Der Fall von Katara
Kugelschreibers und hatte dabei vergessen, dass sie auf diese Weise den Sprengmechanismus aktiviert hatte. Plötzlich fing der Kugelschreiber leise zu ticken an. Ihr fuhr der Schreck in die Glieder. Ab jetzt hatte sie nur noch fünf Sekunden Zeit, die tickende Bombe wegzuwerfen. Sie suchte hektisch eine geeignete Stelle. In hohem Bogen schleuderte sie den Kugelschreiber auf den Gutzwerg-Platz. Er rollte neben die Büste und blieb dort liegen. Frau Alonis nahm ihre Tasche, rannte in Deckung und warf sich flach auf den Boden. Im Kugelschreiber schwebte ein Atto-Gramm Antimaterie inmitten eines Magnetfeldes. Die Hülle war aus einer Germaniumlegierung, die sich bei einer Explosion in Zigtausende von spitzen Nadeln verwandelte. An den Nadelspitzen klebte eine Mixtur, die aus konzentriertem Kegelschneckengift gewonnen wurde. Nur eine einzige präparierte Nadel führte zu einem schnellen Tod, wenn man nicht innerhalb weniger Sekunden das Gegengift parat hatte. Mit einem lauten Knall explodierte die Kugelschreibersplitterbombe. Unzählige Nadeln schossen in nur jede erdenkliche Richtung weg. Sie zischten so laut, dass man hätte meinen konnte, siedende Dampfkessel würden durch die Luft sausen. Aua!
Eine Giftnadel hatte Frau Alonis am kleinen Finger erwischt. Sie war jetzt vergiftet. Das Blut kochte in ihren Adern. Sie riss die Nadel heraus und öffnete, so schnell sie konnte, ihre Tasche. Dann holte sie das Adrenalin-Gegengift hervor. Der Injektor war eindeutig durch seine Form erkennbar. Die Hände von Frau Alonis zitterten wie Espenlaub. Der Injektor sah aus wie eine runde Bonbondose und hatte Saugnäpfe an seiner Unterseite. Er funktionierte auf Hautkontakt, wenn man die richtige Stelle erwischte. Sobald der Injektor an die Halsschlagader angesetzt werden würde, würde er sich festsaugen und ein Gegengift in die Ader injizieren; nur musste alles sehr schnell gehen.
Als Frau Alonis endlich die richtige Stelle gefunden hatte, saugte sich der Injektor wie ein Schuljunge, der ihr einen Knutschfleck verpassen wollte, fest und stieß eine Kanüle mit Gegengift in ihre Halsschlagader. Anschließend blies er auf das Einstichloch und klebte ein kleines Beruhigungspflaster darauf. Danach piepste er dreimal und signalisierte, dass er abgenommen werden konnte. Das pure Adrenalin schoss plötzlich durch ihren Körper. Sie schnaubte wie ein Walross und riss sich die Dose vom Hals. Ihre Augen quollen hervor, während sie einen ohrenzerschmetternden Kampfschrei ausstieß. Sie war nun hellwach und sehr aggressiv. Die Wirkung des LSDs trat in den Hintergrund.
Die Schwarze Dame zog ihre Pistole hervor, entsicherte die Waffe und lief auf die Bank zu, auf der immer noch dieser Gutzwerg saß, obwohl er von vielen Giftpfeilen getroffen worden war. Sie steckten in seinen Armen, in seinen Beinen und auch in seinem Kopf. Frau Alonis richtete den Lauf ihrer Pistole auf sein Gesicht und ging langsam auf ihn zu.
„So leicht bekommst du mich nicht, MUTTER“, brüllte sie wutentbrannt und feuerte ein ganzes Magazin Dumdumgeschosse auf den Gutzwerg ab, der mit jedem Treffer schaumähnliche Masse verlor, die in kleinste Teilchen zerfiel und zu einer glitzernden Regenbogenstaubwolke wurde. Der Körper auf der Bank löste sich vollständig auf. Ein eigenartiger Geruch lag auf einmal in der Luft. Dann hörte sie plötzlich Schritte.
„Was ist hier los?“, fragte Rotbert Hänsen, der die Richtung geändert hatte und jetzt auf dem Gutzwerg-Platz erschien.
„MUTTER hat gedacht, sie könnte mich austricksen. Doch sie hat sich getäuscht“, sagte Frau Alonis zu ihm. Rotbert erkannte die Stimme seiner Ex-Chefin, vor der er immer noch einen großen Respekt hatte.
„Äh, was machen Sie eigentlich hier?“, fragte er vorsichtig.
„Ich suche unser Flugzeug. Kennst du den Weg zur Parkbucht?“, fragte sie ihn.
„Wo bin ich hier?“, wollte Rotbert wissen.
„Du bist auf dem Gutzwerg-Platz“, sagte sie ungeduldig.
„Unser Silberpfeil ist aber kaputt“, meinte er.
„Das weiß ich auch. Ich brauche jedoch die zweite Tarnkappenbomberjacke. Ich habe noch eine Rechnung zu begleichen.“
„Ich glaube, es geht hier entlang“, sagte der verwirrte Rotbert.
„Vorsicht! Pass auf, wo du hintrittst! Der Boden ist mit giftigen Nadeln übersät“, schrie sie, zog ihn am Kittel und führte ihn auf die Straße. „Von wo bist du gekommen? Aus welcher Richtung?“, fragte sie ihn. Er überlegte und zeigte danach in eine bestimmte Richtung. „Gut, dann
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