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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Handbewegung auf, sich hinzusetzen, aber er blieb stehen.
    »Hast du schon einmal Bruder Fergal sein
stramóiniam
gebracht?«, begann sie ihre Befragung.
    Congal blinzelte verwundert.
    »Nein«, erwiderte er. »Fergal hat seine Arznei gegen das Asthma bei Iland, dem Kräuterheiler, gekauft.«
    »Gut. Nun, ich habe gehört, wie du die Leiche deiner Schwester gefunden hast. Ehe du den Bericht des Brehon über diese Entdeckung
     bestätigst, möchte ich, dass du mir sagst, warum du deine Schwester in Bruder Fergals Hütte gesucht hast, als du sie vermisstest?«
    Congals Gesicht verdunkelte sich.
    »Weil Barrdub in ihn vernarrt war. Er hatte sie verzaubert, und er hat sie ausgenutzt.«
    »Verzaubert? Wieso sagst du das?«
    Congals Stimme klang aufgebracht.
    »Ich kannte doch meine Schwester, oder nicht? Seit Fergal hier im Dorf ist, hat Barrdub ihn mit Kuhaugen angeschaut. Ständig
     erfand sie irgendwelche Ausflüchte, um ihn zu besuchen oder ihm beim Aufbau seiner Hütte zu helfen. Es war widerlich.«
    |111| »Warum denn widerlich?«, warf der Brehon ein, den die Sache plötzlich interessierte. »Wenn sie Fergal haben wollte und er
     sie, dann hätte doch nichts dagegen gesprochen, außer dass sie deine Zustimmung brauchte oder warten musste, bis sie das Alter
     der Wahl erreicht hatte. Du weißt so gut wie ich, dass alle Diener Christi das Recht haben, den Partner ihrer Wahl zu heiraten,
     bis hinauf zu den Äbten oder Äbtissinnen.«
    »Es war so widerlich, weil sie mit Rimid verlobt war«, beharrte Congal.
    »Und doch«, sagte der Brehon vorsichtig, »warst du mit Rimid als Ehemann für Barrdub auch nicht einverstanden, ehe Fergal
     hier eintraf.«
    Congal errötete.
    »Was hattest du gegen Rimid einzuwenden?«, fragte Fidelma dazwischen.
    »Er …«
    »Er konnte nicht den vollen Brautpreis aufbringen«, erwiderte der Brehon, ehe Congal zu antworten vermochte. »Das stimmt doch?«
    »Das Gesetz über den Brautpreis ist so alt wie Éireann. Niemand heiratet, ohne der Familie der Braut eine Entschädigung zu
     zahlen.«
    »Bist du Barrdubs einziger Angehöriger?«, fragte Fidelma.
    »Sie hat mir den Haushalt geführt. Wäre sie fortgegangen, hätte ich niemanden mehr gehabt. Es ist nur recht und billig, dass
     man mir nach unserem uralten Recht da eine Entschädigung gezahlt hätte.«
    »Wahrscheinlich hast du den gleichen Einwand gegen ihre Verbindung mit Fergal vorgebracht? Als Mönch konnte er ja gleichfalls
     keinen Brautpreis bezahlen.«
    Congal erwiderte mürrisch: »Davon war nie die Rede. Er wollte sie doch gar nicht heiraten. Er hat meine Schwester ausgenutzt, |112| und als sie zu ihm ging und von Ehe faselte, hat er sie umgebracht.«
    »Das ist noch nicht bewiesen«, erwiderte Fidelma. »Wer sonst wusste von dem Verhältnis zwischen deiner Schwester und Fergal?«
    »Niemand«, sagte Congal rasch. »Meine Schwester hat es mir nur sehr widerwillig eingestanden.«
    »Du hast es also für dich behalten? Bist du sicher, dass sonst niemand davon wusste? Was ist mit Rimid?«
    Congal zögerte, hielt die Augen auf den Boden gerichtet.
    »Ja«, murmelte er zögernd. »Rimid wusste davon.«
    »Dann möchte ich als Nächsten Rimid sprechen«, erklärte Fidelma dem Brehon. Sie wandte sich um und wollte gerade gehen, hielt
     dann inne, um einige Blumen- und Kräuterbündel anzuschauen, die zum Trocknen an der Wand neben dem Kamin hingen.
    »Was für ein Kraut ist das?«
    Congal schaute sie eine Weile nachdenklich an.
    »Ich verstehe nichts von derlei Dingen. Barrdub hat all unsere Kräuter für die Küche gesammelt.«
    Draußen warf der Brehon Fidelma einen langen, fragenden Blick zu.
    »Du interessierst dich sehr für Kräuter«, meinte er.
    Fidelma nickte. »Wusstest du, dass Bruder Fergal an Asthma leidet und dass er die Angewohnheit hat, jeden Abend den Rauch
     von brennenden Blättern des Krauts
stramóiniam
zu inhalieren oder einen Tee aus ähnlichen Kräutern zu trinken, um besser atmen zu können?«
    Der Brehon zuckte die Achseln. »Manche Leuten leiden an dieser Krankheit«, gestand er ihr zu, war aber trotzdem verwundert
     über ihre Anmerkung. »Ist das wichtig?«
    »Wo kann ich Rimid finden?«
    |113| »Er könnte um diese Zeit noch bei der Arbeit sein.« Der Brehon seufzte.
    Fidelma zog eine Augenbraue in die Höhe. »Ich hatte den Eindruck, dass Rimid nicht arbeitet, da mir doch Congal erklärt hat,
     dass er nicht in der Lage war, den Brautpreis zu bezahlen.«
    Der Brehon lächelte über das ganze

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