat geschrien.« Und das habe er eben nur ihm, dem Hermann, gesagt, obwohl er es vermutlich hatte geheim halten wollen. Ja, sogar hätte geheim halten müssen, weil: »Meine Mutti hat zu mir gesagt, ich darf nichts sagen«, zitierte Hermann Ulvi.
    »Hat er wörtlich gesagt, dass seine Mutter gesagt hat, er darf nichts sagen?«, erkundigt sich einer der Vernehmer.
    »Ganz genau«, antwortet Hermann. Trotz dieses »Versprechens« habe

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