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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Ich folgte ihr, und sie lenkte mich zu einer Truhe.
     In der Truhe lag ein Messer, an dem Blut klebte, und ein blutbeflecktes Kleid, das Liadin gehörte.«
    Er schwieg so lange, dass Fidelma ihn mahnte: »Und wie weiter?«
    »Ich habe den Boten zu Irnan zurückgeschickt, er sollte ihr berichten, was wir entdeckt hatten. Für mich gab es nicht den
     geringsten Zweifel, dass Liadin dieses Blutbad angerichtet hatte.«
    »Warum?«
    Der junge Mann blinzelte. »Warum?«, wiederholte er, von ihrer Frage überrascht. »Weil ich das Messer und das Gewand gefunden
     hatte. Sie waren in einer Truhe in Liadins Kammer versteckt. Das Kleid gehörte Liadin, sie hat es oft getragen.«
    |384| »›Versteckt‹ ist in diesem Fall wohl kaum das richtige Wort, Conn«, bemerkte Fidelma. »Eine Blutspur hat dich zur Truhe geführt.«
    Er tat ihren Hinweis mit einem Achselzucken ab.
    »In ihrer panischen Angst, die Beweise für ihre Schuld zu verbergen, hat sie die Bluttropfen wahrscheinlich nicht bemerkt.«
    »Könnte sein. Doch das ist bloße Vermutung. Angenommen, du hättest diese Tat begangen, wärst du dann in deine Kammer geeilt,
     um Waffe und blutbesudeltes Gewand zu verstecken? Auch ohne Blutspur würde man doch später die besagte Kammer absuchen.«
    Das verwirrte Conn. »Da hast du schon recht, Schwester. Aber die Einzige, die den Mord begangen haben kann, ist Liadin, und
     dafür gibt es einen guten Grund.«
    Fragend zog Fidelma die Augenbrauen hoch. »Nämlich?«
    »Scoriath war ein Krieger. Er war kräftig und in allen Kampfkünsten geübt. Und doch hat er dem Mörder den Rücken zugewandt
     und es geschehen lassen, dass er ihm von hinten um den Hals greift und ihm die Kehle aufschlitzt. Der Einschnitt begann links
     am Hals, und dann hat man die Klinge über die Kehle nach rechts gezogen. Nur jemand, dem Scoriath voll vertraute, konnte so
     dicht hinter ihm stehen und die Tat vollbringen. Wer aber sonst genoss sein ganzes Vertrauen, wenn nicht die Frau, mit der
     er zusammenlebte?«
    Einige Minuten saß Fidelma still und überlegte. »Hätte ihm die Verwundung nicht auch ein Linkshänder beibringen können, der
     Scoriath gegenüberstand?«
    Wieder blinzelte Conn. Offensichtlich war das eine Angewohnheit, die andeutete, dass er nachdachte. »Aber Liadin ist Rechtshänderin.«
    »Gut, lassen wir das«, sagte Fidelma mehr zu sich.
    |385| Conn ging achtlos über ihren Einwurf hinweg. »Wenn der Mörder vor Scoriath gestanden hätte, wäre es ihm ein Leichtes gewesen,
     den Angriff abzuwehren.«
    Das musste ihm Fidelma stillschweigend zubilligen. »Fahre mit deinem Bericht fort, Conn. Du sagst, du hast den Boten zu Irnan
     geschickt. Was geschah dann?«
    »Ich stand noch da und prägte mir die Szene ein, da hörte ich draußen vorm Haus ein Geräusch. Ich ging zur Tür, riss sie auf
     und ertappte Liadin, wie sie sich ins Gebäude stehlen wollte, wahrscheinlich um sich Messer und Kleid aus ihrer Kammer zu
     holen.«
    »Das ist wieder eine reine Vermutung deinerseits«, rügte ihn Fidelma.
    »Sei’s drum«, meinte Conn ungerührt. »Jedenfalls stand Liadin vor der Tür, und ich habe sie festgenommen. Gleich darauf kam
     Irnan mit Rathend, dem Brehon. Liadin wurde in Gewahrsam gebracht. Mehr habe ich nicht zu berichten.«
    »Hast du Scoriath gut gekannt?«
    »Gut eigentlich nicht, bis auf die Tatsache, dass er Hauptmann der Leibwache war.
    »Warst du eifersüchtig auf ihn?«
    Die Frage traf Conn unvermittelt und schien ihn zu verunsichern.
    »Eifersüchtig?«
    »Scoriath war ein Fremder hier«, setzte ihm Fidelma auseinander. »Ein Gallier. Und doch hatte er unter den Uí Dróna ein hohes
     Amt inne. Hat es dich nicht gewurmt, dass ein Fremdling ein solches Ansehen genoss?«
    »Er war ein guter Mann, ein prächtiger Kämpfer. Es kommt mir nicht zu, Entscheidungen in Frage zu stellen, die von den Ratgebern
     des Königs oder von meinem Stammesfürsten getroffen werden. Für mich galt, er war ein tüchtiger Krieger. Und |386| was das hohe Amt angeht … Ich selber bin doch der erwählte Nachfolger des Stammesfürsten, welchen Grund sollte ich gehabt
     haben, auf ihn eifersüchtig zu sein?«
    »Und welche Beziehung hattest du zu Liadin?«
    Überzog seine Wangen eine leichte Röte?
    »Überhaupt keine«, knurrte er kurz angebunden. »Sie war Scoriaths Ehefrau.«
    »Eine gute Ehefrau, soviel du weißt?«
    »Ich denke schon.«
    »Auch eine gute Mutter?«
    »In derlei Dingen kenne ich mich nicht aus. Ich bin unverheiratet.«
    »Wenn

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