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Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Titel: Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Jung , Christoph Lemmer
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seien arbeiten gewesen. Sein Verhältnis zu Peggy sei außergewöhnlich innig gewesen, behauptete Thorsten. »Die Peggy ist damals deshalb gerne auch zu Kaisers gekommen, weil ich da war. Wir haben uns kennengelernt, und es waren gegenseitige Sympathien da.«

    Wir haben Peggys beste Freundin Sandra Kaufmann gefragt, ob Peggy jemals von Thorsten erzählt habe. Nein, nie, antwortet sie. Hätte Peggy ihr von ihm erzählt, wenn die beiden tatsächlich so innig miteinander befreundet gewesen wären? Sandra ist sich sicher: »Das hätte sie mir erzählt.«

    Welcher Art diese Sympathien gewesen seien, fragte der Beamte, denn immerhin sei Thorsten ja doppelt so alt wie das Mädchen. Darauf dieser: »Die Sympathien waren geschwisterlich, eindeutig. Sie hat mir auch oft gesagt, dass sie gerne mit mir nach Halle gehen würde und meine Schwester sein will.«
    Der Polizist hakte nach: »Gab es zwischen Ihnen und Peggy irgendwelche Zärtlichkeiten?«
    »Eigentlich nicht.«
    Nachfrage: »Was heißt eigentlich?«
    Thorsten: »Wenn wir uns gesehen haben, haben wir uns bei der Begrüßung in den Arm genommen.«
    Und was war mit Küssen oder anderen Zärtlichkeiten?
    »Nein, es gab keine weiteren Zärtlichkeiten.«
    Tatsächlich nicht? Kommissar Holzer hatte sich auf das Verhör vorbereitet. Er hatte ein Foto gesehen, das Thorsten mit Peggy zeigt. Auf diesem Bild beugt er sich von hinten über sie und nimmt sie in den Arm. Holzer sprach ihn darauf an. Thorsten fiel auch dazu eine Erklärung ein: »Ja, das Foto gibt es, das hat damals mein kleiner Halbbruder gemacht. Der Chris war nämlich mal in Lichtenberg dabei.«

    Der Ermittler versuchte es mit einer abrupten Überrumpelung und wechselte unvermittelt das Thema: »Haben Sie einen Pkw?«
    Statt eines einfachen Ja oder Nein holte Thorsten etwas aus: »Die zwei Trabanten im Hof sind nicht mehr fahrbereit, der Ford gehört dem Vater, der Kadett ist abgemeldet und hat dem Maik Kaiser gehört.«
    Nachfrage: »Fahren Sie manchmal ein bisschen mit dem Auto herum?«
    »Ja, hier auf dem Gelände mit dem Kadett.«
    »Fahren Sie auf öffentlichen Straßen herum?«
    »Diese Frage möchte ich nicht beantworten.«
    Dann überlegte er es sich anders und antwortete doch. Er sei allenfalls »auf einem Feldweg in der Nähe herumgefahren«, sagte Thorsten Engelhard. Aber er blieb dabei, dass er »noch nie auf öffentlichen Straßen« unterwegs gewesen sei. Und unaufgefordert fügte er hinzu, er sei sich »absolut sicher«, dass er »noch nie mit einem Auto ohne Führerschein in Lichtenberg« gewesen sei.

    Kommissar Holzer wechselte erneut das Thema und fragte Thorsten, was er bei seinem Besuch im Sommer 2000 mit Peggy unternommen habe. Der antwortete: »Wir waren auch draußen unterwegs auf einem Spielplatz, wir waren hinten in einem Waldstückchen. Ich war meistens nur allein mit ihr unterwegs.«
    Während Thorsten noch sprach, betrat Dietlinde Engelhard das Zimmer. Sie hatte seine letzten Worte mitgehört und plauderte arglos aus, dass sie mit ihrem Mann und Thorsten zuletzt im Januar 2001 in Lichtenberg gewesen seien. Das war jetzt eine echte Überraschung! Gerade eben hatte Thorsten noch erklärt, im Sommer 2000 zum letzten Mal bei den Kaisers gewesen zu sein, und dabei ausdrücklich betont, er sei sich dessen absolut sicher. Kommissar Holzer beobachtete Thorstens Reaktion und notierte: »Der Zeuge denkt jetzt nach und meint, sich erinnern zu können, dass er im Januar bei dem Besuch in Lichtenberg dabei gewesen ist.« Und gleich darauf sagte Thorsten: »Jetzt fällt’s mir ein.« Es sei kalt gewesen, er habe Eis von den Autoscheiben kratzen müssen, »es kann also im Januar dieses Jahres gewesen sein«.
    Kommissar Holzer kam auf den Zettel in Peggys Schulheft zu sprechen: »Haben Sie die Postanschrift aufgeschrieben?«
    Thorsten: »Ja, die Anschrift hat sie von mir.«
    »Warum haben Sie die Anschrift aufgeschrieben?«
    »Ja, weil sie eigentlich vorhatte, mir zu schreiben, und ich hatte auch vor, ihr zu schreiben. Es ist aber nie dazu gekommen.«
    »Das ist aber schon eigenartig, oder?«
    »Ja, das gebe ich zu.« Nicht einmal telefoniert hätte er mit Peggy. Sie habe sich nie bei ihm gemeldet.
    Und schließlich forderte der Kommissar Thorsten auf: »Schildern Sie den Tagesablauf des Montag, 7. Mai 2001.«
    Thorsten antwortete nach einer Nachdenkpause: »Da war ich vormittags sicher in der Schule, und nachmittags war ich wie üblich in einem Klubhaus in der Nähe von Gröbers.« Mit Klubhaus

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