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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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des Regenbogens und riesige Schuhe tragen, die –«
    »Sie waren ein Clown?«, fragte Sara lachend.
    »Genau – der Clownassistent von Max Marcus, Clevelands überschätztem Zauberer.«
    »Sie waren tatsächlich ein Clown?«, fragte Sara lachend.
    »Lachen Sie nur! Aber ich war wirklich gut. Ich hatte sogar meine eigene Clownidentität.«
    »Wirklich? Und wie sah die aus? Haben Sie den armen Kleinen so lange Angst gemacht, bis sie alles zugaben? Haben Sie beide so eine Art Guter-Clown-böser-Clown-Nummer abgezogen?«
    »Ich muss zugeben, an der Auslegung der Figur hätte ich noch ein wenig feilen müssen. Aber ich legte mir sofort einen Namen zu. Ich hieß vom ersten Tag an Slappy Kincaid.«
    Sara lachte schallend los. »Slappy Kincaid? Was soll denn das für ein Name sein?«
    »Was haben Sie daran auszusetzen? Ist doch ein toller Name für einen Clown!« Während Sara weiterlachte, fuhr Moore fort: »Jetzt kennen Sie meine peinlichste Geschichte. Und nun sind Sie dran. Warum hat man Sie entlassen?«
    Sara beruhigte sich nur langsam wieder. »Ich muss Sie warnen, es ist gar nicht so dramatisch. Besonders, wenn man es mit Ihren Auftritten als Clown vergleicht …«
    »Fangen Sie einfach an.«
    »Okay. Als ich letztes Jahr meine jährliche Beurteilung hatte, teilte mir William Quinn, der Vorsitzende des Vorstands, mit, dass ich nicht Teilhaberin werden könnte. Der einzige Grund, warum ich die letzten zwei Jahre wie eine Verrückte geschuftet hatte, war natürlich der, dass Quinn mir versichert hatte, ich hätte gute Chancen, Teilhaberin zu werden. Aber offensichtlich lief nicht alles wie geplant, weshalb er mir nahe legte, die Kanzlei zu verlassen. Da ich jedoch gut sechs Jahre meines Lebens bei ihnen verbracht habe, böte er mir an, notfalls noch vier Monate bleiben zu können.«
    »Wie nett von ihm.«
    »Der Mann war die Nettigkeit in Person. Wie dem auch sei, ich lächelte, bedankte mich und verließ in aller Ruhe sein Büro. Bis ich zurück in meinem Büro war, hätte ich Quinn am liebsten mit einer Brechstange den Schädel eingeschlagen. Und in diesem Moment entdeckte ich die entzückende kleine E-Mail, die er mir geschickt hatte. Darin wies er mich daraufhin, die vier zusätzlichen Monate, über die wir gesprochen hätten, seien mit einer kleinen Bedingung verbunden: Ich dürfte keinem der anderen jungen Anwälte in der Kanzlei erzählen, dass ich entlassen worden sei – ich sollte sagen, ich sei aus freien Stücken ausgeschieden. Offensichtlich machten sie sich Sorgen, was die jüngeren Mitarbeiter denken könnten, wenn sie erfuhren, dass ihnen die Kanzlei zwar den Aufstieg zum Teilhaber in Aussicht stellte, sich aber dann nicht an diese Zusage hielt. Als Gegenleistung dafür, dass ich die Arbeitsmoral der Mitarbeiter nicht untergrub, wurden mir also bessere Kündigungsmodalitäten zugestanden.«
    »Und das hat Ihnen dieser Idiot per E-Mail mitgeteilt?«
    »Allerdings. Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass ich mir meinen Teil dachte und sein Angebot höflich ablehnte, um dann jedoch, in einem Moment größter persönlicher Genugtuung, sein Schreiben und meine Antwort darauf an sämtliche Mitarbeiter von Winick und Trudeau zu verteilen.«
    »Ich muss sagen, das war unglaublich durchdacht von Ihnen.«
    »Ich war wütend und brannte auf Rache – genau die richtige Gelegenheit, um mal so richtig die Sau rauszulassen. Nachdem ich sechs Jahre in den Wind geschossen hatte, wollte ich außerdem verhindern, dass sie den anderen Anwälten denselben Streich spielten. Das waren schließlich meine Freunde. Nach dem Motto: Wenn Sie mich rauswerfen wollen, meinetwegen, aber erwarten Sie bitte nicht, dass ich Ihnen auch noch helfe, Ihr schmutziges Geheimnis zu hüten.«
    Lachend fragte Moore: »Und was haben Sie gemacht, als Quinn es erfuhr?«
    »Was konnte ich schon viel machen? Als er in mein Büro gestürmt kam, erklärte ich ihm, ich machte ihn persönlich dafür verantwortlich, sechs Jahre meines Lebens vergeudet zu haben. Er nannte mich eine unterbelichtete, hohlköpfige Platzverschwendung; ich nannte ihn eine aufgeblasene, herrschsüchtige Flasche in Nadelstreifen. Als ich nach dem Mittagessen in mein Büro zurückkam, waren meine Sachen bereits gepackt. Natürlich bekam ich die vier Monate nicht. Im Nachhinein glaube ich, es war eine sehr stark psychisch geprägte Reaktion, aber damals schien es mir wirklich die beste Lösung zu sein. Aber selbst wenn das Ganze ziemlich peinlich war, hatte ich –«
    »Sara, Sie

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